ANZEIGE

Zielfisch Wels: Hier geblieben!

16355


Zielfisch Wels: Hier geblieben!
So sieht die Anordnung einer Bojenmontage aus: Links ist die Boje zu sehen. Es folgt der Ausleger, in diesem Fall das Outrigger Float von Black Cat. Rechts befindet sich die Pose.

Wie Sie Ihre Naturköder beim Waller-Ansitz stets in der Fangzone halten, verrät Stefan Seuß.

Erfolgreiches Welsfischen ist in den meisten Fällen viel spezieller und platzabhängiger, als viele vermuten. Gerade in großen Seen oder in stark strömenden Flüssen entscheidet der richtige Angelplatz über Erfolg oder Niederlage. Die Montage muss punktgenau am Hot Spot liegen, der Köder exakt an Ort und Stelle arbeiten. Nur so wird ein Großwels darauf aufmerksam und attackiert früher oder später die ausgelegten Happen.

Doch leider machen Hochwasser, Treibgut, Strömung und Wind dem Welsangler oftmals das Leben schwer. In solchen Fällen muss der Köder sicher fixiert werden, um auch eine lange, erfolgreiche und vor allem vertrauensvolle Ansitzperiode trotz schlechter Wetterbedingungen zu garantieren.

 

Die Ruten werden in speziellen, tief in den Boden gesteckten Haltern postiert. Dann bringt man die Schnur auf Spannung.

 

Die Reißleine

Das wichtigste Utensil ist in diesem Zusammenhang die so genannte Reißleine. Dabei handelt es sich um eine monofile Schnur. Mit ihrer Hilfe wird der Köder zuverlässig an Ort und Stelle fixiert. Bei einem Biss reißt sie und gibt die Montage frei. Die Reißleine ist quasi das Bindeglied zwischen Köder und Rute und verantwortlich dafür, dass auch über große Entfernung ein entsprechender Druck zum Köder aufgebaut wird. Auf diese Weise verstärkt man den Selbsthakeffekt des beißenden Wallers.

Die Stärke und Länge der Reißleine ist situations- und gewässerabhängig. Ich empfehle Schnüre in Durchmessern von 0,30 bis 0,40 Millimetern. Solche Ausführungen haben in der Regel eine Tragkraft zwischen sieben und zehn Kilo und halten einen enormen Gegendruck aus.

Ein weiterer Vorteil von dicken Reißleinen ist der stärkere Angriffs- und Beißreflex des Wallers. Soll heißen: Bei dickeren Reißleinen bietet der Köder einen höheren Widerstand. Ich vermute, dass der Wels in diesem Fall eine hartnäckige Beute spürt, die sich wehrt, so dass er noch härter zupacken muss, um sie nicht zu verlieren. Bricht die Reißleine, federt die gespannte Rute zurück und treibt den Haken ins Wallermaul. Zusätzlicher Vorteil kräftiger Reißleinen: Selbst bei Treibgut und starker Strömung halten sie den ausgelegten Köder sicher an Ort und Stelle, ohne dass die Montage abtreibt. Falls man bei der späteren Fischerei bemerkt, dass die verwendete Reißleine doch einen Tick zu stark ist und bei kleineren Welsen nicht bricht, gibt es einen Trick: einfach einen Knoten in die Schnur machen. Dieser setzt die Tragkraft rapide herab und dient als Sollbruchstelle. Fixpunkte für die Reißleine in Fluss oder See können von natürlicher Art sein, zum Beispiel Bäume, ins Wasser ragende Äste und gegenüber liegende Uferpartien. Man kann sich als Angler aber auch anders behelfen und an markanten Stellen diese Fixpunkte selbst erzeugen. Je nach Wassertiefe, Angelplatz und Strömungsverhältnissen hat man verschiedene Möglichkeiten, seine Köder sicher zu fixieren. Diese möchte ich Ihnen im Folgenden nahe bringen.

Die Bojenmontage

In Europa ist wohl die Bojenmontage unter Welsanglern am häufigsten verbreitet. Kein Wunder, denn sie lässt sich an nahezu jedem Gewässer erfolgreich einsetzen. Das Prinzip: Ein starker Auftriebskörper (Bootsfender, Plastikkanister, Schaumstoffkörper) wird mit einer Grundschnur versehen. An deren Ende kommt ein gewichtiger Stein oder Anker, der die Boje an Ort und Stelle hält (siehe Zeichnung oben). Die Grundschnur sollte etwa zwei Meter länger sein als es am Angelplatz tief ist, damit die Boje zum Ufer hin noch gespannt werden kann und die Grundschnur nicht steil im Wasser verläuft. Die Boje darf möglichst nicht direkt über dem zu beangelnden Platz gesetzt werden, sondern zirka fünf bis acht Meter oberhalb beziehungsweise stromauf.

So sieht eine perfekt ausgebrachte Bojenmontage im Querschnitt aus.

