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Dicke Fische, kalte Füße: Eisangeln anno dazumal

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Eisangeln zum Ende des 19. Jahrhunderts, damals froren auch bei uns die Seen noch regelmäßig zu. Bilder: M. Bötefür

Mit den aktuell sinkenden Temperaturen bekommen viele von uns wieder Lust aufs Eisangeln. Grund genug, daran zu erinnern, dass dieser Sport in der guten alten und kalten Zeit weit verbreitet war.

Zwar wurde seit eh und je unter der Eisdecke auf Hechte, Barsche und Forellen gefischt, doch angelten (besonders auf den ostpreußischen Seen) auch viele Petrijünger und Gelegenheitsfischer auf Plötzen, die westlich von Berlin als Rotaugen bekannt sind. Angesichts des Fischreichtums früherer Tage kam man mit sehr einfachem Gerät zurecht. In der Regel wurden Handleinen eingesetzt, deren Haken mit Würmern oder lebenden Köderfischen bestückt waren. Wohlhabendere Angler verwendeten auch Kunstköder, wie etwa den legendären Zocker, bei dem es sich um einen einfachen Pilker aus Blei mit einem eingegossenen Drilling handelte.

Eisangeln schien bis in die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg eine alltägliche Freizeitbeschäftigung für die ländliche Bevölkerung gewesen zu sein. Von Dezember bis Ende Februar waren die meisten stehenden Gewässer mit einer tragenden Eissicht bedeckt, sodass Angeln zu einem Vergnügen für die ganze Familie wurde.

Rollangeln und Puppen

Wollte man sich auf der Eisfläche keine kalten Füße holen, so war das Ausbringen von Legeschnüren sehr beliebt. Bei diesen, auch Strohpuppen genannten Geräten handelte es sich um rasch hergestellte Spulen, die auf ein Eisloch gelegt und nach einigen Stunden wieder eingesammelt wurden. Wie eine solche Puppe herzustellen war, erfuhren Interessierte im 1887 erschienenen Handbuch der Forstwissenschaft dort heißt es: „Die Rollangel besteht aus einem leichten Schwimmer (Puppe, Aalpuppe) von Holz oder gewöhnlich von fest zusammengeschnürtem Schilf (ca. 25 cm lang und 4 cm dick), voran 12 bis 20 Meter lange Angelschnur befestigt und aufgewickelt ist. Der Haken wird mit einem Fisch, Fischstück oder Wurm besteckt und dann so viel von der Schnur abgewickelt, daß der Köder eben den Grund erreicht. […] Beim Fischen im Winter unter dem Eise (Eisangel) ist die Puppe ein Stück hartes Rundholz von 4 bis 5 cm Durchmesser und 12 cm Länge, welches mit der aufgewickelten Schnur so über ein ins Eis gehauene Loch gelegt wird, daß sich die Schnur leicht abrollt, wenn der Fisch gebissen hat und fortschwimmt. Da bei dieser Fischerei hauptsächlich Hechte gefangen werden, so muß die Angel (Doppelhaken) an einem Vorfach von gedrehtem Messingdraht befestigt werden.

Mit beheizter Holzhütte: Amerikanischer Eisangel-Luxus auf einem Bild aus dem Jahre 1908.

Amerikanischer Luxus

Während man in Europa das Eisfischen mit Rollangeln hauptsächlich zum Nahrungserwerb betrieb, hatten die US-Amerikaner und Kanadier bereits Ende des 19. Jahrhunderts den sportlichen Wert des Eisangelns erkannt, sodass diese Angelmethode in den wohlhabenden Staaten an der Ostküste zu einem der beliebtesten winterlichen Vergnügungen zählte. Die dazu nötige Technik hatten sich die Bleichgesichter von den Ureinwohnern abgeschaut. Die Frauen und Kinder der Indianerstämme verstanden es meisterhaft, die reichen Fischbeständen unter den oft fast meterdicken Eisdecken mit einfachsten Mitteln zu beangeln. Der englische Abenteurer Frederick Whymper musste 1869 neidlos anerkennen, dass der „Weiße Mann“ trotz seiner modernen Angelausrüstung mit den Indianern nicht konkurrieren konnte. Trotzdem steckten die Städter an den großen Seen nicht auf. Schon in den 1880er Jahren entwickelte sich vor den Toren Torontos und Chicagos eine winterliche Angelinfrastruktur, die für besser betuchte Petrijünger keine Wünsche offenließ und ihnen sogar beheizte Hütten auf der Eisfläche bot. Davon konnten unsere Großväter auf den zugefrorenen Seen Europas nur träumen.

-Dr. Markus Bötefür-

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