Helmut Belanyecz, Präsident des ÖKF-Dachverbandes der österreichischen Fischereivereine, nimmt Stellung zum nationalen Energie- und Klimaplan Österreichs.
Der Klimawandel steht außer Frage. Europa produziert nur 10% der weltweiten Treibhausgase. Aber selbstverständlich ist es wichtig, dass auch die EU Klimaschutzziele anstrebt. Und völlig außer Frage muss auch Österreich seinen Teil zum Klimaschutz beitragen. Ende 2019 hatte das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Touristik in einer öffentlichen Konsultation alle Umweltschutzorganisationen um Beiträge zum diesem Thema aufgerufen. Das österreichische Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz hat als einzige Fischereiorganisation dazu Stellung genommen.
Keine Engergie vergeuden
Wir haben aufgezeigt, dass die umweltfreundlichste Energiegewinnung die Energieeinsparung ist. Da liegt der Hase im Pfeffer. Denn nach wie vor wird überall gedankenlos Energie vergeudet. Nicht nur privat, sondern leider auch von öffentlichen Stellen. Ein schlimmes Beispiel ist die Gemeinde Wien. Über Generationen ist Wäsche absolut umweltfreundlich auf den Dachböden getrocknet worden. Aber die Stadtregierung hat dort das Wäschetrocknen verboten und die Dachböden der Gemeindebauten zusperren lassen. In den Waschküchen stehen gas- und strombetriebene Wäschetrockner. Bei zirka 1,9 Millionen Menschen eine arge Energievergeudung. Und da gäbe es noch viele Beispiele.
Neue Kraftwerke statt Umweltschutz
Anstatt Energie einzusparen werden weitere Kraftwerke geplant. Und zwar schwergewichtsmäßig Wasserkraftwerke, 2 Milliarden Euro wurden dafür beschlossen. In Österreich haben wir derzeit bereits an die 7.000 Wasserkraftwerke. Kein Staat der Erde hat so eine Dichte. Die ebenfalls bergige Schweiz hat zum Vergleich 3.000 solche Werke. Denn die Eidgenossen haben etwa 4.000 kleine Wasserkraftwerke abgerissen. Warum haben sie das gemacht, Wasserkraftwerke gelten doch als umweltfreundlich? Genau das stimmt nicht. Wasserkraftwerke rufen eine ganze Kette von Umweltschädigungen hervor. Alle Naturschutzorganisationen sprechen sich schon lange gegen solche Anlagen aus.
Flüsse werden immer weniger Wasser führen
Aber es geht nicht nur um Umwelt- und Gewässerschutz. Wasserkraftwerke verlieren im Klimawandel jetzt schon enorm an Wirkung. Ein Tropensommer folgt dem anderen. Wir erleben nicht nur große Hitze, sondern auch lange Trockenheiten. Die Bäche und Flüsse führen sehr wenig Wasser, Kleinkraftwerke müssen den Betrieb einstellen, die großen liefern kaum die Hälfte der Sollenergie. Auch im Winter gibt es Niederwasser, auch dann fällt die Stromproduktion aus Wasserkraft. Die nötige Elektrizität wird mit kalorischen Kraftwerken erzeugt, zum Teil hier bei uns mit Öl und Gas, zum Teil im Ausland mit Kernenergie und Kohle. Das ist ganz sicher nicht klimafreundlich.
Die Welt wird sich verändern
Die Hitze steigt progressiv. Alle hoffen, dass sich der weltweite Temperaturanstieg bei 2° C einpendeln wird. Der Klimaphysiker Dr. Carl-Friedrich Schleußner von der Humboldt Universität in Berlin und Climate Analytics Berlin prognostiziert eine Erderwärmung um mindestens drei Grad, so wie viele andere Wissenschaftler auch.
Aber egal ob 2 oder 3 Grad. Die Welt wird sich völlig verändern. Zum Vergleich, über Gasbläschen-Isotopenanalysen aus Eiskernbohrungen der Antarktis wissen wir jetzt, dass die Weltdurchschnittstemperatur in der größten Kälte der Eiszeit nur 3 Grad geringer war als heute. 2 oder 3 Grad mehr werden eine gänzlich andere tropische Welt verursachen. Unsere Gletscher werden vollständig verschwunden sein. Damit gibt es im Sommer kein Schmelzwasser von Gletschern. Die Bäche werden zu Wadis, die Flüsse werden extrem wenig Wasser führen. Unter diesen Prämissen weiter auf Wasserkraft zu setzen, zeugt von absoluter Kurzsichtigkeit.
Die Sonne – Engergiequelle mit Zukunft
Was kann man also zur Klimarettung beitragen? Die Sonne ist eine unerschöpfliche Energiequelle. Bei einer Führung im Technischen Museum Wien kann man erfahren, dass die Nutzung von einem Zehntausendstel des täglich auf Österreich fallenden Lichtes ausreichen würde, sämtliche unserer Kraftwerke abzudrehen. Das Speichermedium wäre Wasserstoffgas, damit kann man in der Nacht völlig umweltfreundlich Turbinen betreiben. Die Technik wäre vorhanden, aber es fehlt der Wille zur Umsetzung. Das kleine Belgien errichtet jährlich siebenmal (!) so viele Solarkraftwerke wie Österreich…
Helmut Belanyecz
ÖKF FishLife Präsident