Die Idee für die Entwicklung eines neuen Flachwasserwobblers, unser Projekt Hechtkaiser, geht auf die guten Erfahrungen mit dem Zanderkönig zurück.
Von Mathias Fuhrmann
Wir vom Team Bodden-Angeln haben diesen Dämmerungs- und Nachtköder nämlich auch tagsüber eingesetzt. Und mit dem flach laufenden Zanderkönig sind dann auch viele Hechte gefangen worden, nicht zuletzt von unseren Gästen. Mein größtes Exemplar, das ich auf diesen schlanken Wobbler fangen konnte, war immerhin 1,18 Meter lang. Kein Wunder, dass in unseren Booten bald ein Spruch die Runde machte: „Der Zanderkönig ist auch ein Hechtkaiser!“ Da der Zanderkönig mit elf Zentimetern Länge aber recht klein und für Esox damit nicht ganz zielfischgerecht ausfällt, kam schnell der sehnliche Wunsch auf, diesen größenmäßig anzupassen. Mit anderen Worten: einen richtigen Hechtkaiser made in Germany zu entwickeln. Und im ersten Moment denkt man dann: Das ist ja ein leichtes Ding. Einfach den Köder etwas größer konstruieren, und fertig ist der Hechtkaiser. Aber Pustekuchen! Fast zweieinhalb Jahre Entwicklungsarbeit sind es schließlich geworden. Ein größeres Volumen bei einem ansonsten baugleichen Wobbler sorgt nämlich für ein völlig verändertes Laufverhalten.
Umso kniffliger wird die Aufgabe, wenn der Köder flach marschieren soll. So lief der erste Prototyp des 16 Zentimeter langen Hechtkaisers nur bei recht hohen Einholgeschwindigkeiten nach unseren Vorstellungen. Zwar fing er trotzdem auf Anhieb ganz ordentlich. Aber wir waren uns einig, dass da noch viel Luft nach oben war. Also tüftelten wir zusammen mit dem begnadeten Wobblerbauer Gregor Babiarz weiter am Köderlauf. Denn der ist nun mal absolut vorrangig, um alle weiteren Details konnte man sich später noch kümmern.
Alles für den perfekten Lauf
Hechte mögen bekanntlich einen lebhaften Köderlauf mit stark flankenden Bewegungen. Unser Ziel war ein Wobbler, den man sowohl als Twitchbait mit schlagenden Bewegungen führen, als auch wie einen Crankbait einfach durchkurbeln kann. Unser Hechtkaiser ist für den Einsatz im Flachwasser bis rund 100 Zentimeter Lauftiefe konzipiert. Damit lässt er sich vom Ufer genauso gut wie vom Boot aus einsetzen. Und er kommt der Jagdweise der Hechte, die gern höher stehende Beute anvisieren, besonders entgegen. Durch seinen flachen Lauf bleibt der Hechtkaiser also besonders lange im nach oben gerichteten Blickfeld der Räuber, die dann ihre finale Attacke besser koordinieren können. Erst nach zwei weiteren Prototypen von Gregor hatten wir die richtige Abstimmung für das perfekte Laufverhalten des Wobblers gefunden.
Im nächsten Entwicklungsschritt ging es an die passenden Haken. Und an diesem Detail scheiden sich oft die Geister. Einige Spinnangler aus unserem Team wünschten sich eher den kräftigeren VMC in Größe 1, während den anderen Kollegen der kleinere 2er Drilling besser gefiel. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Wenn man den Wobbler etwas schneller führt, sorgt sicher der größere Haken für eine optimierte Hakquote bei Bissen im Kopfbereich des Köders. Der kleinere Drilling dagegen ermöglicht einen besseren Lauf. Man glaubt kaum, wie viel Unterschied da ein paar Gramm Gewicht ausmachen! Nach gründlicher Überlegung haben wir uns schließlich für den kleineren Haken entschieden. Er passt einfach besser zum schlanken Hechtkaiser und gewährleistet wirklich den fantastisch fängigen Köderlauf. Wer gern experimentiert, kann bei besonders vorsichtig beißenden Räubern den Kompromiss machen, den Kopfdrilling eine Nummer größer zu wählen. Den hinteren Haken sollte man aber auf alle Fälle kleiner belassen und den Köder bei dieser Variante auch etwas aggressiver beziehungsweise schneller führen.
