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Seltsame weiße Box

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Weiße Papp-Box, in der ursprünglich wohl einmal 10 kleine Delphinlöffel gesteckt haben.
Weiße Papp-Box, in der ursprünglich wohl einmal 10 kleine Delphinlöffel gesteckt haben.

Zusammen mit alten deutschen Ködern konnte ich diese kleine Pappschachtel bekommen. Sie war gefüllt mit Bleien und Wirbeln, wurde offenbar vom Angler zur Aufbewahrung von Kleinzubehör verwendet.

Beim genaueren Hinsehen konnte ich schemenhaft eine Aufschrift auf der Seite erkennen. In Blau gestempelt ist „701 10“ noch ganz schwach zu erkennen. Die 10 wurde mit Füllfederhalter durchgestrichen und mit der Abkürzung „1/2 Dtz.“ für ein halbes Dutzend, also sechs Stück, ersetzt.

Ich habe mich mal in meinen Katalogen auf die Suche begeben. Bei DAM steht die Bestellnummer 701 im 1912er Katalog für eine Köderdose aus Blech. Das passt also nicht. Bei Stork und Wieland finden sich vor allem vierstellige Nummern, also schon wieder Fehlanzeige. Im 1933er Katalog von Müller & Fliege bin ich dann fündig geworden. Die Bestellnummer 701 steht dort für kleine Delphinlöffel, leichte Blinkerchen mit angelöteter Buchse für den oberen Nadelwirbel. Sie werden in dieser Größe hin und wieder auch als Felchenlöffel bezeichnet. Müller & Fliege passt sehr gut, denn im Fundzusammenhang fanden sich auch andere Köder, die dieses Angelgeschäft im Angebot hatte.

Laut Katalog können die Blinker bei der Bestellnummer maximal 5,5 cm lang gewesen sein. In Seidenpapier eingewickelt, passen gut zehn Köder in die Pappschachtel von 8,5×5,5x3cm. Delphinlöffel hat damals so ziemlich jede Angelgerätefirma hergestellt. Deshalb lässt sich kaum klären, wer Müller & Fliege diese Köder zugeliefert hat. Das Coburger Angelgeschäft hatte damals Köder von vielen Firmen wie Stork, Leser, DAM, Agil und Wieland, ja sogar aus England und den USA, im Programm.

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Schlanke Delphinlöffel sind durch die angelötete Buchse für den Nadelwirbel zu erkennen. Hier als Beispiel ein englisches Exemplar.
Schlanke Delphinlöffel sind durch die angelötete Buchse für den Nadelwirbel zu erkennen. Hier als Beispiel ein englisches Exemplar.
Schwach aufgedruckt ist noch die Bestellnummer "701 10" zu erkennen. Die Stückzahl 10 wurde gestrichen und durch die Bemerkung "1/2 Dtz." ersetzt.
Schwach aufgedruckt ist noch die Bestellnummer "701 10" zu erkennen. Die Stückzahl 10 wurde gestrichen und durch die Bemerkung "1/2 Dtz." ersetzt.
Im Müller & Fliege-Katalog von 1933 findet sich die Bestellnummer 701: Kleine Delphinlöffel zum Forellenfischen.
Im Müller & Fliege-Katalog von 1933 findet sich die Bestellnummer 701: Kleine Delphinlöffel zum Forellenfischen.
Die größeren Delphinlöffel zum Hechtangeln haben die Bestellnummer 713.
Die größeren Delphinlöffel zum Hechtangeln haben die Bestellnummer 713.

Anmerkung vom 11. Dezember 2024:

In dem Köderkonvolut befand sich auf Nachfrage noch eine weitere weiße Box, gestempelt mit “722  6”. Unter dem Boden ist die Köderlänge “6 cm” und der Preis “á 2,-” vermerkt. Im Müller & Fliege-Katalog findet sich unter der Nummer 722 ein einfacher Agil-Spinner (wahrscheinlich Terrible) mit rotem Wollpuschel, den es aber laut Katalog in 6,5 cm gegeben hat. Entweder sind die 6 cm unter der Box fehlerhaft oder es hat irgendwann in einem späteren Katalog auch 6-cm-Versionen dieses Köder gegeben oder die Nummern stammen überhaupt nicht aus einem Müller & Fliege-Katalog… TK

Köderbox mit der Nummer "722" und der Stückzahlangabe "6".
Köderbox mit der Nummer "722" und der Stückzahlangabe "6".
Unter dem Boden ist die Köderlänge 6cm und der Preis vermerkt.
Unter dem Boden ist die Köderlänge 6cm und der Preis vermerkt.
Die Bestellnummer 722 im Müller & Fliege-Katalog. Diesen Agil-Spinner gab es in 6,5, 7,5 und 8,5 cm.
Die Bestellnummer 722 im Müller & Fliege-Katalog. Diesen Agil-Spinner gab es in 6,5, 7,5 und 8,5 cm.
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