Wenn‘s nicht läuft, ist der Ostwind Schuld. Oder das Hochwasser. Vielleicht auch der Vollmond. Doch Jammern hilft dann auch nicht weiter. Viel fängiger sind jetzt
Geduld, Optimismus und der eine oder andere Griff in die Trickkiste.
1. Nur nicht aufgeben
Ausdauer ist, ähnlich wie beim Karpfenansitz, erste Anglerpflicht. Aale können am Montag wie ausgestorben sein und am Dienstag völlig entfesselt beißen. Darum sollte man weniger auf die vielen bekannten Aspekte wie Wetter, Tide oder Wassertemperatur geben, sondern einfach öfter mal am Wasser sein. Denn Überraschungen, bei denen die Schlängler gegen jede „Angstregel“ bissen, habe ich mehr als einmal erlebt. Dazu gehört es auch auszuharren und nicht um 23 Uhr einzupacken, wenn es noch keinen Kontakt gab. Oft beginnen die Aale erst um Mitternacht zu laufen. Allerdings mache ich selten länger als bis 0:30 Uhr. Meine Frau hat unzählige Male die Nächte durchgefischt, während ich auf Karpfen ansaß. Aale fing sie nur ausgesprochen selten in der Zeit von 1:00 bis 4:00 Uhr. Erst danach, am frühen Morgen, registrierte sie noch kurze Beißphasen.
2. Kleingewässer bevorzugen
Besonders im Frühjahr erwärmen sich Kleinstgewässer oder breite Flachzonen am schnellsten. Aale brauchen ihrer Körperform entsprechend nur geringste Wassertiefen. Selbst auf 20 Zentimeter habe ich mit gekürztem Vorfach schon ausgezeichnet gefangen. An kleinen Gewässern kann man auch nicht so schnell an den Aalen „vorbei angeln“.
3. Tagsüber ansitzen
Der helllichte Tag wird allgemein unterschätzt für den gezielten Aalfang. Viele gute Schlängler fing ich in der Mittagszeit, während im Juli die Kinder beim Baden von der Brücke sprangen. Wichtig sind dann zwei Aspekte: Man sollte im Schatten fischen oder – im Kanal – in der Mitte, denn dorthin ziehen sich die lichtscheuen Fische vielerorts tagsüber zurück. Der zweite Punkt ist ein regelmäßiger Wechsel der Stelle. Denn am Tag ziehen die Aale nicht viel, man muss sie mit dem Köder suchen. Am besten funktioniert das mit einem Waggler. Den tariert man extrem fein aus, so dass nur der Köder und ein leichtes Bleischrot die Montage am Platz halten. Das ist deshalb wichtig, weil die Aale tagsüber sehr viel zaghafter anfassen und die Bissanzeige umso genauer arbeiten muss.
4. Kleine Köder anbieten
Besonders wenn die Brassen laichen, stürzen sich die Aale auf den abgelegten Laich. Sie schießen sich wochenlang auf diese kleine Nahrung ein. Nach meiner Erfahrung kommt ein Tauwurm dann nicht so gut an. Ein kleines Madenbündel aus fünf bis 20 Maden am 8er bis 10er Haken ist jetzt die richtige Wahl. Zusatzbonus: Man kann damit anfüttern. Regelmäßig werfe ich dann eine Handvoll Maden großflächig um den Haken ein. Das lockt zwar auch Brassen an, aber die Aale ebenso.
Matze sitzt gern mit Maden an, und auch zum Anfüttern sind Made und Caster vorzüglich geeignet.
5. So fein wie möglich …
… aber so grob wie nötig, lautet das Motto bei der Gerätewahl. Wie fein oder grob, ist eine Frage des Platzes. An einem großen Fluss sollte man schweres Gerät nutzen – unter einer 0,38-Millimeter-Hauptschnur geht da nichts. An meinen Kleingewässern lautet die Kernfrage: Wo soll der Aal-Leckerbissen locken? Ist der Grund fest, und sind keine Hindernisse vorhanden, kann man mit feinem Gerät sehr erfolgreich sein, weil damit eine sensiblere Köder-Präsentation möglich wird.
Ich spreche von einer 0,26er Hauptschnur und 10er Haken mit Maden. Sobald aber Seerosen oder Schlamm vorhanden sind, wohin Aale sich nach dem Biss gern flüchten beziehungsweise eingraben, hilft nur eins: Raus damit! Und das bedeutet auch am Kleingewässer: Starkes Gerät und stramme Ruten sind Pflicht.
Nachteil beim Aalangeln mit kleinen Ködern: Es beißen zwischendurch verstärkt Weißfische wie diese Brasse.
