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Fische und der Klimawandel

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Unsere heimischen Fische kommen an ihre Grenzen! Die Elbe meldet 26 Grad, am Main werden bereits über 27 Grad gemessen und der Rhein ist Spitzenreiter mit über 28 Grad.

Selbst die Ostsee steht mit 25 Grad Wassertemperatur dem Mittelmeer in nichts nach. Für viele unserer heimischen Fischarten ist das mittlerweile der pure Überlebenskampf, dies erklärt der Deutsche Angelfischer-Verband (DAFV) in einer Pressemitteilung.

Je höher die Wassertemperatur, desto weniger Sauerstoff

Das Problem: Je höher die Wassertemperatur, desto weniger Sauerstoff kann im Wasser gelöst werden und steht somit den Fischen bei der Atmung nicht zur Verfügung. Fische nehmen in der Regel den Sauerstoff über ihre Kiemen auf. Je höher also die Temperaturen steigen, desto problematischer wird Sauerstoffversorgung für die Fische. Die Fische drohen zu ersticken.

Neben der Sauerstoffproblematik, wirken sich die hohen Wassertemperaturen in unseren Gewässern in diesem Sommer aber auch auf die zellulären und biochemischen Prozesse der Fische aus. Der gesamte Metabolismus der Fische ist betroffen. Das Wachstum und die Fruchtbarkeit wird beeinträchtigt, der Reproduktionserfolg wird gemindert und als wäre das nicht genug, steigt mit der Wassertemperatur auch die Generationszeit von Krankheitserregern. Die Tiere werden anfällig für Parasitenbefall und können sich nicht mehr ausreichend regenerieren.

Fische sind wechselwarme Organismen. Sie sind also direkt von der Temperatur in ihrem Umfeld abhängig und passen ihre eigene Körpertemperatur entsprechend an. Auf Grund unterschiedlicher Gewässerstrukturen und einem daraus resultierendes Temperaturregime, haben Fische art- und individuenspezifische Ansprüche entwickelt. So findet man die forellenartigen Fische häufig in kühlen Bächen und Flüssen. Sie haben einen deutlich engeren Temperaturtoleranzbereich entwickelt als z.B. die karpfenartigen Fische.

Fischarten, die sich an kühlere Temperaturen angepasst haben, werden auch als kaltstenotherme Arten bezeichnet. Ihre Laichzeit liegt meist im Winter. Warmstenotherme fühlen entsprechend bei höheren Wassertemperaturen wohler. Als eurytherm gelten Arten, die eine besonders weite Temperaturtoleranz haben. Die Fortpflanzungszeit der eurythermen und der warmstenothermen Arten lassen sich nicht so einfach differenzieren.

Äschen benötigen vergleichsweise kühle Wassertemperaturen. Am Bodensee-Untersee sind sie derzeit durch die Hitzewelle akut bedroht. Bilder: DAFV, Olaf Lindner

Alle Fische haben also eine Wohlfühltemperatur ausgebildet. Steigt oder aber fällt die Wassertemperatur über oder unterhalb des optimalen Bereichs, führt dies bei Fischen zu Stress, Schädigung oder Tod. Bei Temperaturen über 41 – 42 °C ist selbst bei den Arten, die besonders warme Temperaturen aushalten können ein Limit erreicht – das tierische Eiweiß beginnt sich zu zersetzen.

Können Fische schwitzen?

Nein! Fische können nicht schwitzen. Umgekehrt können sie auch nicht erfrieren in kaltem Wasser, denn Fische sind wechselwarme Tiere, d.h. sie passen ihre Körpertemperatur und damit ihren Kreislauf, Stoffwechsel der Umgebungstemperatur an. Dafür benötigen die Fische Energie. Mit steigender Wassertemperatur nimmt also zunächst die Fressaktivität zu. Fallen die Temperaturen wieder, senkt sich auch die Stoffwechselrate eines Fisches wieder ab und er reduziert seine Nahrungsaufnahme.

Können Fische einen Sonnenbrand bekommen?

