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Lippe wird „Flusslandschaft des Jahres 2018/19“

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Renaturierungs-Maßnahme an der Lippe. Bild: Bezirksregierung Arnsberg
Renaturierungs-Maßnahme an der Lippe. Bild: Bezirksregierung Arnsberg

Der Deutsche Angelfischerverband und die NaturFreunde Deutschland haben die Flusslandschaft 2018/19 gekürt.

Die Lippe wird “Flusslandschaft des Jahres 2018/19″. Dies beschloss der gemeinsame Beirat für Gewässerökologie des Deutschen Angelfischerverbandes (DAFV) und der NaturFreunde Deutschlands (NFD). Das Fachgremium hebt damit die Besonderheiten und den Schutzbedarf des nordrhein-westfälischen Flusses hervor. Federführende Akteure vor Ort sind der Landessportfischerverband Westfalen und Lippe e.V. und die NaturFreunde Nordrhein-Westfalen. Die offizielle Proklamation erfolgt am 24. März 2018.

Die Lippe entspringt am Fuße des Teutoburger Waldes als Karstquelle, dem sogenannten Quelltopf in Bad Lippspringe, durchfließt das nördliche Ruhrgebiet und mündet nach 255 Kilometern als langsam strömender Fluss bei Wesel in den Rhein. Bereits die Römer nutzten die Lippe als wichtigen Transportweg. Heute werden die Lippe und die angrenzende Landschaft als Naherholungsgebiet geschätzt und genutzt.

Die im Zweijahresrhythmus ausgezeichnete „Flusslandschaft des Jahres“ geht auf eine Vereinbarung zwischen Anglern und NaturFreunden zurück. Der Titel soll auf die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Bedeutung der Flüsse und der sie umgebenden Landschaft aufmerksam machen, Maßnahmen zur Erhaltung, zum Schutz und zur Renaturierung von Flusslandschaften und ihrer Lebensgemeinschaften initiieren, das Wiedererreichen einer hohen Durchgängigkeit unterstützen und naturnahe Wander- und Erholungsgebiete fördern.

Ausgezeichnet werden jeweils Flüsse, die entweder besonders gefährdet sind oder an denen hervorragende Renaturierungsmaßnahmen stattfinden. Um die komplexen ökologischen Zusammenhänge des jeweiligen Fließgewässers mit seiner Umwelt zu erfassen, wird explizit eine Flusslandschaft gewürdigt und nicht allein der Fluss.

„Angler schützen und nützen unsere Gewässer seit hunderten von Jahren. Heimische Fischarten benötigen intakte Gewässerökosysteme um ihr Überleben langfristig zu sichern. Dabei haben menschliche Einflüsse unseren Flusslandschaften in der Vergangenheit stark zugesetzt. Die Lippe ist ein gutes Beispiel, wie man in gemeinsamer Anstrengung solche wertvollen Ökosysteme wiederherstellen kann.“, freut sich Dr. Christel Happach-Kasan, Präsidentin des Deutschen Angelfischerverbandes.

Gemeinsam für die Erhaltung einer gesunden aquatischen Umwelt

Unsere Fließgewässer sind die Adern der Landschaft und die Quellen des Lebens, unterliegen zugleich aber einer immer stärkeren Nutzung und Belastung. Der Deutsche Angelfischerverband e.V. in Kooperation mit den NaturFreunden Deutschlands ruft die für den Schutz und die Pflege der Gewässer Verantwortlichen sowie die unterschiedlichen Nutzergruppen auf, ihre Aktivitäten zu koordinieren und sich gemeinsam für die Erhaltung einer gesunden aquatischen Umwelt einzusetzen.

„Ökologisch intakte Flusslandschaften sind äußerst wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen, haben einen hohen Erholungswert, binden Treibhausgase und bieten einen natürlichen Hochwasserschutz“, so Joachim Schröder, NaturFreunde-Koordinator der Flusslandschaft des Jahres. „Doch unsere Gewässer sind noch nicht intakt. 93 Prozent der Fließgewässer in Deutschland verfehlen weiterhin den von der EU-Wasserrahmenrichtlinie geforderten ‚guten ökologischen Zustand‘“, kritisiert der NaturFreund. „Die Bundesregierung hat hier noch viel zu tun.“

Die durch den Beirat vorgeschlagene jeweilige Flusslandschaft wird durch das Bundesumweltministerium in die Liste der „Natur des Jahres“ aufgenommen. Diese soll auf bedrohte Natur aufmerksam machen und angestrebte Gegenmaßnahmen veranschaulichen, welche stellvertretend auf bestimmte Missstände verweisen. Vorgängerinnen der Lippe waren Trave (16/17), Argen (14/15), Helme (12/13), Emscher (10/11), Nette (08/09), Schwarza (06/07), Havel (04/05), Ilz (02/03) und Gottleuba (00/01).