Da Aale schlucken sollen, gilt in der Mehrzahl der Fälle, dass dafür große Haken kontraproduktiv wirken. Beißt ein untermaßiger Fisch, schneidet man das Vorfach ab und setzt den „Schnürsenkel“ mit Eisen zurück. So lautet auch die Empfehlung der großen Anglerverbände. Die Aale werden das Eisen nämlich immer los. Ich verwende meistens blitzscharfe Haken der Marke Owner in Größe 8 oder 6. Die sind stark genug, jeden Aal festzuhalten und gleichzeitig so feingliedrig, dass man auch Maden gut anködern kann.
6. Duft verbreiten
Ich versehe meine Würmer zwar nur selten mit Wundermitteln. Aber Maden verbreiten einen intensiven Geruch, darum füttere ich sie auch gerne um meine Würmer herum. Dazu kann man Caster händeweise zerdrücken und ebenfalls ködernah einwerfen. Übrigens sind auch Cocktails ausgezeichnet zum Aalfang geeignet: Vier Maden und ein Mistwurm sind vom Duft her unschlagbar, besonders im Sommer!
7. Würmer variieren
Wurm ist nicht gleich Wurm. Ein ganzer Tauwurm kann im April oft zu viel des Guten sein. Ein kurzes Stück davon auf einem 8er Haken trifft den Aalgeschmack im Frühjahr schon sehr viel besser. Dendrobenas werden zwar vielerorts angepriesen, und ich handle mir jetzt sicher viel Kritik ein, wenn ich sage, das mag für Brasse und Barsch zutreffen. Aber für den gezielten Aalfang mag ich die „Dendros“ überhaupt nicht. Wer seinen Garten umgräbt, findet übrigens nicht nur Tauwürmer, sondern auch weiße Kringler, sogenannte Erdwürmer.
Tauwürmer sind für viele Aalspezis der absolute Top-Köder – nicht aber für Matze. Er bevorzugt kleinere, stärker riechende Arten, Rotwürmer zum Beispiel.
Die sind nicht immer erfolgreich, ich halte sie aber stets in Reserve, denn schon oft habe ich gut damit gefangen. Meine erklärten Lieblinge sind jedoch nach wie vor Gelbschwänze, also die stinkenden Mistwürmer aus dem eigenen Komposthaufen.
Bringt nach Matzes Erfahrungen weniger Bisse, dafür aber größere Fische: die Schwarze Wegschnecke.
8. Schnecken servieren
Zugegeben, mit Käse habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr gefischt. Er brachte mir damals immer wenig Bisse, aber große Aale. Lieber und aktueller noch, wenn ich selektiver fischen möchte, ist mir die Schwarze Wegschnecke. In feuchten und warmen Nächten sammle ich mir immer einige ein und biete sie an einer meiner Ruten an.
Denn wenn die Schnecken massenhaft unterwegs sind, gehören sie auch zur natürlichen Nahrung des Aals. Von Bäumen fällt so manche Schnecke ins Wasser oder wird vom Ufer aus hinein gespült. Wichtig beim Anködern ist ein kurzschenkliger Haken. Denn Schnecken rutschen immer in den Bogen. Ein langer, frei stehender Schenkel weckt dabei das Misstrauen des Aals. Mit Schnecken dürfen Sie weniger Bisse, aber dafür größere Aale erwarten!
9. Ruten versetzen
Nicht nur tagsüber gilt es, die Aale zu finden. Nachts sind die Schleicher zwar oft munter unterwegs, und man kann es ruhiger angehen lassen mit Platzwechseln. Aber aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen scheinen Aale oft nur auf wenigen Metern eines Gewässerabschnittes zu beißen. Wir erlebten es nicht selten, dass bei drei Anglern mit insgesamt neun Ruten immer nur auf eine Gerte gefangen wurde.
In hellen Vollmondnächten laufen die Aale meistens nicht. Die Phase des letzten Monddrittels und Neumond sind dagegen viel besser.
Wer seine Ruten öfter mal versetzt, findet die Aale möglicherweise schneller. Diese Regel gilt hauptsächlich für Seen, Gräben und Kanäle, am Fluss messe ich ihr weniger Bedeutung bei.
10. Bei Neumond ansitzen
Das ist die einzige „Wetter“-Regel, bei der ich mir einigermaßen sicher bin. In Vollmondnächten beißt es selten gut, vom letzten Drittel bis zum Neumond läuft es dagegen sehr viel besser. Wenn ich die Möglichkeit habe, es mir auszusuchen, sitze ich bei Vollmond lieber auf Karpfen oder Zander an, während die Aale dann wieder in den dunkleren Nächten dran sind.