In den Fischfarmen dieser Welt schwimmen verstümmelte Lachse ihre Runden, vollgepumpt mit Medikamenten.
Und obwohl eingepfercht in schwimmenden Netzkäfigen, hat ihr Dasein einen drastischen negativen Einfluss auf die natürlichen, wilden Lachsbestände. Da all dies unter der Wasseroberfläche geschieht, fernab von den Verbrauchern, bleibt das Treiben und Schicksal der Fische unbemerkt.
Genau diese Tatsache will die Bekleidungsmarke Patagonia nun mit der Film-Dokumentation „Artifishal“ ändern – auch mit Unterstützung von Fliegenfischer-Legende Mikael Frödin. Der Biologe und Journalist Dr. Axel Wessolowski hat sich für uns diese Dokumentation vorab angeschaut.
Niedergang der natürlichen Fischbestände
Am 16. April feierte der Film Artifishal seine Deutschlandprämiere in Berlin. Unter den Machern der Dokumentation war auch die schwedische Lachsfischergröße Mikael Frödin.
Der schwedische Fliegenfischer und Umweltaktivist Mikael Frödin entlässt einen Wildlachs in die Freiheit.
„Artifishal: Die Straße der Auslöschung ist gepflastert mit guten Absichten“, lautet der vollständige Titel der Dokumentation. Gemeint ist die Tatsache, dass viele Zuchtanlagen und Fischfarmen (Aquakulturen), zunächst zum Erhalt bzw. Stärkung natürlicher Forellen- und Lachsbestände in Betrieb genommen wurden. Auch Frödin sah anfänglich in den norwegischen Lachsfarmen einen Beitrag zum Schutz der wilden Lachsbestände. Mittlerweile sind die Erkenntnisse und Fakten aber eindeutig: Aquakulturen führen zum Niedergang der natürlichen Fischbestände.
In dem Film kommen verschiedene Aktivisten und Forscher zu Wort, die ein sehr klares Bild zur aktuellen Situation zeichnen.
Verbraucher würden diese Fische nie kaufen
Während der Dreharbeiten wollte Frödin sich selbst ein Bild von den Zuständen in einer der Fischfarmen Norwegens machen und tauchte erst einmal ab. Der Mensch ist sehr „augenlastig“ und es macht immer noch einen großen Unterschied aus, ob wir über etwas lesen oder es sehen. Und Frödin war entsetzt was er in den Käfigen vorfand: Lachse übersät mit Läusen, Fische mit offenen Hautwunden, verkrüppelte Tiere und vieles mehr, was jeden Verbrauer davon abhalten würde, Fleisch von diesen Fischen zu kaufen. Der Tauchgang brachte Frödin auch gleich eine Anzeige wegen unbefugten Betretens ein…
Die Fische sind noch zu retten
Artifishal möchte aufklären. Nur informierte Verbraucher können nachhaltige Entscheidungen treffen. Auf die Frage nach seiner Vorstellung, was Artifishal leisten kann, antwortet Frödin: „Ich hoffe, wir können die Aufmerksamkeit für das Problem der Fischindustrie erhöhen; das wir schnellstmöglich sogar die Demokratie und die Politiker dazu bringen diese Industrie in geschlossene Bereiche zu zwingen, nämlich dann können wir auch Fische retten.“
Kein Fischfleisch aus Aquakulturen?
Am Prämieren-Abend fragt einer der männlichen Zuschauer, ob es noch Hoffnung gibt. Immerhin hatten er und ungefähr zweihundert weitere Leute gerade einen achtzigminütigen Film gesehen, der die verheerenden Auswirkungen von Fischfarmen deutlich dokumentiert. Vorab hatte Frödin im Gespräch bereits gesagt: „Die Wissenschaftler sagen uns, wenn wir so in den kommenden Jahrzehnten weitermachen, werden sie [die Lachse] alle verschwunden sein.“ Aber, und da sind sich die Befragten des Abends alle einig, noch ist Zeit gegen diese Entwicklung zu steuern. So spricht sich der Koch Benjamin Perry (benjaminskitchen.de) für ein geändertes Konsumverhalten aus. Mit anderen Worten: Totaler Verzicht von Lachsfleisch aus Aquakulturen! Denn die „Öko-Siegel“ dienen lediglich nur der Blendung der Käufer.
Druck auf Politiker und Industrie ausüben
Wenn jetzt gehandelt wird, ist sich Frödin sicher, „können wir wahrscheinlich die meisten durch die Fischfarm-Industrie bedrohten Bestände retten.“
Ein erster Schritt kann durch Artifishal erreicht werden. Je mehr Leute davon wissen und je mehr Leute sich dann für die wilden Fische engagieren, desto größer kann der Druck auf Politiker und Industrie werden. Lisa Rose, die Managerin für Patagonias Umweltkampagnen, schloss den Abend mit einem passenden Vergleich. Sie sprach nämlich davon, dass jeder Einzelne wie ein Wassertropfen ist, der wahrscheinlich nicht viel ausrichten kann; aber wenn sich viele Tropfen vereinen, wird daraus ein reißender Strom, der mit seiner Kraft einiges bewegen wird.
Dr. Axel Wessolowski