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Der Stör kehrt zurück in Elbe und Oder

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Seit 25 Jahren kümmert sich Jörn Geßner, hier mit einem kleinen Ostseestör, um die Wiederansiedlung des Europäischen und des Baltischen Störs in ihren einstigen Heimatgewässern Elbe und Oder. Bild: IBG/S. Hennigs

Dr. Jörn Geßner koordiniert am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) die Projekte zur Wiederansiedlung der Störe in Deutschland. Anlass für das Interview sind die Rückkehr geschlechtsreifer Störe in ihre Heimatflüsse in Deutschland und in Frankreich in diesem Jahr, und die aktuellen Ausbaupläne für die Oder und die Elbe, welche die Lebensräume der Störe gefährden.

Er sei ein geborener Optimist, sagt Jörn Geßner über sich. Passenderweise wurden in diesem Jahr zum ersten Mal Exemplare des Europäischen Störs in Elbe und Dordogne aus dem gemeinsamen Wiedereinbürgerungsprogramm des IGB und des französischen INRAe (Institut National de la Recherche Agronomique) gesichtet, das vor mehr als einem Vierteljahrhundert startete.

Im Interview berichtet der IGB-Forscher über Hindernisse und Glücksfälle auf dem Weg dorthin. Und er macht klar, warum die Störwiederansiedlung in Nord- und Ostsee trotz der bisherigen Erfolge schwierig bleiben wird: Ausbaupläne für die Oder und neuerdings auch für die Elbe gefährden den Lebensraum dieser und zahlreicher weiterer Arten in unseren Gewässern.

In diesem Jahr wurden die ersten in die Elbe zurückkehrenden Störe gesichtet, die Sie und Ihr Team einst aufgezogen und ausgesetzt hatten. Was macht Sie so sicher, dass diese Tiere aus dem IGB-Wiederaufzuchtprogramm stammen?

Jörn Geßner: In der Elbe war zuvor der letzte geschlechtsreife Stör im Jahr 1985 gefangen worden, in der Nordsee vor knapp 30 Jahren. Das waren über zwei Meter lange Tiere. Eine Art Restbestand, denn die letzte nachgewiesene Vermehrung in Deutschland datiert auf das Jahr 1964. Als jetzt diese jungen, bereits geschlechtsreifen Tiere auftauchten, war klar, dass sie aus unserem Programm stammen mussten.

Hatten Sie zuvor Sorge, dass jemals welche gefunden werden?

Wenn man diese Art von Arbeit macht, ist klar, dass es einen langen Atem braucht. Bei Männchen dauert es mindestens zwölf Jahre, bei Weibchen noch ein paar Jahre mehr, bis unsere heimischen Störe geschlechtsreif sind und in ihre Heimatflüsse zurückkehren. Aber dass in diesem Jahr fünf Tiere in der Elbe und mehr als zehn in der Gironde  gefunden wurden, macht klar: Da draußen dürften noch eine Menge mehr Störe herumschwimmen.

Können Sie schätzen, wie viele das sind?

Von unseren französischen Partnern, die den Bestand in der Gironde überwachen, wissen wir, dass die Sterblichkeit in den ersten zwei Lebensjahren bei knapp 90 Prozent liegt. Dann haben die Tiere das Gröbste überstanden, die Sterblichkeit sinkt stark, wir gehen von zwei bis fünf Prozent pro Jahr aus. Rechnerisch bliebe also ein Bestand von etwa 500 bis 1000 älteren Fischen aus unserem Programm, der bis heute überlebt hat. Von denen sind allerdings viele noch nicht geschlechtsreif.

Europäische Störe werden in die Elbe entlassen. Bild: IGB/A. Schmidt

Sind die Elbe und ihre Nebenflüsse heute wieder lebenswert für den Stör?

