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Volle Ladung in die Brandung

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Biss!
Plattfische
Maulgröße XXL: Dorsche werden selbst mit handlangen Fisch-fetzen am 5/0-er Haken spielend fertig. Doch Vorsicht: Klapperige Rutenhalter sind den vehementen Bissen der Gierschlunde nicht gewachsen.
Dorsch
Maulgröße XXL: Dorsche werden selbst mit handlangen Fisch-fetzen am 5/0-er Haken spielend fertig. Doch Vorsicht: Klapperige Rutenhalter sind den vehementen Bissen der Gierschlunde nicht gewachsen.

Mit üppigen Ködergaben zieht es Frank Schwarz auch im Norwegen-Urlaub in die Brandung. Eine breite Palette von Meeresräubern begehrt seine Wattwürmer und Fischfetzen.

By Frank Schwarz

Das Makrelen-Filet ist geschnitten: handlang, frisch und lecker. Der Fischsaft tropft auf die Felsen. Das wird unter Wasser eine schöne Duftspur geben! Um das große Filet aufzuspießen, ist mein 5/0er Haken, der am 0,50er Vorfach baumelt, gerade richtig. Mit einem wuchtigen Schwung schleudere ich den Leckerbissen hinaus. Das 200 Gramm schwere Blei hält den Köder am Grund. Dort, in 15 Metern Tiefe, lauern die Fjordräuber. Ihr Markenzeichen: Maulgröße XXL. Während ich angle, macht es sich Biggi am Lagerfeuer bequem. Erholung für beide – so soll es im Urlaub sein!

Meine Ruten lehnen an einem Brandungs-Dreibein, das auf einem kleinen Felsvorsprung thront. Diese stabilen Rutenhalter sind wichtig, da ich sie überall aufstellen kann. Unter Wasser setzt sich der Felsen fort, davor schimmert, von Muschelbänken und Tangfeldern eingerahmt, eine Sandbank. Ein reich gedeckter Tisch für alle Meeresräuber – und mittendrin lockt mein Makrelenfilet sowie an der zweiten Rute ein Wattwurm. Momentan herrscht Flut – die beste Angelzeit im Fjordland.

Plötzlich federt die Wurmrute nach vorn. Langsam spanne ich die Schnur und spüre in den Fingerspitzen, wie sich der Fisch mit dem Köder fortmacht. Anhieb – der hängt: ein 60er Dorsch, unser heutiges Abendessen.

Brandungsangeln im Fjord funktioniert am besten, wenn die Schnur bei zäh eingesteller Rollenbremse etwas durchhängt. Um auch rasante Bisse zu parieren, klemme ich die Rutenenden sicherheitshalber unter einen großen Stein.

Heiße Stellen

Meine Lieblingsstellen im Land der Wikinger sind Felsnasen Landzungen abfallende Strände Lagunen und Klippen. Flussmündungen bieten Aale und Plattfische sowie Flundern und Schollen. Häfen hingegen verheißen ganz unterschiedliche Aussichten: Über Sandboden beißen Platte während größere Häfen mit Wassertiefen von über 20 Metern oft Muschelbänke aufweisen. Die bieten Kleinfischen und damit auch Räubern wie Dorschen gute Lebensbedingungen. Selbst Heilbutts kommen nachts mit der Flut – sogar im Sommer! Im Hafen von Orkanger im Trondheimfjord beispielsweise fängt ein Einheimischer jedes Jahr Heilbutts bis 15 Pfund und sein größter Dorsch wog satte 26 Pfund. Daneben lauern über Mischgründen Pollacks Köhler und Schellfische. Als Überraschungsfang winken überall die großen „Raubplatten“: Denn außer Steinbutts sind im Fjord auch Glatt- und Steinbutts drin. Die „flachen Drei“ kommen zwar selten vor dennoch seile ich kein Köderfilet ab ohne einen großen Karpfenkescher oder ein Gaff dabei zu haben.

Besonderes Gerät ist indes nicht erforderlich um auch für die kräftigen Überraschungen gewappnet zu sein. Die Rute – egal ob Brandungs- Pilk- oder schwere Grundrute – sollte mindestens drei Meter lang sein und 150 Gramm Wurfgewicht aufweisen. Dazu passt eine große Pilk- oder Brandungsrolle gefüllt mit 040er bis 050er Schnur.

Üppige Gaben

Köder wie Watt- und Seeringelwürmer große Muscheln und Schnecken sowie Makrelen und Heringsfetzen lassen keinen Feinschmecker kalt.

Bei der Montage heißt mein Motto: So einfach wie möglich; ausgerichtet nach Zielfischart und Ködergröße. Für Plattfische angle ich ein Doppelhaken-Vorfach mit zwei oder drei bunten Lockperlen oder Locklöffel. Gut geeignet sind die fertig montierten Rigs aus dem Fachhandel. Für die Wurmangelei auf Butt empfehle ich Hakengrößen von 1 bis 1/0. Fischfetzen oder große Muscheln erfordern kräftige Meeresgreifer in der langschenkligen Aberdeenform Größe 2/0 bis 5/0. Diese üppigeren Gaben serviere ich an nur einem Seitenarm der gut 100 Zentimeter lang und aus 050er Monofil geknüpft ist. Wo mit Haibissen zu rechnen ist sollte man auch eine Rolle Stahlvorfach-Material sowie Klemmhülsen im Gepäck haben. Und bei sehr rauhem Untergrund knote ich noch zehn Meter 070er Monofil vor die Hauptschnur. Ist schließlich alles montiert heißt es: Rein in die Brandung mit der vollen Köder-Ladung. Bleibt nur die spannende Frage: Was wird diesmal beißen?

Frisch dabei

Je frischer der Köder, desto fängiger. Es lohnt sich also, eine Grabeforke mit in den Urlaub zu nehmen. Bei Niedrigwasser lassen sich in schlammigen Uferzonen Muscheln, Seeringel- und Wattwürmer buddeln. Mit kleinen Pilkern fange ich im August an vielen Stellen Makrelen vom Ufer aus. Heringe gibt’s im Fischgeschäft. Behelfsweise eignet sich auch das Filet von Schellfisch, Köhler und Pollack als Fetzenköder. Sandaale kann man auch im Sommer in Häfen mit der Senke fangen. Diese sowie große Muscheln und Fischfetzen binde ich mit Nähgarn am Haken fest.

Foto: Verfasser

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