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Zielfisch Schleie: Startschuss

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Zielfisch Schleie: Startschuss

Viele Angler eröffnen die Saison mit einem Schleienansitz. Robin Illner zeigt, wie dieser erfolgreich verläuft.

Endlich wieder am Wasser! Ich stelle den bis oben gefüllten Futtereimer auf dem Boden ab, hocke mich langsam hin und blicke über den etwa vier Hektar großen Baggersee. Klatsch, da hat sich auch gleich der erste Fisch vorgestellt. Vor einem ins Wasser gefallenen Baum springt ein feister Karpfen zur Begrüßung hoch aus dem Wasser. Genau so sollte eine neue Saison starten!

Ich habe es an diesem Wochenende allerdings auf Schleien abgesehen. Deshalb schaue ich immer wieder gebannt auf ein mittelgroßes Teichrosenfeld, das in einer kleinen Bucht zu meiner rechten Seite liegt – ein typischer Standort der Schleien. Auf der linken Seite meines Angelplatzes säumt ein Schilfgürtel das Ufer, vor dem immer wieder handlange Rotfedern an die Oberfläche steigen.

Schnell packe ich eine Rute aus und montiere einen Waggler sowie ein Lotblei, um die Tiefenstruktur des Erfolg versprechenden Angelplatzes zu erkunden. Außerdem kann ich beim Loten feststellen, ob Kraut oder Fadenalgen den Grund des Sees zieren, denn solche Plätze mögen Schleien besonders gerne.

 

Kleinere Seen mit starkem Pflanzenwuchs sind typische Schleiengewässer.

Vor dem Schilfgürtel ist es rund einen Meter tief. Ich schlenze das Lotblei vor das Feld der Gelben Teichrose. Dort fällt der Grund zur Seemitte hin von etwa 1,80 auf 2,50 Meter ab. Da es sehr sonnig ist, entschließe ich mich, in dem tieferen Wasser vor den Teichrosen zu fischen.

Anfüttern

Bevor ich mein Angelgerät aufbaue, mische ich aber das Grundfutter an, so dass es während des Montierens schön durchziehen kann. Zunächst schütte ich jeweils eine Tüte Betain Mussle Mix und Halibut BBQ von Browning in den Eimer, zwei Mischungen, die sich vor allem durch Extrakte von Fischfutterpellets und gemahlenen Algen auszeichnen, also eine fischige Note haben. Nach meinen Erfahrungen ist dieses deftige Aroma gerade kurz vor und nach der Laichzeit sehr erfolgreich.

Am besten, man füttert zu Beginn mit vielen Ballen an und lässt dann Ruhe am Angelplatz einkehren.

Wenn es an dem Gewässer erlaubt ist, peppe ich das Futter noch mit etwas Blutmehl auf. Aber Vorsicht: Es klebt sehr stark, so dass es höchstens einen zehnprozentigen Anteil an der Mischung ausmachen darf. Ich verfeinere das Futter noch mit einer großen Portion eingeweichtem Weizen und gekochtem Hanf. Eine Handvoll Krazy-Krill-Pellets von Browning runden den Mix ab.Zusätzlich füttere ich immer noch mit Castern, Maden und Würmern an. Kommen viele Kleinfische vor, gebe ich die Lebendköder mit ins Futter, so dass sie schnell zum Gewässergrund gelangen. Ansonsten schieße ich sie lieber mit der Schleuder zum Angelplatz. So liegen sie nämlich weiter verstreut und beschäftigen die Schleien länger.

Das mit einem Futterkorb bestückte Helicopter-Rig vertüddelt auch bei weiten Würfen nicht.

Nachdem ich die einzelnen Teile meines Anfutters ordentlich vermengt habe, feuchte ich die Mischung an – und zwar mit dem Kochwasser des Hanfs. Dieses verfeinere ich zudem mit etwas Aroma. Auch zum Schleienangeln benutze ich gerne Meeresaromen mit einer fischigen Note, zum Beispiel Wattwurm. Sie sind meistens nicht allzu stark konzentriert, so dass sie sich einfach dosieren lassen.

Beim Method Feeder wird ein Teil des Vorfachs ins Futter eingeknetet, so dass nur noch etwa fünf Zentimeter herausschauen.

Montieren

Zum Fischen auf Schleien setze ich sehr leichte und 12 ft. (3,60 Meter) lange Karpfenruten mit einer Testkurve von rund 1,5 lb ein. Eine kleine Freilaufrolle, gefüllt mit 0,22er Monofil, ergänzt meine Ausrüstung. Sicherlich könnte ich die meisten Fische auch mit einer 0,18er Schnur in den Kescher führen, aber eben nur „die meisten“. Denn gerade die kapitalen Schleien mobilisieren oft ungeahnte Kraftreserven und setzen sich schnell im dichten Pflanzengewirr fest. Außerdem macht es meiner Erfahrung nach keinen Unterschied, ob man eine 0,18er oder gar 0,28er Schnur benutzt. Die Bissfrequenz ist eigentlich immer gleich. Der einzige Unterschied liegt im Wurfverhalten der Montage.