Auf Basis der Ergebnisse der Untersuchungen, die im Rahmen der Besatzmaßnahmen durchgeführt wurden, können wir diese Frage bejahen, auch wenn sich die Tiere noch nicht selbst vermehren. Die drei wichtigsten Problemfelder für die zukünftige Entwicklung lauten Fischerei, schlechte Durchwanderbarkeit und Flussausbau. So verlieren wir kontinuierlich Tiere im Beifang, auch wenn sich die Fischer insbesondere in der Nordsee Mühe geben, dies zu verhindern, und versehentlich gefangene, lebende Störe wieder freisetzen. Bei der Durchwanderbarkeit sind vor allem Wehre und Stauhaltungen gemeint, die nicht oder nur eingeschränkt passierbar sind. Störe laichen in den Unter- und Mittelläufen der Flüsse auf sauberen Kiesbänken und müssen zu diesem Zweck jedes Jahr aus dem Meer, wo sie den Großteil ihres Lebens verbringen, in die Flüsse aufsteigen. Nebenflüsse der Elbe wie die Saale und die Havel sind für Störe nicht erreichbar. In der Havel beispielsweise gibt es bereits im Mündungsgebiet Wehre, die nicht überwindbar sind. Anders ist die Lage in der Unterelbe. In Geesthacht etwa wurde 2010 eine störgängige Aufstiegsanlage am Wehr fertiggestellt, die den Fischen den Aufstieg in die Mittelelbe ermöglicht. Auch die untere Mulde ist nach dem Bau einer Aufstiegsanlage in Dessau passierbar. Doch der Ausbau von Flüssen, um Fahrrinnen zu vertiefen, beispielsweise in der Unterelbe, hat eine Vielzahl negativer Folgen auf die Lebensräume und damit auf den Stör.

Wie sieht es mit der Wasserqualität aus?

Gewässerverschmutzung war tatsächlich lange ein Problem, in Hamburg etwa wurden im 19. Jahrhundert Abwässer ungeklärt in die Elbe eingeleitet, genau an einem der größten Laichplätze der Störe. Die hohe biologische Belastung hat im Verbund mit dem resultierenden massiven Befall mit Bakterien und Pilzen die abgelegten Eier vernichtet. Hinzu kamen Abfallstoffe aus der Industrie und Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft, die die Elbe zum stark verunreinigten Vorfluter degradierten. Bereits seit der Wiedervereinigung ist aber das Elbwasser deutlich sauberer geworden. Heute sind zwar die Sedimente zum Teil noch stark belastet, aber da Störe auf Kies laichen, ist für sie vor allem die Sauberkeit des Fließwassers entscheidend – und natürlich das Vorhandensein von Kiesbänken.

Die jedoch durch aktuelle Ausbaupläne bedroht sind.

Richtig. Der noch amtierende Verkehrsminister hat kürzlich eine bilaterale Vereinbarung mit Tschechien über den Ausbau der Elbe getroffen, die eine Mindesttauchtiefe von 1,40 Metern über nahezu das ganze Jahr für die gesamte Binnenelbe von der Grenze zu Tschechien bis nach Geesthacht an die Tiedeelbe vorsieht. Diese beträgt aktuell in trockenen Sommern zum Teil nur 50 Zentimeter. Es ist also klar, dass diese Ziele nur mit massiven Eingriffen realisierbar sind. Damit ist auch zu erwarten, dass sich diese Maßnahmen auf das gesamte von der Elbe abhängige Ökosystem auswirken. Das heißt etwa, dass durch die Absenkung des Grundwasserspiegels den Flussauen Wasser entzogen und sie – wie auch kleinere Nebengewässer – schneller und über längere Zeiträume vom Fluss abgeschnitten werden. So wird der vertiefte Fluss von der Aue entkoppelt und die darin lebende Fauna verliert die Verbindung zu Nebengewässern und Auen. Der bisherige Ausbau der Unterelbe hat bereits dazu geführt, dass die Gefahr von Kollisionen der Störe mit Schiffen zugenommen hat, weil diese sich in den tiefen Bereichen des Flusses aufhalten und durch die Verengung der Fahrrinne die Begegnungswahrscheinlichkeit steigt. Zudem sind in der Unterelbe ständige Unterhaltungsbaggerungen notwendig, bei denen Saugbagger große Mengen Sediment abtragen. Auch hier sind massive Effekte auf Fische und andere Organismen belegt.

Auch die Oder soll ausgebaut werden.