 

An den Bojenkörper kommt eine rund drei Meter lange 0,30er Geflochtene. Daran schließt sich ein so genannter Ausleger an. Dabei handelt es sich um einen gut sichtbaren Schwimmkörper mit Wirbel, der die Reißleine aufnimmt und fixiert. Der Ausleger sorgt für den nötigen Köderabstand zur Boje.

 

Mit einem Stein wird die Boje am gewünschten Platz verankert.

 

Für Black Cat habe ich einen speziellen Ausleger entwickelt, das Outrigger Float. Das Besondere daran: Durch eine Bleikugel im Wirbelkörper schwimmt er immer aufrecht. Zudem lässt sich oben ein Knicklicht für das schnelle Wiederfinden bei Nacht anbringen. An diesem Ausleger befestige ich schließlich das eine Ende der Reißleine (zirka zwei Meter lang), das andere Ende ist mit einem frei auf der Hauptschnur laufenden Wirbel oberhalb meines Welsschwimmers verbunden.

Nach dem Auslegen der Köder wird die Montage vom Ufer aus auf Spannung gebracht. Dazu postiere ich die Ruten aufrecht in speziellen Rutenhaltern, die Bremse wird fest eingestellt. Durch den Druck kommt die gesamte Hauptschnur aus dem Wasser – Treibgut kann ungehindert passieren. Auf diese Weise lockt die Montage sicher über mehrere Stunden die Waller an, ohne dass sich der Köder von der Stelle bewegt.

In stehenden Gewässern ist die Anordnung der Bojen Geschmackssache. Man kann von einem kleinen Uferplatz aus ein Revier größtmöglich abspannen. Dabei muss man zum einen darauf achten, dass man keine Wassersportler beeinträchtigt. Zum anderen müssen die Bojen in solch großem Abstand zueinander stehen, dass ein Wels nach dem Biss nicht andere Montagen mitreißt.

In Fließgewässern fischt man am besten mit der Strömung, statt die Bojen gegen den Strom zu spannen. Letzteres würde zu viele Wasserverwirbelungen erzeugen, der Druck wäre sehr groß. Vom ausgewählten Angelplatz betrachtet, befinden sich die Bojen also stromauf, sie werden mit der Strömung gespannt.

Zu dritt stemmen Stefan Seuß (li.) und zwei weitere Petrijünger einen 2,33 Meter langen Wels – gefangen mit der Bojenmontage.

 

Die Unterwasserpose

Wer seine Bojen flussauf gespannt hat, kann parallel dazu flussab prima mit Unterwasserposen-Montagen fischen. Diese sind ideal, um sie mit der Strömung einzusetzen. Man schlägt außerdem zwei Fliegen mit einer Klappe: Mithilfe der Bojen kann man die Köder an der Oberfläche anbieten, mit der U-Pose fischt man kurz über Grund. So lassen sich von einem Platz alle Möglichkeiten ausschöpfen – egal ob die Waller an der Oberfläche oder in Grundnähe rauben. Diese Taktik bietet sich an, wenn man mit mehreren Leuten fischt. In Deutschland sind in der Regel pro Angler zwei bis drei Ruten erlaubt.

Auch die Unterwasserposen-Montage fische ich in Verbindung mit einer Reißleine und einem gewichtigen Stein. Nur so bleibt das Ganze lange und sicher am gewünschten Platz im Fluss liegen. Der Stein wird über ein kurzes Stück Reißleine direkt am Wirbel, wo auch das Vorfach mit der U-Pose angebracht ist, befestigt. Bei einem Biss löst sich der Stein, und der Waller kann frei gedrillt werden.

Wer die Bojen- und Unterwasserposen-Montagen so anordnet, kann einen Fisch ohne Ver- hedderungen drillen.

 

Für das Auslegen der Stein-Grundmontagen ist ein Boot erforderlich. Man sucht sich mit dem Echolot eine interessante Stelle, beispielsweise eine Kante, und lässt bei langsamer Fahrt das Vorfach mit dem Köder ins Wasser. Zuletzt folgt der Stein. Am Ufer werden die Ruten wie beim Bojenfischen gespannt.

 

Fixpunkt Stock oder Baum

Vor allem in den Wels-Hochburgen Italien, Spanien und Frankreich, in denen ein enormer Angeldruck herrscht, werden die Waller immer vorsichtiger. In diesem Fall muss man sich etwas einfallen lassen, um an die großen Bartelträger heranzukommen. Sehr pfiffig und erfolgreich ist die Stöckchen-Methode. Dazu werden lange Holzstöcke, Bambus- oder auch Gardinenstangen in flachen Fluss- oder Seepassagen im Boden verankert. Der Stock dient als Fixpunkt für die Reißleine, der Köderfisch wird an der freien Leine ohne Pose und Blei angeboten. Bei dieser Art der Fischerei kann der Waller keinen Verdacht schöpfen, da dem Fisch das Holz als solches bekannt ist.