Besonderes Augenmerk kommt der Wahl des Vorfachs zu. Verwendet man ein dickes Titan mit großem Einhänger, wird der optimal austarierte Hechtkaiser zum Suspender oder – im Extremfall – sogar zum Sinker. Es sollte daher ein „normales“ Titan- oder Stahlvorfach mit bis zu 20 Kilo Tragkraft vorgeschaltet werden. Und auch die Einhänger dürfen nicht überdimensioniert, sprich: zu schwer, sein. Ich persönlich verwende die Fastlock XXX Strong mit 46 Kilo Tragkraft von Profi-Blinker (profi-blinker.de). Soll der Hechtkaiser so flach wie möglich zum Einsatz kommen, empfiehlt sich ein 0,90 Millimeter starkes Fluorocarbon-Vorfach. Denn dieses Material hat Auftrieb. Damit der Lauf des Köders nicht beeinträchtigt wird, sollte ein Wirbel vor den Einhänger geschaltet werden. Und vor dem ersten Einsatz gilt es, das Fluorocarbon-Vorfach zu strecken, damit es nicht kringelt.
So führt man den Hechtkaiser
Der Hechtkaiser zählt in erster Linie zu den klassischen Twitchbaits. Das heißt, er wird mit kurzen, harten Schlägen der Rute geführt. Zwischen den Bewegungen legt man immer wieder kurze Pausen ein. Angelt man im Ultraflachwasser, wird die Rutenspitze hoch gehalten, um nach oben zu twitchen. Wenn man die Pausen etwas länger wählt, kann man mit dem schwimmenden Hechtkaiser selbst in 50 Zentimetern Wassertiefe noch gut angeln. Unbedingt probieren sollte man einmal aggressive, pilkähnliche Schläge mit Pausen. Damit habe ich sowohl im kalten als auch im warmen Wasser gefangen. Der Köder bricht dabei stark zur Seite aus und flankt verführerisch. Ein Manöver, das Hechte ganz ungemein reizt.
Eine weitere Möglichkeit ist die Führung über die Rolle. Dabei die Rute in Neun- bis Elf-Uhr-Stellung halten und beim Kurbeln kurze Stopps einlegen. Wenn man beim Andrehen noch etwas stärker beschleunigt, erreicht man einen ähnlichen Lauf wie beim Twitchen, hat aber eine bessere Köderkontrolle. Dadurch spürt der Angler Fischkontakte deutlicher, was wiede- rum zu weniger Fehlbissen führt. Besonders gut funktioniert die Rollenmethode mit einer Multi.
Als dritte, sehr simple Führungsvariante möchte ich noch das langsame Durchkurbeln nennen. Dazu wird der Köder ausgeworfen und nach einer kurzen Beschleunigung einfach eingeleiert. Die Aktion des Hechtkaisers ist sehr lebhaft und verführt quasi von ganz alleine die Räuber. Über wechselnde Einholgeschwindigkeiten kann man die Vorlieben der Fische testen. Eine weitere Variante des Einkurbelns möchte ich noch kurz mit auf den Weg geben: Dabei macht man mit der Rute einen langen, seitlichen Zug, wodurch der Köder beschleunigt wird. Danach stoppt man den Wobbler, geht mit der Rute wieder zurück in die Ausgangslage und kurbelt die Schnur langsam auf. Wichtig dabei ist, die Leine genau zu beobachten und die Rute nur so schnell zu bewegen, wie Schnur aufgekurbelt wird. Die Bisse kommen nämlich fast immer auf den stehenden Köder.