Dort soll die Tauchtiefe sogar auf 1,80 Meter an mindestens 330 Tagen im Jahr steigen, damit auch Binnenschiffe der Klasse 4, also die großen Pötte, die Oder passieren können. Der Ausbau würde konkret bedeuten, dass der Fluss zu einem Kanal umgestaltet wird. Die aktuelle Vielfalt an Strukturen wie Bänken und tiefen Löchern sollen verschwinden. Diese Kolke sind jedoch wichtig für viele Fischarten als Ruhezonen und Einstände. Auch der Stör nutzt sie während der Laichzeit und die abwandernden Tiere als Winterlager. Viele Sand- und Kiesbänke, die Laich- und Lebensräume verschiedenster Arten sind, werden verschwinden. Auch hier werden die angebundenen Nebengewässer Wasser verlieren und seltener Kontakt zum Hauptstrom haben, so dass den Pflanzen und Tieren weniger und qualitativ schlechtere Lebensräume bleiben. Fischbestand und -vielfalt werden insgesamt stark zurückgehen, und für den Stör, wie auch für viele andere Wanderfischarten ist der von Polen geplante Ausbau schlicht eine Katastrophe.

Warum?

Polen plant perspektivisch 20 neue Stauhaltungen, die eine Staukette mit nur noch minimalen fließenden Strecken bilden sollen. Die Pläne reichen von Breslau bis nach Küstrin in die Grenzoder. Zudem soll eine Anbindung an die Weichsel, ebenso wie eine Verbindung zum Schwarzen Meer über die Donau geschaffen werden. Wer das braucht, ist dabei offen. Sicher ist nur, dass damit die letzten relativ naturnahen Refugien für die hier heimischen Fischarten unwiederbringlich verlorengehen. Inzwischen hat Polen bereits mit der Auftragsvergabe angefangen, offiziell stehen allerdings noch die Stellungnahme zur Beschwerde des Landes Brandenburg und das Ergebnis der Umweltverträglichkeitsprüfung auf deutscher Seite aus.

Gibt es Widerstand?

Es existiert eine recht große Gegenbewegung in Polen, auch Brandenburg hat sich gegen die Ausbaupläne gestellt und Widerspruch eingelegt. Das Bundesumweltministerium hat sich in der Frage der Bewertung des Oderausbaus bisher auffällig zurückhaltend gezeigt. Hier hoffen wir in Zukunft, auch mit Blick auf die geplanten Maßnahmen an der Elbe, auf mehr Rückhalt. Das IGB liefert wissenschaftlich fundierte Argumente gegen die Ausbaupläne. An der Weichsel konnte immerhin ein Teilerfolg erzielt werden: Dort war ein neuer Damm geplant, gegen den jedoch mehrere NGOs gemeinsam mit Forschenden des IGB Beschwerde einlegten. Nun ist dem Vorhaben erst einmal die wasserrechtliche Genehmigung entzogen worden, was die Pläne um mindestens zwei Jahre hinauszögert.

Lässt sich der Ausbau der Oder noch stoppen?

Komplett: wohl eher nicht. Auch die deutsche Seite hat sich vertraglich verpflichtet, zumindest den Betrieb von Eisbrechern in Zukunft sicherzustellen. Ich hoffe, dass man dennoch zu einer vernünftigen Lösung kommen kann. Zum Glück stehen in Polen bald wieder Wahlen an. Ein Thema, das den ambitionierten Ausbauplänen zum Verhängnis werden könnte: Werden sie wie geplant umgesetzt, geht das zulasten anderer Verkehrsprojekte, was vielen Wählerinnen und Wählern missfallen dürfte.

Zurück zu den Stören: Das Wiederaufzuchtprogramm des IGB blickt auf sein 20-jähriges Bestehen zurück. Erinnern Sie sich an die Anfänge?