Im Sommer gehe ich in Badehose mit den Stöcken in den Fluss hinein. Vorteil: Ich spüre an den Füßen genau, wie der Untergrund beschaffen ist. Fester Boden ist in der Regel besser als schlammiger. Auf diese Weise kann ich auch prima die Kante zu tieferen Wasserbereichen ertasten. Den Stock stecke ich oberhalb der Kante ins flache Wasser. Er kommt so weit in den Untergrund hinein, dass er gut hält und rund 30 Zentimeter aus dem Wasser ragt. An dem oberen Stockende befestige ich den Ausleger. Der Köderfisch wird dicht unter der Oberfläche an freier Leine fixiert. Besonderheit dabei: Den Wirbel auf der Hauptschnur, an dem später die Reißleine angebracht wird, fixiere ich mit einem Schlauch. In diesen wiederum setze ich einen Plastikstab oder ein Knicklicht zur besseren Sichtbarkeit ein.

In diesem Fall wurde die Montage mithilfe eines Stocks fixiert. Wichtig: Beim Zurückfahren zum Angelplatz muss die Schnur möglichst stramm gehalten werden.

 

In der kälteren Jahreszeit verwende ich eine Wathose, um die Stöcke zu stecken und die Montage auszubringen. Dabei ist aber unbedingt Vorsicht geboten. Ich rate nur dazu, wenn man den Angelbereich und die Tiefenverhältnisse genau kennt. Ansonsten kann das lebensgefährlich werden.

Bei steigenden Fluss-Pegeln sollten Sie die Köder an Bäumen oder ins Wasser ragenden Ästen fixieren. Die Waller ziehen bei solchen Bedingungen nämlich ins Überschwemmungsgebiet und rauben direkt zwischen dem Astwerk. Auch hier befestige ich zuvor einen gut sichtbaren Ausleger an den Ästen, damit ich in der Nacht nach einem Biss erneut die Reißleine problemlos anbringen kann.

 

Stefan Seuß (li.) und Benjamin Gründer freuen sich über einen 2,03 Meter langen Waller aus dem Po, der den Köderfisch im Überschwemmungsgebiet nahm.

 

Natürlich muss man bei dieser Stöckchen-Methode den Köder nicht unbedingt an der Oberfläche anbieten. Es gibt auch die Möglichkeit, eine herkömmliche Schwimmermontage mit Blei am Grund an der Reißleine des Stöckchens zu fixieren.

 

Die Anköderung

Beim Welsfischen benutze ich hauptsächlich ein Doppelhakensystem, bestehend aus einem 3/0er Drilling und einem 4/0er bis 6/0er Einzelhaken. Der Drilling ist immer der letzte Haken auf dem Vorfach, der Einzelhaken steht darüber. Der Abstand zwischen beiden ist abhängig von der Ködergröße.

In Fließgewässern wird der Einzelhaken im Maul des Köderfisches fixiert, der Drilling in der Afterflosse. So steht der Köder in waagerechter Position und erhält seine natürliche Schwimmbewegung.

Richtig angeködert: In Stillgewässern wird der Drilling in die Brustflosse des Köfis gestochen, der Einzelhaken in die Afterflosse (oben). Bei der Flussangelei sitzt der Einzelhaken im Maul, der Drilling in der Afterflosse (unten).

 

In stehenden Gewässern führt diese Anköderung hingegen zur Verwicklung des Vorfachs. Jetzt wird der Drilling in die Brustflosse gestochen, der Einzelhaken in die Afterflosse. So kann der Köfi direkt nach unten sinken beziehungsweise schwimmen – je nachdem, ob der lebende Köderfisch wie hierzulande verboten oder wie in Italien erlaubt ist. Die Montage verheddert dadurch nicht.

Beim Einsatz von Würmern oder Tintenfischen verwende ich ein Doppelhakensystem, bestehend aus einem Drilling der Größe 3/0, an dem der Köder befestigt wird, und einem kleineren Drilling darunter als Fanghaken. Jetzt haben sogar die vorsichtigsten Waller, die versuchen, die Würmer abzulutschen, keine Chance mehr. Denn sie inhalieren beim Einsaugen auch den unteren, recht leichten Drilling und werden dadurch sicher gehakt.

Dieser 2,44 Meter lange Wels-Riese stammt aus der französischen Rhone. Stefan Seuß fing ihn mit der Ast-Montage.

 

Ich benutze meist geflochtene Vorfächer, die 0,80 Millimeter stark sind und etwa 80 bis 100 Kilo tragen. In stark befischten Revieren greife ich gern zu monofilen, rund 1,2 Millimeter dicken Vorfächern. Sie tragen etwa 50 bis 60 Kilo. Vorteil: Durch die Steifheit des Materials erzielt man bessere Hakeigenschaften – ähnlich wie man es vom Stiff Rig beim Karpfenangeln kennt. Egal ob ich monofile oder geflochtene Vorfachschnur verwende: Die Haken montiere ich immer mit einem knotenlosen Knoten, dem No Knot.

ANZEIGE
Abo Fisch&Fang