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Zielfisch Heilbutt: So schleppt man Platte ab

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Zielfisch Heilbutt: So schleppt man Platte ab
Die Rute behält man am besten in der Hand, um die Lauftiefe des Köders variieren zu können.

Volker Dapoz über den neuen Trend beim Heilbuttangeln.

Viele Petrijünger winken ab, wenn sie die Begriffe Schleppfischen oder Trolling hören. Zu aufwändig, zu teuer oder sogar zu langweilig. Das mag für einige Bereiche beim Trolling sicher zutreffen, aber bekanntlich sind auch Angeltechniken ja eine Frage des Geschmacks. Ich selber jedenfalls bin in der vergangenen Saison durchaus auf den Geschmack gekommen und habe einige Stunden in das Heilbutt-Trolling investiert. Nicht zuletzt, weil der Aufwand eigentlich gar keiner war. Aber der Reihe nach.

Oftmals werden bestimmte Techniken aus der Situation heraus geboren. Das war bei mir nicht anders. Eine Windflaute nagelte uns buchstäblich am Angelplatz fest. Natürlich hätten wir die Gunst der Stunde nutzen können und auf Rotbarsche oder über tieferen Plateaus auf große Dorsche fischen können. Aber nein, wir waren im hohen Norden Norwegens, und da wollten wir einfach unser Glück auf Heilbutt versuchen. Wider besseren Wissens, denn wenn das Wasser steht, ist die Beißaktivität der Platten nicht sonderlich hoch. Doch zumindest der Bereich passte, denn über diesem weitläufigen Sandplateau konnten wir in den vorangegangenen Tagen schon einige Heilbutts fangen. Keine Riesen zwar, aber immerhin!

Genauer gesagt, fischten wir über einem Plateau nördlich der Insel Arnøya, nordöstlich von Tromsø gelegen. Dieses erstreckt sich in der West-Ost-Ausdehnung über zirka fünf Kilometer und in der Süd-Nord-Ausdehnung über rund vier Kilometer. Macht also 20 heilbuttverdächtige Quadratkilometer mit viel Sand- oder Mischgrund sowie diversen Stein- und Geröllstrecken, allerdings mit nur geringen Tiefenveränderungen. 20 Quadratkilometer sind natürlich eine immense Fläche. Und wenn prinzipiell überall mit einem der begehrten Butts gerechnet werden kann, gilt auch hier die altbekannte Regel, dass 95 Prozent der Fische auf nur etwa fünf Prozent der Fläche zu finden sind.

Aus der Not geboren

Nun standen wir also da, bei herrlichstem Angelwetter, und kamen nicht von der Stelle. Gerade im flachen Wasser sind solche Bedingungen Gift. Da ist es immer besser, wenn Wind und Strömung herrschen. ‚Also helfen wir ein bisschen nach!‘ dachten wir uns, brachten nach hinten 18 bis 23 Zentimeter lange Gummifische am Giant Jighead aus und tuckerten langsam los. Hört sich erst einmal einfach an, ist es aber nicht unbedingt. In welcher Tiefe läuft denn nun der Köder? Welche Geschwindigkeit ist die richtige? Wie reagieren die Fische überhaupt auf diese relativ eintönige Bewegung? Fragen über Fragen also.

 

Frauen-Power: Diese Anglerin stemmt einen rund 30-pfündigen Schlepp-Butt, den sie an einem fast windstillen Tag vor Vannøy in Norwegen verführte.

Die ersten Schritte auf diesem Gebiet haben uns zunächst ein paar Stunden Zeit und zwei, drei Jigheads gekostet. Doch allmählich näherten wir uns der Sache langsam, aber sicher an. Wir begannen mit 300 Gramm schweren Jigheads, die aber nicht allzu tief runter kamen. Dann ließen wir ziemlich viel Schnur raus, was die Köderkontrolle allerdings extrem erschwerte.

Ich kürze es mal ab: Wir haben schließlich bei einer Geschwindigkeit von drei Kilometern pro Stunde mit 500 Gramm schweren Jigheads eine Tiefe von rund 30 Metern erreicht und dort auch sehr gut gefangen, aber … genau, jetzt kommt das große „Aber“. Denn das Ganze funktioniert nicht bei krassen Tiefenunterschieden und felsigem Grund. Unter solchen Gegebenheiten gibt‘s mehr Hänger als Fische. Außerdem kann man bei Wind und Strömung keine vernünftige Fahrspur halten.

