Ruhe, bitte!
Für viele Angler nicht gerade eine reizvolle Vorstellung, wenn man von vielen Hundert Menschen beim Angeln ausgefragt wird. Es ist ja schon schlimm genug, wenn Spaziergänger dauern nach den Fängen fragen. Oder – noch schlimmer – ob es denn hier überhaupt Fische gibt.
Doch wer in der Öffentlichkeit steht, hat auch Pflichten, schließlich verdankt er der Öffentlichkeit auch einiges. Trotzdem bin ich nur selten auf Messen und Co zu sehen, schon deshalb, weil mir schlichtweg die Zeit fehlt, denn Filme wollen gedreht, geschnitten, vertont sein, und das kostet Zeit. Viel Zeit. Auch das Schreiben der Artikel und Schneiden der Filme verschlingt eine Unmenge davon.
Mein ständig belagerter Angelplatz am Samstag in Fulda am Aueweiher, einem schönen Parkgewässer
Bei einem Experiment der Firma Balzer und dem Mitorgansiator, dem ASV Fulda, war ich ausnahmsweise mal dabei. Nicht auf einem Messestand, sondern live beim Angeln, das war der Plan. Beim Spinnfischen, Feedern oder Forellenangeln sicher nicht das Riesenproblem, aber ich – als Vertreter der Karpfenangler? Wo ich doch nachts auf Rotlicht umschalte, mich ruhig bewege und die Menschenmassen meide? na, das konnte was werden. Viel von den Fängen versprach ich mir nicht, meine Erwartungen waren ausgesprochen gering.
Signierstunde vor den Tischen
„Gehen tut das!“
Unmöglich jedenfalls ist es keineswegs, erst kürzlich habe ich mit meinem Kumpel Bernd einen Karpfenfilm erstellt, über das Angeln im Gedränge von Menschenmengen (voraussichtlich zu sehen in der Augustausgabe der Fisch&Fang Abo DVD).
Doch noch sind wir chronologisch am Vortag der Veranstaltung. Angler Ikone Willi Frosch räuchert munter Forellen am laufenden Band, schließlich wollen die Leute morgen auch standesgemäß versorgt sein. Wir filmen das ganze, moderieren dazu, denn auch für die Fisch&Fang Abo DVD soll ein Filmbeitrag herausspringen, und ich hoffe nur eines inständig: Dass die Sonne morgen nicht so heiß brennt wie heut, denn mir platzt schon jetzt die empfindliche Friesenplatte, die sonst nur Regen und Wolken gewohnt ist.
Fisch&Fang Kamerafrau Moni in Action – wehe man spricht sie an wenn sie konzentriert ist
Erst Gewitter, dann Fisch per Duisburger Blitzstart
Ein Gewitter weckt uns um 5.30 Uhr im Hotel. Sauerstoff und Abkühlung sind fürs Wasser des flachen aufgeheizten Parkgewässers. Perfekt.
Beginn der Veranstaltung: 9.00 Uhr.
Unser Eintreffen zum Aufbau: 7.00 Uhr
Erste Gäste: 7.30 Uhr
Man, das sieht nach Stress aus. Endlich liegen um 8.15 Uhr alle Ruten unter den interessierten Blicken der Frühaufsteher drin. Um 8.30 Uhr beginnt Barschmeister Melle aus Duisburg, mit dem ich hier an einem Platz bin, erste Würfe zu machen. Zum zweiten Mal an diesem Tag fliegt Melles Wobbler raus, und „PENG“, steigt ihm ein Hecht ein. Der Mann hat den Kunstköderbogen raus.
Barschmeister Melle mit Blitzstart – Hecht beim zweiten Wurf!
Bereit für die Foto Orgie, noch bevor die Veranstaltung beginnt
Der Friese legt nach
Die bis dahin wenigen Anwesenden sind aus dem Häuschen. ich auch. Er ist erst 8.33 Uhr. Ich stehe gerade für erste Fotos parat, da ruft mich mein Bissanzeiger ebenfalls an die Rute. Ich springe über das Plaster des Rondels und kann dank Geflecht den Karpfen noch gerade eben davon abhalten in die Seerosen zu ziehen, denn dicht davor liegt meine Montage mit Monstercrab/Robin Red Boilie in 16mm. Es ist kein massiver Fisch, das spürt man, aber ich habe alle Mühe ihn vom Dickicht abzuhalten. Doch alles gelingt gut, wenn der Fisch auch wirklich kampfstark ist, für seine etwa 10 Pfündchen, denn vor dem Kescher brauche ich noch gute drei Minuten. Um 8.40 Uhr liegt der Karpfen im Netz.
