In großen Flüssen wie Rhein, Main oder Elbe muss der Köder oft mitten in der starken Strömung angeboten werden. Wie man bei diesen widrigen Verhältnissen Rotaugen und andere Friedfische fängt, verrät THOMAS KALWEIT.
Es ist nun mal so: Manchmal muss man einfach weit raus, auch im Fluss. So stehen die Barben bei Niedrigwasser oft in der Strommitte. Auch beim Brassen- und Rotaugenangeln ist ein Versuch in der Fahrrinne gerade in der warmen Jahreszeit Erfolg versprechend. Allerdings kann man bei dieser Art des Angelns viel verkehrt machen.
Mit den folgenden zehn Tipps zum Heavy Feedern bleibt der Spaß an dieser so erfolgreichen Methode nicht auf der Strecke.
1. Geflochtene Hauptschnur
Beim Angeln auf extreme Distanz ist geflochtene Hauptschnur Pflicht! Durch die fehlende Dehnung wird auch der feinste Zupfer an der Spitze angezeigt. Ich habe auf einer Unterfütterung mit 0,32er Monofil 130 Meter 0,14er Geflochtene – schnell sinkende Sufix Feeder Braid – aufgespult. Profis gehen sogar noch auf 0,10er runter. Ein weiterer Vorteil der Geflechtschnur: Gerade im Fluss oder bei Wind bietet sie geringsten Strömungswiderstand. Zudem bekommt man den Anschlag auf große Distanz besser durch.
2. Große Rolle
Eine Weitwurfspule mit perfekter Schnurverlegung ist eine Voraussetzung für weite Würfe. Auch sollte man eine eigentlich viel zu große Rolle verwenden, denn die lange Rute braucht ein gewisses Gegengewicht, vor allem bei rasanten Bissen. Damit man sich bei den Wurfweiten bis 80 Meter nicht müde kurbelt, ist eine Rolle mit hoher Übersetzung zu empfehlen. Ein großer Spulendurchmesser sorgt für eine hohe Einholgeschwindigkeit. So steigt das schwere Körbchen beim Einkurbeln wie ein Wasserskifahrer an die Oberfläche und kann sich nicht in der Steinpackung verhängen.
3. Vorfachlänge variieren
Sind nur kleinere Weißfische zu erwarten, kann man bis auf ein 0,14er Vorfach runtergehen. Beim Barbenangeln ist dagegen auch schon mal ein 0,25er Vorfach angebracht. Als Haken kommen 8er bis 14er Feederhaken zum Einsatz, die einen etwas weiteren Bogen und stärkeren Draht haben. Das sorgt für sicheren Halt im Drill. Beißen die Fische vorsichtig, ist ein 80 bis 100 Zentimeter langes Vorfach ideal. Steigen sie wie wild ein, kann man auf 50 Zentimeter runtergehen. Manchmal stehen die Fische auch im Mittelwasser, dann bringt ein langsam absinkendes Zwei-Meter-Vorfach den Erfolg.
4. Futter vom Vortag
Das Futter darf auf keinen Fall zu nass angemischt werden. Es muss sich luftig und fast noch trocken anfühlen, beim Zusammendrücken aber zu einer stabilen Kugel zusammenkleben. Am besten setzt man hier die handelsüblichen Feedermischungen ein, die man in geringer Strömung mit etwas Brötchenpaniermehl, in starker Strömung mit Hartweizenpaniermehl (von Brata oder Leimer) streckt. Ich gebe noch kleine Futterpartikel hinzu, damit die Fische auch etwas zu knabbern haben. Meine Favoriten sind gekochter Hanf, Dosenmais und, vor allem, viele Maden. Profis feuchten das Futter schon am Vortag an. Das ist gerade in „Ukeleiverseuchten“ Flüssen von Vorteil. Das lange Durchziehen der Mischung verhindert, dass Partikel an die Oberfläche steigen und so die nervigen Kleinfische an den Grund locken. Deshalb sieben die Spezis auch die Maden aus. Das Sägemehl verrät den Ukis nämlich auch unser Futterkörbchen am Grund.