4 Farben für alle Fälle
1. HERING/WEISSFISCH: Eine klassische Beutefisch-Imitation, die in klaren Gewässern und bei hellerem Wetter ihr Haupteinsatzgebiet hat. Die UV-aktive Flanke ermöglicht aber auch den Einsatz bei leicht angetrübtem Wasser.
2. MOTOROIL-GLITTER: Nicht umsonst besagt ein Spruch: „Die Farbe ist egal, Hauptsache Motoröl!“ Ein Allrounder, dem kaum ein Hecht widerstehen kann, ob klassisch im klaren Wasser bis 100 Zentimeter Sichttiefe und sonnigem Wetter oder auch in trüber Suppe bei bedecktem Wetter. Ein Versuch lohnt immer. UV-Punkte am Bauch verstärken die Lockwirkung.
3. FIRETIGER: Der Klassiker beim Hechtangeln schlechthin, ein absolutes Muss bei den Farbtönen. Das Firetiger-Dekor fängt unter so unterschiedlichen Verhältnissen, dass vermeintliche „Gesetzmäßigkeiten“ nicht selten auf den Kopf gestellt werden. Warum das so ist, darüber rätseln selbst Experten. Daher sollte man diesem Dekor, das eigentlich für stark angetrübte Reviere bei bedecktem Himmel geschaffen wurde, ruhig auch mal im klaren Wasser eine Chance geben.
4. BODDENSAU: Bei viel Wind oder Strömung ist das flache Wasser oft angetrübt. Scheint dann noch die Sonne, schlägt die Stunde der Boddensau. Das extrem grelle, grün-gelb-silberne Dekor reizt die Hechte zu einer Attacke selbst dann noch, wenn andere Farben versagen.
Der Clou: UV-aktives Motoroil
Sehr wichtig ist uns schon immer die Köderfarbe gewesen. Hier gibt es mehrere Aspekte zu beachten. Beim Hechtkaiser war es unser ambitioniertes Ziel, mit vier Grundfarben möglichst alle Einsatzgebiete abzudecken. Klares Wasser sollte genauso bedient werden wie angetrübtes – sonniges Wetter genauso wie dunkles. Zudem wollten wir die biologische Besonderheit berücksichtigen, dass Fische ein erweitertes Sehvermögen im ultravioletten Spektrum haben. Das ist der Grund dafür, dass sogenannte UV-Farben beim Hechtangeln weit verbreitet und fangfördernd sind.
Eines der bekanntesten Dekors für Spinnangler ist das Motoröl-Glitter, kurz „Motoroil“ genannt. Dieser bei Gummifischen weit verbreitete, bräunlich-grüne Farbton ist bei Hardbaits fast gar nicht gebräuchlich. Das liegt daran, dass es bei Wobblern alles andere als einfach ist, Motoroil so hinzubekommen, dass es unter UV-Licht stark chartreuse (grünlich) aufleuchtet. Für diesen einmaligen Effekt musste Gregor mehrere Lackschichten mit den Farben Chartreuse und Braun kombinieren. Und dem versierten Tüftler ist es schließlich sehr gut gelungen, diese innovative Neuheit in die Praxis umzusetzen. Dass der Wobblerbauer aus dem Schwarzwald sein Handwerk wie kaum ein Zweiter beherrscht, zeigt sich aber auch bei den anderen drei Farbdekors Firetiger, Boddensau und Hering/ Weißfisch.
In puncto Einsatzgebiet des Hechtkaisers war es uns sehr wichtig, nicht nur einen herausragenden Köder für das Bootsfischen im Flachwasser zu entwickeln, sondern gerade auch für den Uferangler einen fängigen und einfach zu führenden Wobbler zu schaffen, der sich zudem exzellent werfen lässt. Und ich bin mir sicher, dass große Zander den Hechtkaiser ebenso mögen.