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Sieg: Wasser-Absenkung gefährdet Auwald

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Das Sieg-Wehr Euteneuen staute bisher den Wasserstand für einen alten Auwald an, jetzt wurde der Pegel dauerhaft abgesenkt. Bilder: Tim Meusch

Das Wehr in der Ortslage Euteneuen (Rheinland-Pfalz, bei Siegen) schützt einen Jahrhunderte alten Auenwald.

Unser Leser Tim Meusch von der Sieg im oberen Westerwald schickte uns dazu seine Stellungnahme:

Zum Tag der Feuchtgebiete habe ich freundlicherweise die Möglichkeit gehabt, für die Gruppe Angeln Rheinland-Pfalz /Saarland mit dem Landtagsabgeordneten der CDU, Michael Wäschenbach, sprechen zu können. Michael Wäschenbach dazu: „Ich freue mich sehr über die Berichterstattung. Das Sterben des Auenwaldes muss mehr in die Öffentlichkeit gerückt werden, hier müssen die Verantwortlichen Rede und Antwort stehen!“

Ursächlich für diese Berichterstattung ist die andauernde Zerstörung des Feuchtgebietes rund um den Auenwald in Kirchen/Sieg, Ortslage Euteneuen. Dort wird durch ein heruntergefahrenes Wehr der Sieg-Pegel um zwei Meter gesenkt.

Was ist geschehen: Das Wehr wurde nach Erlöschen des Wasserrechts von einem Investor übernommen. Das Land Rheinland-Pfalz senkte daraufhin die Stauklappen und den Wasserspiegel um 2 Meter. Das Land RLP argumentiert in seinen Stellungnahmen, dass die Stauklappen des Wehrs defekt seien und eine Schließung des Wehrs aufgrund dessen nicht möglich sei. Das konnten die Akteure um Wäschenbach und im Umfeld des Investors nicht bestätigen, ganz das Gegenteil sei der Fall. Betreiber, Fachkräfte und Ortsansässige sind sich sicher, dieser Grund scheint vorgeschoben.

Die traurige Folge: Das sukzessive Absterben des schützenswerten Auenwalds und Fischbestandes. Durch das Absenken des Wasserspiegels, wird das überlebenswichtige Wurzelwerk nicht mehr ausreichend mit Wasser versorgt. Der Auenwald wurde maßgeblich geschädigt.

Entscheidungsgrundlage der Verantwortlichen war hier: Der weitere Betrieb eines Wasserkraftwerks soll verhindert werden. Dem Antrag auf Schutz des Auenwaldes und Schließung des Wehrs wurde bislang immer von der Struktur und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) abgelehnt. So wurden im Genehmigungsverfahren- und Antragsverfahren sukzessive die Anforderungen erhöht.

Der Besitzer des Wehrs prüfte jedoch zuvor durch ein unabhängiges Ingenieurbüro (Fachrichtung Wasserbau und Wasserrecht) die Vollständigkeit seines Antrages. Der Investor bot den Verantwortlichen der Struktur- und Genehmigungsdirektion sogar an, die Sanierung einer Fischaufstiegsmöglichkeit eigenständig durchzuführen. Dies wurde bis dato weiterhin abgelehnt. Somit ist im Bereich der VG Kirchen keinerlei Durchgängigkeit für Fische mehr gegeben. Eine Erhaltung des Landschaftsschutzgebietes und des Auenwaldes ist ebenso gefährdet. 

Die Mitglieder des Ortsansässigen Angelsportverein ASV Wallmenroth sind nachhaltig enttäuscht. Durch diese Fehlentscheidung sind bisher dreizehn über 100 Jahre alte Bäume umgestürzt. Der ASV Wallmenroth: „Der Unmut bei uns im Verein ist riesig!“

Der Auwald fällt zusehends trocken, geschädigte Bäume sind bereits umgefallen.

Nun kämpft der Abgeordnete Wäschenbach gegen die umweltrechtlichen Verstöße. Auf telefonische Nachfrage bei der SGD Nord kam bislang kein Kommentar. Dieser soll in nächster Zeit folgen. Zurzeit befindet sich dieses Verfahren in einem laufenden Rechtsstreit, abgelaufene Petitionen mit 11.000 Unterschriften sowie der Einsatz lokaler Naturschützer und Angler des ansässigen ASV Wallmenroth hatten bis jetzt keinen Erfolg. Da es sich hier um ein schwebendes Verfahren handelt, möchte die SGD Nord derzeit keine weiteren Infos preisgeben.

Die Sache nahm schon im Jahre 2019/2020 volle Fahrt auf, mit einer Online-Petition, die von über 11.000 Bürgern der Verbandsgemeinde Kirchen unterschrieben wurde. Auch hier setzt sich der Landtagsabgeordnete Michael Wäschenbach mit vollem Einsatz ein. Wäschenbach übergab persönlich die Liste der Unterschriften an das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forste des Landes Rheinland-Pfalz, Frau Ulrike Höfken (Bündnis 90/ Die Grünen).

Tim Meusch, Brachbach

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