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Oder: Offenbar kein Quecksilber

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Stummer Schrei der Verzweiflung! Neben Rapfen sind auch Welse, Zander, Hechte und Weißfische in großen Mengen in der Oder verendet. Bilder: Paul Hahn/privat

Im deutsch-polnischen Grenzfluss Oder ist es in den vergangenen Tagen zu einem massiven Fischsterben gekommen. Anfangs wurde vermutet, dass erhöhte Quecksilberwerte dafür verantwortlich sein könnten.

Es konnten bisher keine erhöhten Schwermetallwerte in den verendeten Fischen nachgewiesen werden, wie Spiegel.de heute berichtete. Die Analysen auf verschiedenste Chemikalien sind aber noch nicht abgeschlossen. Mit verantwortlich waren wohl auch die extremen Sommertemperaturen in Kombination mit dem geringen Wasserstand.

Der Umweltminister Brandenburgs, Axel Vogel (Bündnis90/Die Grünen), sprach in der vergangenen Woche in einem Radiointerview bei „rbb24“ von einer „absoluten Anomalie“ in den Wasserproben, neben hohen Sauerstoffwerten wurde ein hoher PH-Wert und zudem eine hohe Salzfracht festgestellt.

„Die Polen fahnden jetzt nach insgesamt 300 Stoffen, sie haben angegeben, dass sie jetzt auch gezielt nach Insektiziden im Wasser und in den Fischen suchen,“ berichtet der Minister weiter. Seiner Aussage nach sei die Giftwelle jetzt aber offenbar vorbei und es seien wieder viele kleine Fische zu sehen. „Wir reden jetzt immer über Fische, tatsächlich ist ja das gesamte Ökosystem der Oder geschädigt. Wir haben wirklich lange Zeiträume, wo insbesondere Muscheln, Mollusken, Insekten dann auch Zeit benötigen, um sich wieder aufzubauen.“ Hier geht es zu aktuellen rbb24-Interviews zum Thema…

Brassen in allen Altersgruppen haben das Fischsterben nicht überlebt. Es wird Jahre dauern, bis sich ein gesunder Bestand in der Oder wieder aufgebaut hat.

Schon im Juli trieben tote Fische auf der Oder

Zum massiven Fischsterben in der Oder äußerte sich auch Antje von Broock, Geschäftsführerin des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Diese ökologische Katastrophe hätte kein solches Ausmaß, wenn deutsche und polnische Behörden intensiver zusammengearbeitet hätten. Gut informierte Ämter hätten früher gezielt Warnungen auf relevante Stoffe an die Bevölkerung aussprechen können. Bereits seit Ende Juli treiben tote Fische auf der Oder, mittlerweile auf einer Strecke von mehreren hundert Kilometern. Selbst wenn das Fischsterben auf eine giftige Substanz zurückgeführt werden kann, diverse und gesunde Ökosysteme könnten besser auf einen solchen Druck reagieren. Das Fisch-Sterben ist deshalb auch Symptom einer jahrzehntelangen Fehlplanung in der Wasserwirtschaft und einer chronischen Unterfinanzierung des Gewässerschutzes. Die Vermeidung einer solchen Katastrophe und ein grenzübergreifender Gewässerschutz sind schon lange gemeinsame Aufgaben im Rahmen der Internationalen Kommission zum Schutz der Oder (IKSO). Es braucht eine umfassende politische Aufarbeitung. Gewässerschutz muss endlich als gemeinsame, langfristige Aufgabe und elementarer Bestandteil im Kampf gegen die Klimakrise gesehen werden – über nationale, föderale, behördliche, strukturelle und innergesellschaftliche Grenzen hinweg.”

Hintergrund: Seit 2000 besteht europaweit der verbindliche Auftrag, alle Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu überführen und dabei grenzübergreifend zusammenzuarbeiten: Die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) hat diesen Zielzustand sogar für das Jahr 2015, spätestens 2027 angesetzt. Im Fall der Oder soll die grenzübergreifende Umsetzung durch Polen, Tschechien und Deutschland im Rahmen der Internationalen Kommission zum Schutz der Oder (IKSO) geschehen.

Die Fischbestände der Oder sind vielseitigen Belastungen ausgesetzt: Erhöhte Temperaturen und niedrige Wasserstände durch die Klimakrise, permanente chemische Belastungen wie der hohe Quecksilbergehalt durch Kohlekraftwerke, der Beginn von Bauarbeiten in und an der Oder, um eine bestimmte Fahrrinnentiefe zu gewährleisten, eingeschränkte Durchgängigkeit zu den Laichplätzen und erhöhtes Algenwachstum durch Nährstoffeintrag von der Landwirtschaft.

-Pressemitteilungen rbb24/BUND-

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