Das Heilbutt-Trolling mit dem Giant Jighead eignet sich also nur für eine gleichmäßige Untergrundstruktur, bei relativ ruhigem Wetter und besonders in Gebieten, die abgegrast werden müssen, weil die Fische auf einer großen Fläche relativ ähnliche Bedingungen vorfinden. Wenn all diese Umstände zusammentreffen, ist diese Methode nahezu unschlagbar. Dies unterstreicht auch unsere Fangstatistik. Denn beim Schleppen mit großen Gummifischen auf dem eingangs beschriebenen Plateau waren 50 Prozent aller gefangenen Fische Heilbutts.

Auch wenn wir deutliche Dorschanzeigen auf dem Echolot sahen, hieß das noch lange nicht, dass die Bartelträger auch tatsächlich bissen. Offenbar ist die gleichmäßige Schleppbewegung für den Dorsch nicht so verführerisch wie für den Flachmann. Allerdings steckt der Teufel auch hierbei im Detail. Dazu im Folgenden ein paar Anmerkungen.

Tiefen und Köder

Gerade während der Sommermonate sind die Heilbutts oft in recht flachem Wasser anzutreffen. In strömungsreichen Gebieten können das schon mal weniger als zehn Meter sein. Ich bevorzuge jedoch zum Fischen Tiefen von mindestens 20 Meter, weil in diesen Gefilden der Untergrundbewuchs deutlich ab- und die Durchschnittsgröße der Butts zunimmt. Um es auf den Punkt zu bringen: Die besten Erfahrungen haben wir bislang zwischen 30 und 40 Metern gemacht. Für diese Zwecke kommen eigentlich nur die neuen Giant Jigheads von Balzer in 500 oder 650 Gramm infrage (siehe auch Tiefen-Gewichts-Tabelle).

Nicht zu vergessen das Schleppen mit klassischen Ködern wie Wobblern. Allerdings ist dies ohne spezielle Tauchhilfen auf vergleichsweise geringe Tiefen bis maximal 15 Meter beschränkt. Infrage kommen tief tauchende Wobbler in Längen bis 20 Zentimeter. Diese Methode empfiehlt sich vor allem für sandige Buchten mit einer Tiefe von etwa zehn bis zwölf Metern.

So funktioniert‘s: Der Gummifisch am Giant Jighead wird mit drei Kilometern pro Stunde recht langsam geschleppt. Soll er, wie in diesem Fall, in rund 30 Metern Tiefe laufen, muss der Anglerdafür etwa 80 bis 100 Meter Schnur rauslassen.

Technik und Gerät

Eine spezielle technische Ausrüstung ist beim Heilbutt-Schleppen zwar nicht notwendig. Allerdings würde ich ohne Plotter nicht losfahren. Mit diesem, wie ich es hier mal bezeichnen möchte, Navigationssystem fürs Meer kann ein großer Vorteil des Trollings voll ausgespielt werden, nämlich das zielgenaue Absuchen interessanter Strukturen und Tiefen. Zu den Hot Spots lesen Sie mehr im folgenden Artikel.

In Sachen Gerät haben wir mit der gleichen Ausrüstung beste Erfahrungen gemacht, die wir auch zum normalen Vertikalangeln einsetzen. Wir benutzen beispielsweise die 2,20 Meter lange 40-lb-Bootsrute aus der Serie 71° North von Balzer, die ihren Job exzellent macht. Sie ist ausgestattet mit einer mittleren Mutirolle, die rund 400 Meter einer Hochleistungs-Geflochtenen mit einer Tragkraft von 15 bis 20 Kilo fasst. An dieser Stelle sei angemerkt, dass die Durchmesser-Angaben bei geflochtenen Schnüren oftmals extrem vom tatsächlichen Wert abweichen. Beim Heilbutt-Trolling ist jedoch ein möglichst geringer Querschnitt wirklich wichtig, weil er darüber entscheidet, ob man mit dem Jighead die gewünschte Tiefe erreicht oder eben nicht.

Dieser 54-Pfünder biss vor Steigen, etwa auf Höhe der Lofoten gelegen. Bei etwas bewegterer See stehen die Chancen auf einen der begehrten Räuber sehr gut.