Landesfischereiverband setzt sich für Arten- und Gewässerschutz ein

Es ist dem Landesfischereiverband Westfalen und Lippe e. V. (LFV WuL) ein großes Anliegen, diesen Fluss in seiner Vielfältigkeit den unterschiedlichen Nutzergruppen und der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Nicht nur die fischereiliche Nutzung, sondern auch der Arten- und Gewässerschutz sind für den Verband bedeutend. Die Lippe bildet den Fokus für viele Projekte des Verbandes. So konnte zum Beispiel durch aufwendige Zucht- und Besatzmaßnahmen die Ausbreitung und natürliche Vermehrung der Quappe in der Lippe mit großem Erfolg erreicht werden. Aktuell wird die Fischfauna der Lippe von der Quelle bis zur Mündung erfasst.

„Wir freuen uns sehr, dass unsere Bewerbung für die Lippe als Flusslandschaft des Jahres überzeugen konnte. Es wird eine spannende Zeit, denn gemeinsam mit Kooperationspartnern aus Wissenschaft, Politik, Umweltbildung und der Tourismusbranche sind im Zeitraum der Patenschaft viele Aktionen in und auf der Lippe geplant“, so Dr. Michael Möhlenkamp (Geschäftsführer des LFV WuL).

Wassergüte verbessert und zurück zu einer naturnahen Gestaltung

Der Lippeverband konnte bereits in den 1990er Jahren die Wassergüte der Lippe durch den Ausbau der Kläranlagen erheblich verbessern. Mit dem Lippeauenprogramm werden seit 1995 in vielen kleinen Schritten Uferabschnitte umgestaltet: Steinerne Befestigungen werden durch Uferabbrüche, kleine Aufweitungen und Inseln im Fluss ersetzt. 2005-15 hat der Lippeverband gemeinsam mit der Stadt Hamm das „LIFE-Projekt Lippeaue“ umgesetzt. Dabei wurden weite Auenbereiche reaktiviert und naturnah gestaltet.

„Die Auszeichnung ist für uns schon etwas Besonderes. Die Lippe ist ein sehr idyllisches Gewässer – und der längste Fluss in Nordrhein-Westfalen“, freut sich Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender des Lippeverbandes, und fügt hinzu: „Unser Anspruch geht aber noch weiter: Gemeinsam mit dem Land NRW wollen wir die Lippe in den kommenden Jahren zum schönsten Fluss des Landes umgestalten.

Ein Gewinn für die ganze Bevölkerung

Auch die NaturFreunde Nordrhein-Westfalen würdigen die bereits erfolgten Renaturierungen. „Im Hammer Stadtgebiet zum Beispiel können Bürger hautnah die Renaturierung eines Fließgewässers erleben. Der Spagat zwischen Naturschutz und Naherholung ist hier eindeutig gelungen. Das ist ein Gewinn für die ganze Bevölkerung“, so Udo Gonsirowski von den NaturFreunden Hamm-Werries, der als regionaler NaturFreunde-Ansprechpartner der Flusslandschaft fungiert. „Wir NaturFreunde in Nordrhein-Westfalen freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den Angelfischern und werden uns an der Lippe auch mit unserem neuen ‚WasserWege‘-Projekt engagieren, das sozialökologische Themen der Region mit Wanderungen am Wasser kombiniert.“

Patenschaft bietet vielfältige Möglichkeiten

Mit der Patenschaft der „Flusslandschaft der Jahre 2018/19“ ergeben sich für die Region und ihre Menschen, für den Tourismus und den Naturschutz an den Ufern der Lippe große Möglichkeiten den Lebensraum Wasser mit seiner vielfältigen Flora und Fauna zu repräsentieren und auf die wertvolle und wichtige Betreuung durch seine Nutzer hinzuweisen.

Mehr Informationen online: www.flusslandschaft.naturfreunde.de

Die NaturFreunde Deutschlands

Die NaturFreunde Deutschlands e.V. (NFD) sind ein sozial-ökologischer und gesellschaftspolitisch aktiver Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport & Kultur. Mehr als 70.000 Mitglieder in über 600 Ortsgruppen mit rund 400 Naturfreundehäusern engagieren sich ehrenamtlich für die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft. 1895 in Wien gegründet, gehören heute etwa 350.000 Mitglieder zur internationalen NaturFreunde-Bewegung. Die NaturFreunde Internationale (NFI) zeichnet alle drei Jahre die „Landschaft des Jahres“ aus.

-pm-

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