ANZEIGE

Vergoldete Köder von Hildebrand-Wieland

135
Innen vergoldeter von-der-Ropp-Spinner mit dem charakteristischen gekielten Blatt. Ein Spinner mit sehr schwerem Blatt, der kein Vorschaltblei mehr benötigte.
Innen vergoldeter von-der-Ropp-Spinner mit dem charakteristischen gekielten Blatt. Ein Spinner mit sehr schwerem Blatt, der kein Vorschaltblei mehr benötigte.

Kürzlich konnte ich zusammen mit anderen alten Ködern diese beiden blitzblanken Kunstköder von Hildebrand-Wieland in München erwerben.

Man sieht ihnen ihre 100 Jahre in keiner Weise an, sie machen einem absolut fabrikneuen Eindruck. Wichtig ist, dass man bei so gut erhaltenen Köder Fingerabdrücke sofort mit einem Brillenputztuch abreibt, sonst frisst sich das Salz und Fett von der Hand über die nächsten Jahre in die verchromte Metalloberfläche ein.

Im Hildebrand-Wieland-Katalog von 1929 habe ich diese wunderschönen Köder dann auch gefunden. Beim Spinner handelt es sich um den berühmten „Fliegenden Löffel nach Baron von der Ropp“. Zu erkennen ist er am ungewöhnlich schweren, stark gekielten Blatt und daran, dass die Achse direkt durch das Blatt geführt wird, es gibt keine zusätzliche Öse am Spinnerbaltt. Das Blatt meines Spinners ist genau wie im Katalog angegeben 7,5 cm langen und außen „brilliant vernickelt“ und innen „stark vergoldet“. Die edle Beschichtung muss damals besonders hochwertig erfolgt sein, damit sie heute noch so gut erhalten ist. Gold läuft ja bekanntlich nie an, bleibt immer neu. Vorbild für diesen Köder war ein amerikanisches Spinnermodell. Auch DAM und Leser hatte dieses spezielle Ködermodell im Angebot. Mehr zur Geschichte des Ropp-Spinners…

Otter oder Flügelspinner

Beim zweiten Köder handelt es sich um einen ebenso hochwertig veredelten „Otter“, der ebenfalls laut Katalog vergoldet wurde, Länge des Blattes 7 cm. Echt vergoldete Kunstköder hatten damals nicht viele Hersteller im Angebot. Übrigens: Der „Otter“ besitzt auch den für Hildebrand-Wieland typischen Nadelwirbel!

Dieser speerspitzenförmige „Otter“ hatte englische und auch amerikanische Vorbilder, wurde importiert und auch von vielen Firmen in Europa nachgebaut. Stork etwa führte ihn als „Flügelspinner (Otterbait)“ im Katalog auf, allerdings nur versilbert, nicht vergoldet. Diese in den USA „Arrowhead-Spinner“ (Pfeilspitzen-Spinner) genannten Köder, ließ sich der amerikanische Hersteller J.T. Buel bereits 1852 patentieren.

Spekulationen zum Namen

Eventuell geht die britische Bezeichnung “otter bait” auf das Buch “Otter’s Complete Guide to Spinning and Trolling” von 1859 zurück. Der Autor H.J. Alfred hatte es unter dem Pseudonym “Otter” veröffentlicht und sein Werk war im mehreren Auflagen über Jahrzehnte auf der Insel maßgeblich im Bereich Kunstköderangeln. Die “Otters” werden aber nur sehr kurz erwähnt und es gibt keine Abbildung, was gegen diese Theorie spricht. Vielleicht heißt der Köder auch nur Otter, weil er so gut Beute machen kann wie dieses gewandte Raubtier.

Infos, Fragen und Anregungen bitte an thomas.kalweit@paulparey.de

Ebenfalls auf der Innenseite vergoldeter "Otter", mit für Hildebrand-Wieland typischem Nadelwirbel.
Ebenfalls auf der Innenseite vergoldeter "Otter", mit für Hildebrand-Wieland typischem Nadelwirbel.
Die andere Seite der Köder ist verchromt worden.
Die andere Seite der Köder ist verchromt worden.

Anmerkung vom 21. Dezember 2024:

Sören Fietz hat bemerkt, dass ein identisch aussehender Köder auch im C.B. Merrem Nachf. Katalog (Berlin) von 1911 als “englischer Löffelspinner” zu finden ist. Allerdings gibt es den dort abgebildeten Spinner nur in 7 und 8 cm, und nicht in 7,5 cm. Zudem ist das Blatt aus Neusilber/Alpaka (eine silberglänzende Kupfer-Nickel-Zink-Legierung). Außen war das Blatt der Merrem-Version versilbert, innen verkupfert. Von der Ropp hat ja erwähnt, dass dieser Spinner ursprünglich aus Amerika stammt, da wäre England eine ganz neue Spur. Das Berliner Angelgerätehändler Merrem war zu dieser Zeit eine deutsche Niederlassung von S. Allcock & Co. aus England. Der besagte Baron von der Ropp war übrigens Berliner, es kann also durchaus sein, dass er den Köder ursprünglich bei Merrem gekauft hat. Er hatte aber auch gute Beziehungen zu Ziegenspeck in Berlin, er hat dort seinen 25-Pfund-Hecht präparieren lassen. Den Namen “Roppspinner” hat der Köder erst so richtig im Jahr 1929 durch einen erklärenden Artikel von Direktor F. Trendel im Sportfischer bekommen.

Auch im Merrem-Katalog von 1906 ist dieser Spinner zu finden.
Auch im Merrem-Katalog von 1906 ist dieser Spinner zu finden.
Allerdings als "Englischer Löffelspinner" aus Neusilber/Alpaka, das Blatt war zusätzlich versilbert und verkupfert.
Allerdings als "Englischer Löffelspinner" aus Neusilber/Alpaka, das Blatt war zusätzlich versilbert und verkupfert.
ANZEIGE
Abo Fisch&Fang