Neben zu dicken Schnüren sind auch übergroße, mehr als 23 Zentimeter lange Gummifische zum Schleppen nicht geeignet. Denn solche Shads haben einen zu großen Wasserwiderstand und produzieren vergleichsweise viele Fehlbisse.

Tipps und Tricks

Jeder, der ab und zu in Angelmagazine schaut, weiß, dass die Mehrzahl der Heilbutts in Nordnorwegen gefangen wird. Da jedoch vor Island die Strukturen ganz besonders optimal sind, würde es mich nicht wundern, wenn auch dort bald mit dem Trolling der Durchbruch erzielt wird. Aber das nur nebenbei.

Ich halte es darüber hinaus für empfehlenswert, auch mal die eine oder andere unscheinbare Sandbucht in Fjord- oder Mittelnorwegen anzutesten. Bei einigen Gewässerstrecken, die sich sonst nicht oder schlecht beangeln lassen, etwa eine Sandrinne zwischen zwei Schären oder eine kleine Sandbucht, ist der Motor schnell mal angeworfen und der Gummifisch dort entlang geschleppt. Die Sache ist denkbar einfach: Mithilfe des Kartenplotters wird eine günstige Strecke gesucht, die möglichst wenige Kurven aufweisen sollte, beispielsweise die 30-Meter-Linie an einer Sandbucht. Dann wird Kurs aufgenommen, man bringt die Köder nach hinten aus und lässt immer wieder Schnur nach.

Die Ruten können zwar direkt im Halter abgelegt werden, aber die Fänge verbessern sich deutlich, wenn man mit dem Köder arbeitet, die Rute also in der Hand behält. Ich lasse ab und zu einige Meter Schnur raus, sodass der Köder zwischendurch am Grund aufsetzt. Anschließend ziehe ich die Leine wieder stramm. Im Regelfall hat man bei den besagten drei Kilometern pro Stunde und 500 Gramm Jigheadgewicht runde 80 bis 100 Meter Schnur draußen. Dann läuft der Köder rund 30 Meter tief.

Beim Schleppen hängen die Heilbutts meist am hinteren Haken.

Die Bisse der Butts sind sehr charakteristisch. Während Dorsche förmlich in die Rute schlagen, geht sie bei einer Attacke eines Platten nicht sofort in die Knie. Heilbutts verhalten sich vielmehr wie die Pollacks beim feinen Twistern. Sie schieben sich von hinten über den Köder, deshalb schwingt die Rute erst zwei- oder dreimal, bevor der Fisch richtig sitzt. Kein Wunder, dass bis jetzt sämtliche meiner Trolling-Heilbutts am hinteren Drilling hingen. Wie auch immer: Man sollte mit dem kräftigen Anhieb in jedem Fall so lange warten, bis ein stetiger Zug zu spüren ist.

Zwei Stunden, drei Butts

Wie eingangs beschrieben, haben wir ja bei unserem ersten Schleppversuch vor Arnøya einiges an Zeit zum Einangeln gebraucht. Mein Bootskollege Andreas Schwabe guckte mich schon ein bisschen schief an, nachdem wir innerhalb von drei Stunden lediglich zwei Dorsche und einen Seewolf erwischt hatten. Für Nordnorwegen im Juni wahrlich nicht das überragende Ergebnis. Ich habe ihn trotzdem dazu überredet, weiter zu machen. Und siehe da: Wir hatten offensichtlich die richtige Technik entwickelt und waren zur richtigen Zeit am richtigen Platz, denn nun klappte es Schlag auf Schlag. Innerhalb von zwei Stunden erwischten wir drei Heilbutts und einen großen Dorsch. Mit Stückgewichten von rund zehn Kilo waren die Platten allesamt keine Riesen, aber die kamen in der darauf folgenden Saison von „ganz allein“ hinterher…

Ganz simpel: Beim Heilbutt-Trolling fischt man vom normalen Kleinboot aus. Dieses braucht weder mit Downriggern noch mit Seitenauslegern ausgestattet zu sein.

So schwer muss der Jighead sein

Giant-Jighead Wassertiefe
300 Gramm 10 bis 15 Meter
400 Gramm 12 bis 25 Meter
500 Gramm 25 bis 35 Meter
650 Gramm 45 Meter

Grundlage für diese Faustformel ist eine geringe Bootsgeschwindigkeit von rund drei Kilometern pro Stunde. Man muss zudem berücksichtigen, dass sich Strömungen addieren beziehungsweise subtrahieren können.

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