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Rolle mit seltsamer Aufschrift

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Seltsame Beschriftung unter dem Rollenfuß: "4", darunter ein Strich, darunter "3.fn" - oder so ähnlich... Wer weiß mehr?

Diese kleine Messingrolle hat wirklich eine europäische Vergangenheit: Es ist offensichtlich ein Modell englischer Bauart, wie es zwischen 1870-1910 nach ganz Europa geliefert wurde.

Auch alle deutschen Firmen der damaligen Zeit hatten solche englischen Fliegenrollen mit fest eingebauter Knarre (Federhemmung) im Programm. Beim Kurbeln klickt sie immer noch wie ein feines Uhrwerk. Diese Rolle habe ich einem polnischen Sammler abkaufen können, zusammen mit alten Rollen von Stork, DAM und der tschechischen Vorkriegsfirma Rousek. Er hatte auch jede Menge Ruten und Rollen von Hardy und anderen alten englischen Firmen im Angebot, die allesamt aus dem heutigen Polen stammten. Als die Rolle um 1900 gefischt wurde, existierte noch Preußen mit Pommern, Posen, Ostpreußen und Schlesien. Das erklärt, warum heute noch alte deutsche Angelgeräte in Polen zu finden sind.

Unter dem Rollenfuß trägt die Rolle eine seltsame Aufschrift mit schwarzer Tusche: Eine 4, darunter ein Strich und darunter 3.fn. Der Sütterlin-Buchstabe f könnte auch ein t oder h sein, das n auch ein e. Handelt es sich hierbei um die Größe der Rolle oder um den Preis? In Preußen müsste ab 1871 die Mark gegolten haben, abgekürzt mit M. Es gibt noch weitere Währungsabkürzungen– und symbole (th= Thaler, fl oder f= Florin/Gulden, hl = Heller, F=Franc), die aber alle nicht ansatzweise passen. Die Rolle hat einen Durchmesser von 53mm, das sind ziemlich genau 2 Zoll – 4/3 Zoll oder sowas passt also auch nicht…

Wer weiß mehr? Infos an thomas.kalweit@paulparey.de

Weitere alte Rolle mit kryptischer Aufschrift…

Um die 120 Jahre alte Messingrolle englischer Bauart: Beinknauf, geschwungene Kurbel, feine Vergoldung.
Die Knarre (auch Check oder Federhemmung genannt) ist fest eingebaut und kann nicht abgeschaltet werden.
Hinter der Kurbel verfing sich immer die Fliegenschnur, deshalb wurde so ab 1920 der Kurbelknauf direkt an die Platte montiert.

Anmerkung vom 21. Februar 2020:

Markus Schober aus der Schweiz hat in seiner Sammlung ebenfalls eine alte Messingrolle entdeckt, die unter dem Fuß seltsam beschriftet ist. Rolle und Aufschrift stammt aus England.

Die 9 könnte auch eine 8 sein oder eine 0 mit Schnörkel. Das c könnte auch als e durchgehen...

Anmerkung vom 4. Mai 2020:

Karl-Heinz Brähler hat sich per Mail gemeldet: „Hallo Thomas, ich möchte auf deinen Artikel „Rolle mit seltsamer Aufschrift“ antworten. Auch ich besitze eine kleine Messingrolle aus der frühen Zeit. Die Rolle ist in einem sehr guten Erhaltungszustand und verfügt über eine dem Alter entsprechende Patina. Sie ist nicht gemarkt, aber ich konnte sie im Hildebrand-Katalog von 1909 wiederfinden. Es ist die Nr. 506 mir 5,0 cm Durchmesser. Die Unterseite des Rollenfußes hat zwei handschriftliche Kennzeichnungen. Einmal die Nummer 32 J 525 auf der rechten Seite. Allerdings kann ich die Nummer nicht zuordnen. Vielleich handelt es sich um eine hausinterne Warennummer. Die linke Kennzeichnung ist unleserlich. Ob es sich hier um einen Preis handelt kann man nur vermuten. Bespannt ist sie mir einer alten Seidenschnur. Ich finde es ist ein schönes Stück Zeitgeschichte. Grüße aus dem Münsterland, Karl-Heinz“

Aus dem Hilbebrand-Katalog von 1909. Bilder: K.-H. Brähler
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