Ja! Besonders Fische mit einem hohen Anteil an hellen Pigmenten, also einer hellen Färbung sind besonders anfällig gegen UV-Strahlung. Besonders in klaren Gewässern kann es bei starker Sonneneinstrahlung zu Schädigungen der Schleimhaut kommen. Die gereizte Rückenpartie kann besonders bei hohen Wassertemperaturen schnell von Keimen infiziert werden. Auch die Folgen von Klimawandel und Umweltverschmutzung wirken sich mittlerweile auf die Sonnenbrandgefahr bei Fischen aus. Wurde früher der schädigende UV-Anteil im Sonnenlicht mit Hilfe von gelöstem Kohlenstoff aus dem Wasser herausgefiltert, bewirkt heutzutage das Zusammenwirken von Treibhauseffekt und saurem Regen, dass die Gewässer wärmer und saurer werden und weniger Kohlenstoff gelöst ist. Die ultraviolette Strahlung kann also ungehindert eindringen.

Wann kippt ein Gewässer um?

Dieses Phänomen passiert im Sommer häufiger als bei kühleren Temperaturen, da ohnehin schon weniger Sauerstoff im Wasser gelöst ist. Aber: Hinter dem sogenannten „Umkippen” eines Gewässers steckt ein gravierendes ökologisches Problem, dass nicht durch den überhöhten Temperaturanstieg allein ausgelöst wird, sondern Auswirkung einer übermäßigen Eutrophierung ist. Betroffen sind längst nicht mehr nur unsere Stillgewässern, sondern immer häufiger auch die ausgebauten Fließgewässer unserer überprägten Kulturlandschaft. Die Einbringung von Nähstoffen (Nitrate, Phosphate) in die Gewässer fördert das Wachstum von Algen und anderen Wasserpflanzen. Sterben diese ab, kommt es zu Abbauprozesse durch Bakterien. Diese geschehen unter Verbrauch von Sauerstoff. Übersteigen die abbauenden, die aufbauenden Prozesse (Photosynthese), kann ein See umkippen. Häufiger Auslöser ist final eine sogenannte „rasante Eutrophierung“. Werden nach einem kräftigen Sommergewitter Straßenabrieb, Dünger bzw. Gülle und andere Nährstoffe in das ohnehin schon eutrophe Gewässer gespült, kann es zu einer massiven Überdüngung kommen.. In Folge der schlagartig ansteigenden Zehrungsprozesse wird dem Gewässer sämtlicher Sauerstoff entzogen und es überleben lediglich Bakterien, die sich auf einen sauerstofflosen (anaerobe) Abbauprozess beschränken können. Als “Nebenprodukt” entsteht ein faulig nach Methan und Schwefel riechender Schlamm.

„Alle warten auf den nächsten großen Regen. Endlich ein wenig Abkühlung und Wasser für die Felder, aber solche plötzlichen Starkregen nach einer langen Hitzeperiode können für die Fische fatale Folgen haben“, sagt der Geschäftsführer des Deutschen Angelfischerverband Alexander Seggelke.

Die „Wiederbelebung“ eines umgekippten Gewässers ist mitunter schwierig und die Sanierung durch ausbaggern oder belüften kompliziert und aufwendig.

Wasserentnahme und erwärmtes Kühlwasser

In heißen Wetterlagen, stellt die vermehrte Wasserentnahme durch landwirtschaftliche Betriebe ein zusätzliches Problem dar. Umso geringer die Wassermenge, umso schneller erwärmt sie sich. Dazu drohen Wasserkörper gänzlich trocken zu fallen. Kühlwasser für Kraftwerksbetreiber wird in der Regel zwar zurückgeführt, aber mit einer erhöhten Temperatur und heizt damit das Gewässer zusätzlich auf.

Wie verhalte ich mich bei einem Fischsterben?

Sehen Sie ungewöhnlich viele tote Fische im Wasser treiben, melden Sie dies bitte umgehend der Polizei. In der Regel berät das zuständige Wasserwirtschaftsamt die Polizei fachlich, übernimmt die Wasseranalytik, veranlasst Fischuntersuchungen und erstellt ein Gesamtgutachten.

Angler informieren zudem auch ihren angeschlossenen Verein bzw. Landesverband.Häufig werden Fischsterben durch Menschenhand hervorgerufen und sind in vielen Fällen kein Kavaliersdelikt. Dokumentieren sie gerne, aber fangen sie nicht selbstständig an, die Fische zu beseitigen, sie zu vergraben oder gar zu verfüttern.

