Ob mit Haken oder ohne, mit Blinker oder Naturköder: Im Mai sorgen die Silberpfeile wieder für gute Laune an der Küste.
Von CHRISTIAN HOCH
Beißt nicht, gibt‘s nicht. Trifft dies für eine Fischart zu, dann in jedem Fall für den Hornhecht. Denn wenn die Silberpfeile im Frühjahr die heimischen Küstengewässer bevölkern, ist kein Köder vor ihnen sicher. Zumindest gibt es immer einen, auf den sie so richtig abfahren.
Es ist Ende Mai, und Horst Hennings und Andre Roßat wollen herausfinden, welcher Köder beziehungsweise welche Methode heute die Nase vorn hat. Sie fischen vom Boot aus im Ausgangsbereich der Kieler Förde. Ein Revier, das die beiden Nordlichter wie ihre Westentasche kennen. Der frische Wind der Stärke vier bis fünf sollte bei ihrem Vorhaben von Vorteil sein. Denn „bei bewegter See geht der Hornhecht aggressiver auf den Köder“, wie Horst aus Erfahrung zu berichten weiß. Schauen wir uns zunächst die Köder und Methoden einmal genauer an.
Die Klassiker
Das Spinnfischen mit Küstenblinkern oder -wobblern zählt nach wie vor zu den beliebtesten Methoden der Hornhechtangler. Vorteil: Man erzielt dabei sehr große Weiten und kann entsprechende Wasserflächen absuchen. Die Köderfarbe spielt eher eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist es, dass der Blinker oder Wobbler abwechslungsreich und vor allem zügig geführt wird. Zu schnell kann man prinzipiell nicht einholen. Es sei denn, der Köder durchbricht zwischendurch die Wasseroberfläche, dann sollten Sie einen Gang zurückschalten. Um die Bissausbeute zu optimieren, empfiehlt es sich, ein etwa vier bis fünf Zentimeter langes Stück 0,40er Monofil zwischen Drilling und Köder zu schalten. So greifen die Haken viel besser im Hornhecht-Maul. Im Vergleich zu gängigen Küstenblinkern kann der Drilling ruhig einige Nummern kleiner ausfallen. Modelle in den Größen zehn bis zwölf sind optimal.
Natürlich mit Sbiro und Pose
Hornhechte sind einerseits Augenräuber, orientieren sich bei der Jagd also nach bestimmten Bewegungsmustern der Beutefische. Aber sie haben im übertragenen Sinne durchaus auch ein feines Näschen und lassen sich einen deftigen Naturköder nicht entgehen. Hafen- oder Bootsangler benutzen für diese Zwecke gerne Posenmontagen, an denen sie ihre Happen anbieten beziehungsweise driften lassen. Wichtig ist, dass der Schwimmer möglichst stabil im Wasser steht. Daher eignen sich Modelle mit Schnurinnenführung besonders gut. Wasserkugeln bieten den großen Vorteil, dass sie sich zudem super werfen lassen. Bei bewegter See kann es allerdings etwas mühsam sein, stets den Schwimmer oder die Wasserkugel im Blick zu behalten. Da passiert es schon mal, dass sich der Hornhecht von selbst hakt und aus dem Wasser springt, bevor man den Biss überhaupt registriert hat.
Wer den verlockenden Reiz des Naturköders mit einer aktiven Angelmethode kombinieren möchte, der sollte sein Glück unbedingt mit dem Sbirolino versuchen. Schwimmende oder langsam sinkende Modelle sind für die Fischerei auf die Oberflächenräuber prädestiniert. Nach dem Auswerfen lässt man den Köder, meist einen Fischfetzen, etwas durchsacken. Anschließend haucht man ihm durch ein, zwei Kurbelumdrehungen Leben ein. Bei klarem Wasser kann man häufig beobachten, wie plötzlich ein Hornhecht hinter dem Köder auftaucht. Diese Angelei auf Sicht macht einen Heidenspaß. Großer Vorteil: Durch den intensiven Geruch des Fischfetzens lässt sich der Hornhecht auch nach einer Fehlattacke meist doch noch zum Anbiss überreden. Wer statt des sonst bei dieser Methode üblichen Einzelhakens einen kleinen 12er Drilling benutzt, steigert die Bissausbeute deutlich. Da Heringe, gerade frisch aufgetaute, sehr weich sind, sollte man die Fetzen mit einem Gummiband am Haken fixieren. So überstehen sie auch einen Fehlbiss, ohne gleich stibitzt zu werden. Ein Bleischrot auf dem Vorfach sorgt dafür, dass der Fetzen etwas schneller hinabtaumelt. Sie können ihn natürlich aber auch unbeschwert anbieten. Einfach ausprobieren.
Fangen ohne Haken
Einige Angler schwören mittlerweile auf die speziellen Woll- beziehungsweise Seidenschlaufen, die statt des Drillings hinter den Blinker oder Wobbler geschaltet werden. Auch herkömmliche Zahnseide kann dafür genutzt werden. Das Prinzip: Nach dem Biss verfängt sich der Hornhecht mit seinen vielen Raspelzähnen in der Wolle und bleibt hängen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man als Spinnfischer seinen Reflex unterdrückt, nach jedem Fischkontakt direkt anzuschlagen. Gar nicht so einfach. Versuchen Sie, in diesem Fall den Anhieb zu vergessen, und warten Sie, bis Sie einen konstanten Zug spüren. Denn nur so kann sich der Hornhecht in den Schlaufen verfangen. Anfangs werden Sie vielleicht die eine oder andere Fehlattacke oder Aussteiger hinnehmen müssen. Bei geübten „Wollfaden-Fischern“ bleiben allerdings erstaunlich viele Silberpfeile hängen.
Trotzdem sei es dahingestellt, welchen Vorteil es hat, hakenlos zu fischen. Manche sagen, das Ganze sei schonender für den Fisch. Bis zur Landung mag das noch zutreffen. Doch wenn man dann womöglich den Schnabel des Hornhechts frei schneiden muss, weil er komplett im Wollgeflecht eingewickelt ist, so geht das übliche Hakenlösen sicher deutlich schneller vonstatten.
Kommen wir abschließend wieder zurück zu Andre und Horst. Die beiden Meeres-Spezis stellten fest, dass sich zumindest an diesem Tag eine Methode als die deutlich fängigere entpuppte: das Sbirolinofischen mit Heringsfetzen. Kaum landete der Köder im Wasser, wurde er meist auch schon vehement attackiert. Scheinbar war die Kombination aus Duft und langsamer Bewegung diesmal ganz nach dem Geschmack der Räuber.
Nichtsdestotrotz fingen Andre und Horst mit allen beschriebenen Methoden ihre Hornhechte, sicher gut zwei Dutzend. Damit sind die Silberpfeile ihrem Ruf als überaus anglerfreundliche Fische mal wieder mehr als gerecht geworden.