Eigentlich ist es eher ein gutes Vierteljahrhundert! Angefangen hat alles im Jahr 1995 mit ersten Voruntersuchungen für das Bundesamt für Naturschutz. Dabei ging es darum, wie man einen geeigneten Elterntierbestand aufbauen könnte und wo sich die Maßnahmen sinnvoll umsetzen ließen. Die genetische Untersuchung von Tieren aus der Gironde in Frankreich, wo es den einzigen natürlichen Störbestand Europas gab, zeigte jedoch, dass diese Tiere nicht in die Ostsee passen. Auch im Fluss Rioni in Georgien wurden wir nicht fündig, aber in Kanada: Dort gab es eine Population, deren Erbgut dem des Baltischen Störs, um den es uns ging, stark ähnelte. Von 2002 bis 2005 fischten wir in Kanada insgesamt 40 erwachsene Tiere, die wir nach Deutschland brachten. Das war sehr mühsam, unter anderem aufgrund der vereinbarten zweimaligen Quarantäne, die sicherstellen sollte, dass keine unerwünschten Begleiter mit eingeführt werden. Parallel produzierten wir Jungtiere direkt in Kanada in Zusammenarbeit mit der lokalen Fischerei. 2007 fand der erste experimentelle Besatz in der Oder statt, mit 50 Jungtieren. Im aktuellen Jahr haben wir 450.000 Störe besetzt, insgesamt kommen wir auf gut drei Millionen freigesetzte Jungfische in der Oder und ihren Nebenflüssen. Dass wir damals die Störe in Kanada gefunden haben, war übrigens ein Riesenglücksgriff…

Wieso?

Weil die genetischen Untersuchungen ausgerechnet den einen Bestand als optimal charakterisierten, der noch kommerziell gefischt wurde, so dass es möglich war, Tiere aus dem Bestand zu entnehmen. Inzwischen ist „unser“ Ostseestör, nach langen Diskussionen unter Taxonomen als die in der Ostsee einheimische Art anerkannt worden. Bis zu diesem Zeitpunkt galt der Europäische Stör, mit dem wir in der Elbe arbeiten, hier als die einzige, vorkommende Art. Dieser Prozess hat bis letztes Jahr gedauert, hatte aber den erfreulichen Nebeneffekt, dass sich eine Expert*innengruppe gebildet hat, die sich um die Harmonisierung der Interessen der Teilnehmerländer bemüht. Bei den Ostseestören gab es 2016 den bislang einzigen Nachweis für einen Rückkehrer: Ein Angler hatte ihn gefangen. Dabei handelte es sich um einen der älteren von uns ausgesetzten Fische, der mit 1,30 Metern Länge besetzt worden ist und in den 7 Jahren in Freiheit auf über 2 Meter Länge angewachsen ist. Die kleineren Fische aus dem Besatz werden erst in den kommenden Jahren zurückkehren. Weil es ziemlich aussichtslos ist, einzelne Fische fischereilich nachzuweisen, werden wir im kommenden Jahr in der Oder DNA-Proben vom Wasser nehmen und hoffen, darin Nachweise für die Störe zu finden.

Was macht den Ostseestören zu schaffen?

Der Ostseestör ist, wie auch andere Wanderfischarten, durch die extrem intensive Fischerei im Haff betroffen. Die dort aufgestellten Stellnetze haben eine Länge von insgesamt ca. 300 Kilometern! Das Problem ist hier einfach die Begegnungswahrscheinlichkeit, da die Tiere im Haff fressen, bevor sie in die Ostsee abwandern. Auch wenn Störe sehr robust sind, bei den langen Zeiträumen, die sie in den Netzen zum Teil verbringen müssen, ist ihre Überlebensfähigkeit doch gering. Dabei gibt es Lösungen für das Problem, beispielsweise andere Netztypen: In Großreusen oder Fischfallen können sich Störe nicht verfangen. Würden sie anstatt der üblichen Stellnetze eingesetzt, könnte das helfen, die hohe Sterblichkeit zu senken. Auch könnten kürzere Stellzeiten von maximal 12 Stunden helfen, das Überleben der Tiere zu sichern. Weiterhin kann man die Stellnetze anpassen und am Boden Fenster einbauen, durch die Störe hindurchschwimmen können. Bislang verweigern sich die Fischer in der Haff-Region mit dem Argument, dann könnten Barsche und Zander ebenfalls durchschwimmen. Wir haben das allerdings selbst erprobt und konnten keine signifikanten Auswirkungen auf die Fangmengen dieser beiden Fischarten feststellen. Das ist ein ungelöstes Problem, das weitere Kommunikation insbesondere mit den betroffenen Fischern erfordert.

