Vor wenigen Tagen konnte ich auf ebay für sehr kleines Geld eine alte Holzrolle ersteigern.
Sie zeigt teilweise die typischen Merkmale eines sehr frühen Modells, nämlich eine Rückwandhalterung aus einem Streifen Eisenblech, daran angenietet mit Kupfernieten ein dünner Messingfuß. Laut Fachliteratur sind „Iron strap back and brass foot“ für die frühe Altersbestimmung vor 1880 gute Anhaltspunkte. Bei späteren Rollen wurden Fuß und Halterung nur noch aus Messing gefertigt, meist aus einem Stück.
Es gibt aber einen Haken: Eigentlich müsste so eine frühe Nottingham-Rolle Griffe aus Bein haben. Bei meiner Rolle sind sie aus Holz, was mich doch etwas stutzig macht. Es sind aber noch keine Knebelschilde wie bei späteren Holzrollen vorhanden. Vielleicht handelt es sich hier um die deutsche Version eines englischen Vorbilds? England als Ursprungsland ist aber eher wahrscheinlich.
Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich hier im Sammlerblog eine uralte Nottingham-Rolle aus Holz vorgestellt, die genau die gleichen Merkmale zeigt. Sie hat ebenfalls eine Eisenblech-Rückwandhalterung und einen angenieteten Messingfuß aus dünnem Blech. Auch besitzt diese Rolle ebenfalls Holzknäufe. Sie ist sehr stark gefischt, die Rückwand wurde mehrfach versetzt und mit neuen Schrauben gesichert.
Obwohl es sich um unterschiedliche Größen (ca. 7,5 und 8,5 cm) handelt, gehe ich aufgrund der Ähnlichkeiten stark davon aus, dass beide Rollen vom gleichen Hersteller produziert wurden. Die krummen Größen sprechen für einen englischen Fabrikanten. So hatte die Ulmer Angelgerätefirma Staudenmayer um 1900 englische Holzrollen in den Größen 64 und 77 mm im Programm.
Leider wurde die eiserne Rückwandhalterung meiner neuen Nottingham früher einmal blankgeputzt. Die schöne schwarze Eisen-Patina ist nur noch in Resten zu erkennen. Deshalb noch einmal der Hinweis: Das Polieren oder übermäßige Putzen von alten Rollen ist immer wertmindernd. Sammler suchen in der Regel den Originalzustand. Ein leichtes Reinigen bei stark verschmutzten Rollen ist natürlich ok.
Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de