Welche Auswirkungen hat der Klimawandel?

Der Klimawandel bringt einige heimische Arten an ihre Grenzen und sie werden lokal zurückgedrängt, andere wiederum erweitern ihre Lebensräume und breiten sich aus. Für wiederum andere stellt die Temperatur per se nicht das Problem dar, sondern die daraus resultierende Effekte.

Arten wie z.B. der Wels oder der Wolfsbarsch sind wärmeliebende Fische. Wie auch andere Fischarten werden sie sich mit steigenden Wassertemperaturen weiter in Richtung Norden ausbreiten. Forellen und Äschen bevorzugen kühle Temperaturen. Diese werden sich voraussichtlich höher in die Oberläufe zurückziehen. Ihr Lebensraum hat sich ohnehin durch Gewässererwärmung durch fehlende Beschattung und den fortschreitenden Gewässerausbau stark verändert.

Natürlicher Gewässerlauf mit Abschattung durch Uferbewuchs. Hier steigen die Wassertemperaturen nicht so schnell an.
Natürlicher Gewässerlauf mit Abschattung durch Uferbewuchs. Hier steigen die Wassertemperaturen nicht so schnell an.

Als wechselwarme Tiere sind Fische von der Umgebungstemperatur abhängig. Extreme Schwankungen oder lediglich die Erwärmung unserer Gewässer können sich auch auf die Fortpflanzung der Fische auswirken. Dabei stellt möglicherweise die zeitliche Verschiebung der Ei-Larvenentwicklung ein Problem in der Versorgung da. Während die adulten Fische beim Wander- und Laichgeschäft auf Wassertemperaturen reagieren, bleibt die Nahrungsgrundlage der Larven auf die lichtbeeinflusste Nahrungskette über Phyto- und Zooplankton angewiesen. Schlüpfen die Larven vermehrt früher als gewohnt, hat sich die Nahrungsgrundlage noch nicht entwickelt und die Jungfische verhungern.

Kleinere Fischarten haben es leichter

Mit steigenden Temperaturen wird immer weniger Sauerstoff im Wasser gelöst. Möglicherweise werden sich dadurch auch kleinere Fischarten etablieren, die ihren Körper mit weniger Aufwand versorgen können. Man denke an die vielen unterschiedlichen Arten die im warmen Wasser Mittel und Südamerikas und vorübergehend auch mit ihrer oberständigen Maulstellung den Sauerstoff aus den obersten Schichten des Wasser herausfiltern.

CO2 versauert die Gewässer

Aber auch indirekte Effekte des Klimawandels können in der Zukunft schwerwiegende Auswirkungen auf die Fische haben. Durch den erhöhten Eintrag von Kohlenstoffdioxid in unsere Gewässer kommt es zu einer stetigen Versauerung und zu einer zurückgehenden Filterkapazität von UV-Strahlung (s. Fische und Sonnenbrand). Eine noch deutlich größere Auswirkung könnte die stetige Versauerung auf die wohl bekannteste Nahrungskette in unseren Meeren haben – aufbauend auf Krill. Diese kleinen Krebstierchen bilden einen Kalziumpanzer aus. Durch die sinkenden PH-Werte könnte es passieren, dass sich dieser in dem zu sauren Umfeld nicht mehr bilden ließe und somit die Basis für das große Nahrungsnetz in den Meeren wegfallen würde.

Angler und Fischer setzen Schutzmaßnahmen um

Unsere heimischen Gewässer wurden über die Jahre stark verändert. Ihre natürliche Widerstandskraft vorübergehende Extreme abzupuffern ist stark zurückgegangen. Fehlende Abschattung, Verbauung, Stauhaltung, Kühlwasserentnahme und der ungebremste Eintrag verschiedenster Stoffe setzen den Gewässern und ihren angestammten Bewohnern stark zu. Der DAFV fordert in diesem Zusammenhang seit Jahren eine vertragsgemäße Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie. Dazu kümmern sich Angler und Fischer durch vielfältige Maßnahmen Gewässer und Fische akut aber auch langfristig zu schützen. Wir fordern die Politik auf, umzudenken und die guten Vorsätze auf Grundlage der Wasserrahmenrichtlinie auch endlich in Angriff zu nehmen.

-pm/dafv-

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