5. Schnur in den Clip
Damit man immer die gleiche Stelle trifft, fixiere ich die Schnur nach dem ersten Wurf im Clip der Spule. Mit senkrecht hochgehaltener Rute muss man bei jedem Wurf die Wucht des Korbes abpuffern. Sind kapitale Fische zu erwarten, die auch einmal etwas Schnur von der Spule ziehen, kann die Wurfweite auch mit einem Stopperknoten fixiert werden, zum Beispiel mit Sufix Knot-it.
6. Schwere Körbchen
Ein schweres Körbchen (80 bis 120 Gramm) sorgt bei der Feederangelei im Strom dafür, dass der Korb auch an der angefütterten Stelle liegen bleibt. Beim Fischen mit der Schlaufenmontage schlagen sich viele – vor allem die rasant beißenden Fische – selbst an. An schlechten Beißtagen kann ein leichteres, in der Strömung langsam rollendes Körbchen (30 bis 50 Gramm) für Bisse sorgen. Man sucht so größere Areale nach Fischen ab. Aber Achtung: Ein wanderndes Futterkörbchen geht nicht nur auf Fisch-, sondern auch auf Hängersuche. Beim Barbenangeln in extremer Strömung kommen auch schwerere Feederkörbe zum Einsatz. Dann werden aber keine Gewaltwürfe gemacht, sondern man schlenzt den Korb nur noch vor die Füße bis an die Strömungskante.
7. Wenige Maden fangen mehr
Ich beginne den Angeltag immer mit einem 10er Haken am 0,18er Vorfach. Diesen vergleichsweise großen Haken beködere ich wie folgt: Eine Made fädele ich der Länge nach auf den Schenkel, dann stecke ich eine Madenpuppe auf den Haken und ködere nur noch eine einzelne Made an. Dieser spärlich bestückte Haken ähnelt eher einer Nassfliege als einem saftigen Madenbündel. Dadurch, dass die Hakenspitze weitgehend frei ist, schlagen sich viele Fische beim Biss selbst an. Zu viele Maden auf dem Haken wirken nämlich als Sperre. Die auftreibende Madenpuppe hebt im Wasser das Hakengewicht auf. Der Fisch kann den Köder so ohne Argwohn einschlürfen.
8. Schlagschnur
Eine Schlagschnur aus 0,28er bis 0,32er Monofil ist notwendig, weil sich eine auf die dünne geflochtene Schnur gebundene Montage bei jedem Wurf heillos verheddern würde. Auch würde sich die dünne Geflochtene bei den Gewaltwürfen mit den schweren Körbchen in den Zeigefinger einschneiden. Schließlich kommen da mit Futter gut und gerne mal 200 Gramm zusammen. Wenn größere Fische wie Barben oder kleine Karpfen zu erwarten sind, die dazu auch noch aggressiv beißen, schalte ich eine Schlagschnur mit viel Dehnung vor, zum Beispiel Maxima oder Berkley Big Game. Dieser Puffer sorgt dafür, dass die Fische in der kritischen Endphase des Drills nicht ausschlitzen. Für die Länge der Schlagschnur gilt die Faustregel: Rutenlänge plus zwei bis drei Meter, einige Klänge Mono sollten mindestens auf der Rolle sein. Beißen die Fische vorsichtig, knüpfe ich eine Schlagschnur aus dehnungsarmer Mono an, zum Beispiel Sufix Feeder Mono.
9. Viel werfen
Nur durch häufiges Einwerfen kommt Futter ins Wasser. Es bringt nichts, stundenlang mit einem bereits leeren Körbchen auf einen Biss zu warten. Profis machen zahlreiche Würfe mit gefülltem Körbchen, bevor sie mit dem Angeln beginnen. So bringen sie Futter an den Platz.
10. Zielgenau angeln
Das Geheimnis des Erfolges liegt in der Wurfpräzision. Nur wer bei jedem Wurf den Futterplatz trifft, füttert in einem eng begrenzten Areal. Wie beim Karpfenangeln sollte man am besten eine Landmarke am gegenüberliegenden Ufer anpeilen und zentral über dem Kopf anwerfen. Mit etwas Übung trifft man so stets denselben Platz.