Aus der Zubehörkiste schnappe ich mir einen dunkelgrünen, geschlossenen Futterkorb. Grellgrüne Modelle habe ich schon seit geraumer Zeit aus meiner Angelkiste verbannt, weil sie viel zu auffällig sind. Ich montiere den Korb an einem so genannten Helicopterrig. In den Wirbel knüpfe ich ein zehn Zentimeter langes, 0,20er monofiles Vorfach, versehen mit einem stabilen 12er Haken. Als Köder nehme ich vier Maden.

Dieses „Heli-Feeder-Rig“, wie ich es nenne, habe ich mir zum Angeln an großen Flachlandseen ausgedacht, um dort auch auf möglichst großer Entfernung verwicklungsfrei zu fischen. Außerdem lockt das Futter aus dem Korb die Schleien direkt zum Köder.

Für die zweite Rute wähle ich eine andere Montage. Nachdem ich die Schnur durch die vielen kleinen Ringe gefädelt habe, montiere ich einen Method Feeder, eine spezielle Futterspirale, um die das Futter geknetet wird. An ihrem unteren Ende befindet sich ein Gewicht, darunter eine Plastikhülse. Dort fixiere ich den Wirbel, dem ein 15 Zentimeter langes Vorfach mit einem 10er Haken folgt. Diese Flucht-Montage beködere ich mit einem Wurm.

Der Autor befeuchtet das Futter nicht nur mit dem Kochwasser des Hanfs, sondern verfeinert es zudem mit Meeresaromen.

Mittlerweile hat mein Futter genau die richtige Konsistenz erreicht. Zuerst forme ich etwas davon um den Method Feeder, dann lege ich das Vorfach in eine Schlinge und knete es mit in das Futter ein. Etwa fünf Zentimeter dürfen letztlich noch herausschauen. So erreiche ich zum einen, dass der Köder direkt beim Futter liegt, zum anderen kann sich die Montage während des Auswerfens nicht überschlagen. Am wichtigsten ist allerdings, dass der Fisch bei der Aufnahme des Köders keinen Widerstand spürt und einige Zentimeter Anlauf nehmen kann, bevor der Haken fasst. Denn das Vorfach ist ja nicht gestrafft – wäre es das, könnte der Fisch den Köder womöglich nicht einsaugen.

Fangen

Die erste Montage platziere ich zwei Meter vor dem Teichrosenfeld in einer Tiefe von 1,80 Metern. Köder Nummer zwei landet auf 2,50 Meter Wassertiefe, rund sechs Meter vor den Wasserpflanzen, wobei beide Köder zirka vier Meter auseinander liegen. Ich halte meinen Futterplatz recht klein, da ich davon ausgehe, dass die Schleien direkt bei den Teichrosen fressen.

Gekochter Weizen, Hanf und Pellets geben dem Futter den letzten Schliff.

Mittlerweile ist es später Nachmittag geworden, als ich meinen Angelplatz mit zwanzig apfelsinengroßen Futterballen so spicke, dass sie relativ konzentriert zu liegen kommen und in den Randbereichen ausdünnen. Den Köder kann man von diesem Futterteppich optisch hervorheben, indem man eine kleine, rote Gummimade mit auf den Haken zieht.

Während ich mein Zelt aufbaue, meldet sich der erste elektronische Bissanzeiger. Wenige Minuten später landet eine schöne Schleie von drei Pfund in den Maschen meines Keschers. In den nächsten 36 Stunden hake ich acht Tincas bis 50 Zentimeter Länge. Fast alle Bisse bekomme ich am Abend, in der Nacht und am frühen Morgen. Sechs der acht Schleien beißen direkt vor dem Seerosenfeld, wackelnde Blätter verrieten ihre Anwesenheit schon lange vor dem Biss.

Mit Lebendködern wie Maden sollte unbedingt gefüttert werden, ob nun lose oder ins Futter gemischt.

War das Madenbündel einfach fängiger als der Wurm? Nein, denn ich wechselte die Ruten zwischendurch, so dass die Schleien mal auf die Montage mit dem geschlossenen Futterkorb, mal auf den Wurm am Methode Feeder bissen. Angefüttert habe ich jeweils nur am Abend und am Morgen, dann aber in großen Mengen. So herrschte viel Ruhe am Angelplatz. Meine Köder lagen oft über Stunden im Wasser, so dass die Maden am Haken sicher tot waren. Schleien und auch große Brassen stört das allerdings überhaupt nicht. Wenn sich viele Kleinfische auf dem Futterplatz tummeln, kann es sogar sinnvoll sein, mit toten Maden anzufüttern.

Robin Illner mit guter Schleie. Oft beißen die schönen Fische in den frühen Morgen- und späten Abendstunden.

Extra-Tipp

Während die Weiße Seerose nur in Flachwasserzonen wächst, gedeiht die Gelbe Teichrose in bis zu vier Meter tiefem Wasser. Wenn man also die Flachwasserstellen eines Gewässers nach Schleien absuchen möchte, muss man nur auf die Seerosenfelder achten, denn dort ist es recht flach.

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