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Zielfisch Brassen: Goldrausch am Fluss

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Zielfisch Brassen: Goldrausch am Fluss

Kapitale Brassen fängt man nur in stehenden Gewässern? „Von wegen!“, weiß Robin Illner zu berichten.

Der Kofferraumdeckel meines Kombis fällt ins Schloss. Wenige Minuten später marschieren wir zu unserem Angelplatz. Die Räder des Zweirad-Trolleys drehen sich schwindelig, und hier und da knarrt eines der Eisenrohre unter der Last des Gepäcks. Gepäck für zwei Mann, die sich in den Kopf gesetzt haben, diese Nacht an einem Fluss auf kapitale Brassen zu angeln. Zwar werden die guten Exemplare gewöhnlich in großen Seen gefangen, allerdings konnten wir in den letzten Jahren regelmäßig Fische bis über zehn Pfund im Fluss überlisten. Also: Es gibt sie auch dort, die dicken Brassen.

 

Alles, was der Brassen mag: Mais, Hanf, Heilbutt-Pellets (unten, v. links), Partikel-Mix, Fertigfutter und Maden (oben, v. links).

Meiner Erfahrung nach lohnt sich ein Ansitz auf die kapitalen Exemplare nur dann, wenn sich an dem Gewässerabschnitt keine Unmengen an Brassen tummeln. Denn wer will sich schon durch einen Schwarm halbwüchsiger Fische angeln? Deshalb fällt meine Wahl auf Flussläufe mit einem relativ kleinen Bestand, der jedoch große Exemplare hergibt.

Stellen und Montagen

Ich befische sehr gerne Bereiche oberhalb von Wehranlagen oder breite, ruhig fließende Flussstrecken mit weichem, aber nicht allzu schlammigem Grund. Auf keinen Fall sollte man sich Abschnitte mit Faulschlamm aussuchen. Heiße Stellen sind immer die tieferen Bereiche, wobei nicht das tiefste Loch im ganzen Flussabschnitt aufgespürt werden muss. An flachen und schnell fließenden Plätzen war ich bisher nicht erfolgreich. Besser klappte es dagegen an seicht zur Flussmitte hin abfallenden Kanten.

Mein Fangbuch spricht eine deutliche Sprache: Die meisten großen Brassen habe ich nicht tagsüber, sondern nachts gefangen. Weil ich an meinen bevorzugten Gewässern mit relativ wenig Bissen rechnen muss, fische ich am liebsten mit einer Fluchtmontage, bei der sich der Fisch selbst hakt. Wer mag, kann auch bis zum Morgengrauen auf die Spitze der Feederrute starren; die Bissausbeute kann unter Umständen sogar besser sein. Allerdings kommt es nicht selten vor, dass man die ganze Nacht über die Augen für lediglich einen Biss offen hält, um am nächsten Morgen mit kleinen Äuglein am Frühstückstisch oder im Büro zu sitzen. Wer großes Pech hat, der schläft kurz vor dem erhofften Biss eines Großbrassens kurzerhand im Stuhl ein.

Leicht wird’s nicht…

Ich benutze etwa 3,60 Meter lange, leichte Karpfenruten mit einer Testkurve von rund 1,75 lb. Dazu passt eine mittelgroße Freilaufrolle, die ich mit 0,25er Monofil bespule. Gängige Hakengrößen: acht bis zwölf. Als Wurfgewicht kommen entweder Futterbleie, geschlossene Körbe oder – bei starker Strömung – flache, bis zu 100 Gramm schwere Bleie zum Einsatz. Das Blei muss so schwer sein, dass es einerseits in der Strömung liegen bleibt, andererseits aber auch den Fisch hakt. Brauche ich beispielsweise schon 50 Gramm Gewicht, um die Montage am Platz zu halten, dann reicht ein 60 Gramm schweres Blei nicht aus, um den Fisch zu haken. Dafür braucht man schon 80 bis 100 Gramm.

Zum nächtlichen Flussangeln auf Brassen benutzt der Autor leichtes Karpfengerät.

Diese hohen Gewichte sind auch der Grund dafür, warum ich mit recht schweren Ruten auf Brassen fische. Zum Ausdrillen genügten eigentlich auch leichtere Ausführungen und dünnere Schnüre. Um aber eine 100-Gramm-Montage vernünftig werfen zu können, braucht man stärkeres Gerät. Außerdem benutze ich recht große Köder, so dass auch stets mit einem Karpfenbiss zu rechnen ist.