Klein, aber unglaublich kampfstark. dieser vorlaute Schuppi, der nur fünf Minuten nach dem Hecht biss
Furios
Was für ein Auftakt. Wenn das nur mal kein schlechtes Omen ist, das sind meine Gedanken. Die Menschen strömen, die Sonne steigt erbarmungslos, meine Birne brennt, aber es macht dennoch viel Freude, besonders wenn man in die leuchtenden Augen des Nachwuchses blickt.
Nachwuchs reiste reichlich an um sich den nötigen Motivationsschub für die kommenden Tage zu holen
Frauen erobern die Anglerlandschaft!
Besonders angetan war ich von der Tatsache, dass die weiblichen Angler ganz klar im Vormarsch sind. Begonnen mit den allerjüngsten Damen, die die Testruten, die für Wurftests zur Verfügung standen, ausgiebig in Anspruch nahmen, bis hin zu solchen im besten Frauenalter, die nicht nur ihren besseren Hälften zuliebe ihren Angelschein gemacht haben. Der Trend „Frauen fangen besser“ scheint nicht aufzuzhalten zu sein.
Mädels gehen nicht länger „nur mit“ zum Angeln sondern werden selbständiger und fangen den besseren Hälften die Fische weg!
Die Fische machen sich von da an rar. Kein Wunder, die Sonne brennt vom Himmel ohne eine Ausicht auf Pause, selbst Schatten sucht man vergebens, nur die Schirme bieten ein wenig davon. Den zusätzlichen Lärm nehmen die Fische gut wahr, und bleiben wohlweißlich im hinteren, unerreichbaren Seerosenteil, hin und wieder sehen wir sie noch rollen. Doch mit der Mittagshitze stellen sie jede Aktivität ein.
Nachwuchsanglerin Johanna beim Testen der Spinnruten
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Flexibel sein ist alles
Um die Gäste auch nach meinem ausführlichen Karpfenvortrag um 11.00 Uhr nicht zu langweilen und ein wenig Abwechslung zu bieten, schnappe ich mir meine Brassenfeder, fange mir mithilfe von Maden, die ich beim Kollegen Zammataro schnorren konnte, einige Rotfedern und lege demonstrationshalber eine 8m lange Stellfischrute, den „Hechtständer“ aus. Hoffnung habe ich kaum, dass sich bei dem vor Brut brodelnden Wasser ein Hecht dafür interessieren könnte. Doch gerade, als ich für die Fisch&Fang DVD meine Interviewrunde an allen Ständen entlang veranstalte, geht meine Pose ab, und Bewacher Melle sieht sich erstmals in seinem Anglerleben mit einer 8m Rute im Drill konfrontiert. Das hätte ich gerne auf Film gehabt, Augenzeugen berichteten es habe lustig ausgesehen.
Drill mit der bislang längsten Rute seines Lebens! Gar nicht so leicht, diese Größe mit einer 8m Rute zu bändigen.
Und nochn Hecht
Aber man kann nciht alles haben, ein schöner weiterer Hecht von etwa 70cm geht auf das Konto unserer Gruppe. Bei dem Wetter bin ich mehr als zufrieden.Alle paar Minuten ermahnt mich meine Moni genug zu trinken, doch wer viel redet kann nicht gleichzeitig trinken. Ich jedenfalls nicht.
„Gluckglick!“ was aus allen Poren tritt muss oben wieder reingeschüttet werden
Strapazierte Stimmbänder
Aufgrund der großen Nachfrage wiederhole ich meinen Vortrag um 15.00 Uhr noch einmal, bevor es ab 16.30 Uhr endlich ein wenig ruhiger wird. Wir bleiben noch bis kurz vor 19.00 Uhr, sicher hätte am Abend noch ein Karpfen gebissen, und ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde: Ich war zu müde zum Angeln. Einfach nur platt. Wir packen alles zusammen, zudem die Sondergenehmigung die Parkwege mit dem Wagen zu befahren nur kurz für das Be- und Entladen gilt. Ein resümierendes Bierchen mit dem Team, ein kurzes Gespräch, dann falle ich mit einem lauten Plumps ins Hotelbett und schnarche bis zum frühen Morgen durch.
Ein Dank für die tolle Zusammenarbeit geht an den ASV Fulda, der sein Gewässer und eine Menge Arbeitskraft zur Verfügung stellte.