Gibt es andere Ideen?

Eine Lösung, die auch die Helsinki-Konvention vorsieht, wäre in bestimmten Zeiten das Fischen ganz zu untersagen. Das halte ich aber für die schlechtere Variante, denn die Fischerei steht ohnehin ziemlich unter Druck, und es wäre hier sinnvoller, gemeinsam mit den Fischern Lösungen zu finden.

Wenn Sie an die Zukunft des Vorhabens denken, was könnte besser laufen?

Besonders schwierig gestaltet sich die langfristige Finanzierung. Das ist ein Riesenunterschied zu Frankreich, wo der Schutz des Bestandes in der Gironde im Rahmen eines Nationalen Aktionsplans mit einer Finanzierung der beschlossenen Maßnahmen verbunden wurde. Darüber hinaus gibt es auch einen Koordinationsmechanismus, über den mit dem Störschutz verbundene Themen wie Kiesabbau in Gewässern oder Habitatschutz geregelt werden. Eine vergleichbare Institutionalisierung und Einbettung würde ich mir auch für unser Wiederansiedlungsprogramm wünschen, wo die Arbeiten der letzten  25 Jahre über 40 Projekte finanziert wurden und letztlich alles von Einzelpersonen abhing.

Wie ist in diesem Zusammenhang die Aufzuchtanlage zu verorten, für die das IGB im Jahr 2018 6,9 Millionen Euro in Aussicht gestellt bekam?

Diese Mittel wurden vom Haushaltsausschuss des Bundestages bewilligt mit dem Ziel, eine neue Elterntierhaltung für Störe aufzubauen. Diese Mittel sollten über das Bundesprogramm Biologische Vielfalt ausgereicht werden und stellten den Investitionsanteil der Maßnahme dar. Aktuell ist die Finanzlage in dem Programm aber sehr angespannt, weshalb die in Aussicht gestellte Fördersumme auf diesen Betrag gedeckelt ist – Mittel für den Betrieb können nicht zusätzlich beantragt werden. Da zugleich die Kosten für das Bauvorhaben mit jedem Jahr ansteigen, ist eine Realisierung im ursprünglich geplanten Umfang nicht mehr möglich. Aktuell ermitteln wir, ob wir den Umfang des Projektes so reduzieren können, dass eine Umsetzung auch unter den gegebenen Rahmenbedingungen und unter Beteiligung von Sponsoren sinnvoll möglich ist. Über den entsprechenden Antrag würde allerdings erst 2022 entschieden, ein Jahr brauchen wir für die gesamte Bau- und Genehmigungsplanung, so dass eine Umsetzung frühestens ab 2024 möglich wäre.

Wie sehen Sie die Zukunft des Störs in Nord- und Ostsee aus persönlicher Perspektive?

Ich bin geborener Optimist, sonst hätte ich mich auch nicht auf diese Art Forschung eingelassen. Der Europäische Stör könnte eine Erfolgsstory werden: England und die Niederlande sowie Italien wollen sich am Programm beteiligen, dadurch werden wir noch mehr gemeinsame Arbeiten umsetzen können. Auch beim Ostseestör geht es voran. Schweden und Finnland bereiten eigene Programme vor, Russland hat ein nationales Programm aufgelegt. Das macht die Kommunikation für Schutzmaßnahmen einfacher. Ein möglichst bald zu lösendes Problem ist dabei die Frage, wie groß die Ausfälle durch die Fischerei tatsächlich sind. Seit zwei, drei Jahren zeichnet sich ab, dass dies eine bedeutende Schwachstelle des Programms sein könnte. Insgesamt haben wir durch die inzwischen breiten Forschungskooperationen zwischen vielen Ländern eine viel bessere Ausgangsbasis, die Probleme der Störwiederansiedlung bei Vermehrung, Aufzucht und Besatz haben wir weitgehend im Griff. Langfristig problematisch ist die politische Flankierung unserer Maßnahmen, also Themen wie ein Stopp des Oderausbaus und Anpassungen in der Fischerei.

Das Gespräch führte Wiebke Peters.

-Pressemitteilung IGB-

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