Angelbuch-Autor Bernd Taller schreibt diesmal in seiner kleinen Angelgeschichte über den wichtigsten Menschen in seinem Leben:
Viele von uns besaßen das große Glück, dass sie von Verwandten oder Freunden zum Angeln hingeführt wurden. Ich hatte dieses Glück nicht.
Im Gegenteil, zwei Jahre lang verboten mir meine Eltern den Umgang mit Rute und Rolle. Ich musste Akkordeon lernen und dem Gesangverein meine Stimme leihen. Aber steter Tropfen höhlt den Stein und schlussendlich willigten sie ein.
Johann Sabo war ein Glücksfall für mich. Er wohnte nur einige Häuser von uns entfernt und ich war ihm willkommen. Als Frührentner besaß er die Zeit, mich nahezu täglich zu empfangen. Gebannt hing ich an seinen Lippen, wenn er erzählte. Vom Angeln in seiner Jugendzeit im damaligen Jugoslawien und nach dem Krieg im Rhein. Er zeigte mir, wie man Haken und Knoten bindet. Eine Riesenfreude bereitete mir Herr Sabo, als er mir eine dreiteilige Bambusrute mitsamt Quick- Junior-Rolle schenkte. Meine erste Angel, wie war ich stolz!
Mit seinem alten Renault fuhren wir ans Wasser. Zumeist waren Rotaugen unsere Beute. Ganz einfach mit Weizenkörnern gefangen. Und wie war Herr Sabo glücklich, als ich in seiner Gegenwart einen 6,5 Pfund schweren Schuppenkarpfen fing. So manch schönen Tag verbrachten wir am Wasser. Es war wie ein Ritterschlag, als er mir das Du anbot. Fortan konnten wir uns auf Augenhöhe begegnen. Aus Lehrmeister und Lehrling waren zwei unzertrennliche Freunde geworden.
Besonders stolz war Johann Sabo über meine Artikel in FISCH & FANG. Leider hat er das Erscheinen meines ersten Angelbuches im September 2003 nicht mehr miterlebt. Er verstarb wenige Wochen zuvor. Aber in meinem Herzen lebt er weiter. Mein hoch verehrter Lehrmeister, der wichtigste Mensch in meinem Leben.
Bernd Taller