Futter und Köder

Sehr fangfördernd ist es, bereits drei bis fünf Tage vor dem eigentlichen Angeln vorzufüttern. Vor allem deshalb, weil die kapitalen Brassen im Fluss stets in Bewegung sind und weite Strecken zurücklegen. So ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Fische bei einem normalen Ansitz ohne vorheriges Füttern gar nicht am Angelplatz auftauchen. Füttere ich allerdings ein paar Tage vor, stehen die Chancen gut, einen Brassenschwarm abzufangen und am Platz zu halten.

Super zum Anfüttern und als Hakenköder am Haar: Heilbutt-Pellets locken und fangen die großen Brassen. Ein weiterer guter Köder: ein Maden-Bündel am so genannten Maggotclip (u.), ein rundgebogener Draht.

Ich bevorzuge ein fischiges Grundfutter, zum Beispiel das Halibut-BBQ von Browning. Es lockt meiner Erfahrung nach die größeren Fische an und hält die kleineren Exemplare weitestgehend fern. Je nach Gewässer sind manchmal aber auch süße Geschmacksrichtungen erfolgreich, genauso wie ein Mix aus beiden. Hier ist Experimentierfreude gefragt.

Ich binde so viele Partikel mit zwei Kilogramm Trockenfutter, dass ich insgesamt etwa sechs bis acht Liter Nassfutter erhalte. Hinein kommen Dosenmais, weich gekochter Weizen und Hanf. Außerdem füttere ich mit zehn bis 15 Millimeter dicken Heilbutt-Pellets an, die mir später auch am Haar als Hakenköder dienen. Damit konnte ich schon gute Brassen verführen. Theoretisch könnte man sogar noch größere Formate anbieten, zum Beispiel 20er Pellets. Allerdings beißen dann auch deutlich mehr Karpfen, was wir ja vermeiden wollen.

Füttere ich über einen lägeren Zeitraum vor und fließt das Wasser an der Angelstelle nur mäßig, dann verzichte ich nach zwei Tagen auf das Nassfutter und werfe lediglich lose Partikel in den Fluss. Vorteil: Sie locken kaum Kleinfische an.

Neben den Pellets gehören auch Würmer und Maden zu den Top-Ködern. Sie werden allerdings auch von anderen Fischen gefressen. Um dennoch relativ selektiv zu fischen, nehme ich einen so genannten Maggotclip, ein rundgebogener Draht, auf den man je nach Größe bis zu 20 Maden fädeln kann. Er wird auch am Haar montiert. Ein weiterer guter Köder ist Dosenmais. Allerdings wird auch er von kleineren Arten gemocht. Was tun? Ganz einfach: Ich benutze Hartmais oder Plastik-Imitate als Hakenköder, die teilweise auftreiben und als Pop-up angeboten werden können. Des Weiteren mögen Brassen Frühstücksfleisch und Frolic-Ringe.

Für unser heutiges Angeln auf Brassen vertraue ich jedoch den Heilbutt-Pellets. Ein lautes Piepen durchbricht die Stille der Nacht. Grell blinkt die Leuchtdiode meines Bissanzeigers. Schnell bin ich an der Rute und spüre ganz deutlich, nachdem ich den Freilauf der Rolle ausgeschaltet habe, dass es sich bei meinem Gegenüber um einen besseren Brassen handelt. Der Fisch legt sich ordentlich ins Zeug, und ich fühle mich mal wieder bestätigt, warum ich so gerne am Fluss auf Brassen fische.

Robin Illner mit einem gut 8-pfündigen Fluss-Brassen. Große Fische kommen eben nicht nur im See vor.

Sieben auf einen Streich

1. Brassen beißen sowohl bei moderaten Wassertemperaturen um die zehn Grad als auch bei warmen 20 Grad.

2. Die Futterballen müssen bis zum Grund absinken und dürfen erst dort zerbrechen. Kies oder Sand machen sie entsprechend schwer.

3. Der Partikel- und Lebendköderanteil muss so gewählt werden, dass das Futter noch gut bindet.

4. Gedippte Köder können sehr attraktiv sein. Fängige Aromen sind Muschel, Krabbe, Wurm und Leber.

5. Haken aus einem mittelstarken Draht halten auch, wenn mal ein Karpfen oder eine dicke Schleie beißt.

6. Besonders praktisch ist die knotenlose Haar-Montage (siehe Zeichnung).

Knotenlose Haar-Montage

7. Auf große Distanzen sollte man zur besseren Bisserkennung geflochtene Schnüre benutzen. Nicht vergessen: Fünf Meter 0,20er bis 0,25er Monofil als Schlagschnur vorschalten.

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