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Filet lockt den Leng

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Leng

Lengs gehören zwar zur Beute vieler Fjordangler – doch zumeist „nur“ als Beifang. Nicht so für Dieter Roth. Der legt sich gezielt mit den „Feuerwehrschläuchen“ an.

By Dieter Roth

Mein Angelboot dümpelt vor der norwegischen Felsenküste bei Ålesund. Die Sonne scheint. Der Wind ist eingeschlafen. Laut Tiefenkarte müssen 80 Meter Wasser unterm Kiel sein. Ich lasse einen 350-Gramm-Pilker über den Grund tanzen.

Plötzlich gibt es einen gewaltigen Ruck. Mein erster Gedanke: am Felsen hängen geblieben. Doch Sekunden später spüre ich kräftige Schläge. Nix mit Felsen: ein Fisch – und was für einer!

Ich muß mich voll ins Zeug legen, um ihm Meter für Meter abzuringen. Und endlich zeigt das Tier „Breitseite“, ist reif für die Landung. Erschöpft, aber glücklich ziehe ich den Riesen im Feuerwehrschlauch-Format ins Boot. Stolze 38 Pfund wiegt der Brocken.

Noch beim Versorgen des Fanges im Hafen rätsele ich, was mir eigentlich an den Haken gegangen ist. Schließlich wirft der Vermieter meiner Ferienwohnung, ein freundlicher Berufsfischer, einen Blick auf die Beute: „Långa.“ Leng also.

Feuer und Flamme

Seit jenem Erlebnis aus dem Jahr 1970 meinem ersten Norwegen-Abenteuer bin ich Feuer und Flamme für diese Fischart und habe alles an greifbaren Informationen verschlungen.

Dazu gehört neben der Lebensweise vor allem die Fangtechnik. Berufsfischer zum Beispiel gehen mit Langleinen auf Leng-Fang. An den bis zu 1000 Haken hängen Fischfetzen als Köder. Übertragen auf kleinere Angel-Dimensionen hat dies zunächst für mich bedeutet: Mit Filet garnierte Pilker müssen auf die Spur der „Feuerwehrschläuche“ führen. Und richtig: Der zusätzliche Duft-Reiz wirkt Wunder.

Im Laufe der Jahre habe ich allerdings die Montage auf Naturköder pur umgestellt. Denn Lengs lieben Verstecke. Spalten Löcher Höhlen – jeder Unterschlupf ist ihnen willkommen. Zerklüftete Unterwasserlandschaften machen aber das Pilken zum teuren Spaß. Es ist nur eine Frage der Zeit bis der erste Kunstköder fest hängt.

Nummer sicher

Eine Paternostermontage mit drei Einzelhaken und einer 300-Gramm-Bleibirne als Endgewicht schont den Geldbeutel. Das Vorfach kann selbst geknüpft oder als Fertig-Paternoster gekauft werden.

Vertrauen Sie aber nur starkdrähtigen Salzwasserhaken der Größen 4/0 bis 6/0. Große Lengs kämpfen mächtig und können instabile Greifer durchaus aufbiegen. Für die Vorfachstärke gilt: 070er bis 080er Monofil ist angemessen. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will vertraut auf Stahlvorfächer. Ein Material das selbst der stärkste Fisch nicht durchbeißen kann.

Die drei Einzelhaken beködere ich mit fingerlangen etwa zwei Zentimeter breiten Filetstreifen. Besonders begehrt ist das Fleisch von Hering und Makrele. Diese fettreichen Happen verströmen intensive Düfte denen kaum ein Leng widerstehen wird. Zweite Wahl sind Köhler-Fetzen. Vergessen Sie also nie einige Fliegenpaternoster einzupacken um einen Schwung Köderfische zu fangen. Mit frischen Fetzen stehen die Chancen auf ein Tauziehen mit den langen Räubern äußerst günstig.

Riese mit Bart

Der Leng zählt zur Familie der Dorschartigen. Die Haupterkennungsmerkmale: der schlangenförmige Körper und der lange, durchgehende Saum der Rückenflosse.

Der gefräßige Räuber mit dem typischen Bart-faden lebt in Wassertiefen zwischen 100 und 600 Metern. Sein Verbreitungsgebiet reicht von der Biscaya über die Westküste der Britischen Inseln und Island bis Nord-Norwegen. Auch am Gelben Riff wird der Riese regelmäßig gefangen. Ausgewachsene Lengs erreichen Gewichte bis 70 Pfund und Längen von 1,80 Metern!

Foto: Verfasser

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