Noch heute nimmt man sich von einer Angelmesse gerne ein Erinnerungsstück mit. Auf der Messe Jagd & Hund in Dortmund war es Jahr für Jahr ein Anstecker aus Metall, den die Aussteller geschenkt bekamen.
Diese Tradition reicht offenbar weitaus länger zurück, wie Gerhard Dee zu berichten weiß:
„Hallo Thomas, mit modernen Verkehrsmitteln sind heutzutage viele Orte auf der Erde in weniger als einem Tag erreichbar. Und Internet und Mobilfunk machen es möglich, mit ein paar Klicks überall auf der Welt einzukaufen.
Ganz anders war es vor fast 150 Jahren. Reisen in ferne Länder dauerten oft Wochen oder gar Monate und blieben für die Meisten unerschwinglich. Exotische Souvenirs, wie Kauri-Muscheln, waren damals ungewöhnlich und fielen auf.
Ihre dickwandigen Gehäuse ließen sich aber wohl gut bearbeiten, sodass man daraus exquisite Erinnerungsstücke herstellen konnte. Hier sind zwei Exemplare mit fischereilichem Motiv.
Die erste Muschel erinnert an die schweizerische Fischereiausstellung von 1891 in Basel. Sie ist noch sehr schön erhalten und hat sicher die meiste Zeit gutbehütet in einer Vitrine verbracht.
Die zweite Kauri ist sogar noch 10 Jahre älter und wurde anlässlich der Fischereiausstellung 1880 in Berlin angefertigt. Sie scheint eine deutlich wechselvollere Vergangenheit hinter sich zu haben. Ihre Oberfläche hat im Laufe von über 140 Jahren sichtbar an Glanz verloren und sogar ein kleines Loch abbekommen. Herzliche Grüße, Gerhard“
Hallo Gerhard, wirklich imposante Messe-Souvenirs! Auf der Fischerei-Ausstellung in Berlin wurden laut Programm auch „Muscheln aller Art“ ausgestellt. Die Perlen-Zucht und Perlmutter-Produktion spielte damals neben der Fischerei ebenfalls eine große wirtschaftliche Rolle. Kauri-Muscheln, die ja eigentlich Meeresschnecken sind, haben eine reiche Kulturgeschichte und Bedeutung als Talismann und Fruchtbarkeitssymbol. Die gravierten Schalen waren 1880 anscheinend in Berlin ein Verkaufsschlager, elf Jahre später wurde diese Idee in der Schweiz dann fortgeführt. Vielleicht war es aber auch eine ursprünglich Schweizer Idee – bei den Eidgenossen hat die Verarbeitung von Abalone-Meeresschnecken zu Perlmutt traditionell immer schon eine große Rolle gespielt.
Das Loch könnte auch von einem Kraken stammen, die bei der Schneckenjagd mit ihrem spitzen Papageienschnabel ein Loch in die Kauri-Schalen bohren, um ein Gift zu injizieren. Eventuell war das Loch schon beim Fund der Schneckenschale vorhanden. Viele leere Gehäuse und Muschelschalen werden mit einem Loch gefunden. Beste Grüße Thomas
Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de
Anmerkung vom 15. Mai 2024:
Markus Schober aus der Schweiz hat drei Schneckenschalen in seiner Sammlung: Berlin 1880, Basel 1891 und Bern 1895. Dazu der Katalog der Fischereiauststellung Bern 1895 und eine zugehörige Medaille.