Die beste Zeit auf gute Barsche beginnt im Herbst. Wenn die Blätter fallen, bekommen die gestreiften Räuber so richtig Kohldampf. Dann serviert Thomas Kalweit nahrhafte Naturkost.
Von englischen Anglern werden die Barsche wegen ihrer drei dicken Streifen oft auch „Sergeants“ genannt. Und etwas Militärisches haben sie neben den Uniformstreifen mit ihren wehrhaften Stacheln und dem massiven Schuppenpanzer auch an sich.
Für viele hat das Anglerleben mit einem Barsch an der Schwimmerrute begonnen. Mit ihrem bulligen Stierrücken und dem massiven Bullenschädel hinterlässt selbst der kleinste Stachelritter bei jedem Jungangler einen bleibenden Eindruck. Es sind beeindruckende Tiere, schon als Winzlinge. Auch ein Barsch von kaum 50 Gramm wird mit dem größten Tauwurm fertig, selbst wenn dieser fast Blindschleichen-Format hat.
Barsche haben eng begrenzte Aktivitätszeiten, in denen sie fressen. Vor allem in klaren Gewässern wie Talsperren oder Baggerseen lieben sie nicht das strahlende Sonnenlicht. Oft ziehen sie sich über die Mittagsstunden apathisch unter Stege und Schwimmpontons zurück. Dort lassen sie sich auch nicht mit einem zappelnden Wurmbündel zum Anbiss verleiten. Sinkt aber der Sonnenstand gegen Abend, oder Bewölkung und Wind nehmen zu, dann blasen die wilden Soldaten plötzlich zum Angriff. Vor allem in den Stunden vor der Dunkelheit kann es regelrechte Gemetzel unter Wasser geben. Da möchte man kein kleines Rotauge sein…
Die besten Angelplätze befinden sich in der Nähe von Unterständen, unter denen die Barsche tagsüber Deckung finden. Überhängende Büsche, Bootsanleger, Brückenpfeiler, Stege, Überläufe, Einlassbauwerke, Staumauern, versunkene Bäume. Überall hier kann mit guten Erfolgsaussichten eine Pose platziert werden.
Geschirr für den Ansitz
Eine weiche Posenrute vom Typ Avon oder Trotter ist für die Posenangelei auf Barsch ideal. Twin-Tip-Ruten (die Spitze ohne Bibberspitze) sind hier perfekt. Aber auch eine schwerere Matchrute mit größeren Ringen, damit der Posenstopper durchflutscht, funktioniert. Weich sollte die Rute deshalb sein, weil das papierartige Maul des Barsches zum Ausschlitzen neigt. Aber auch nur einmal durchstochene Tauwürmer fliegen bei zu harten Ruten gerne im Wurf vom Haken. Und das ist ärgerlich, wenn man nur 20 Stück in der Dose hat. Eine kleine Stationärrolle mit 0,18er bis 0,22er Schnur komplettiert das Set.
Ein guter Öhrhaken (zum Beispiel Drennan, Kamasan, Korum, Owner) der Größe 6 oder 8 wird direkt an die Hauptschnur geknüpft. Die Posenmontage ist einfach und simpel. Je nach Wassertiefe, verwendet man einen feststehenden Schwimmer oder eine Laufposenmontage. Die Tragkraft der Pose liegt bei drei bis sechs Gramm, auf jeden Fall sollte sie möglichst fein ausgebleit werden. Gerade Großbarsche sind empfindlich gegenüber zu viel Widerstand. Ich fische gerne mit den kleinsten durchsichtigen Drennan-Hechtposen (Pikebop, Piker, Zeppler), die es schon ab fünf Gramm Tragkraft zu kaufen gibt.
Ist das Wasser im frühen Herbst noch halbwegs warm, dann sollte abends nicht zu tief gefischt werden. Gerade unter Bootsstegen stehen die Barsche oft dicht unter den Planken, auch wenn es darunter einige Meter tief ist. Vor allem, wenn sich abends noch Schwärme von Kleinfischen an der Oberfläche zeigen, muss flach gefischt werden. Erst mit kälterem Wetter ist Ausloten angesagt, denn dann muss der Wurm dicht über Grund präsentiert werden.
Abschlucken vermeiden
Barsche im Fressrausch neigen dazu, selbst größte Köder in Sekundenschnelle zu inhalieren. Ein paar Tipps schaffen hier Abhilfe. Zum einen muss man als Angler aufmerksam sein. Bei der kleinsten Bewegung am Schwimmer schlage ich an, auch wenn der Köder ein fingerdicker Tauwurm ist. Hängt der Fisch dann nicht, dann war der Barsch es auch nicht wert. Wie gesagt, selbst handlange Barsche machen mit so einer „Mini-Anakonda“ kein großes Federlesen.
Zum anderen sollte das Vorfach, die Schnurlänge zwischen Haken und erstem Schrotblei, nicht zu lang ausfallen. Je schneller das erste Schrot beim Biss bewegt wird, desto schneller zeigt die Posenspitze den Anbiss an. 30 bis 40 Zentimeter reichen hier aus. Beißen die Barsche besonders spitz, kann dieser Abstand durch Verschieben des Bleis rasch vergrößert werden.
Widerhakenlose Einzelhaken sind leider keine Alternative. Kein Tauwurm hält lange darauf, er würde sich nach wenigen Sekunden vom Eisen winden. Englische Experten sind zudem der Meinung, dass Haken ohne Widerhaken sich im Drill mehrfach neu im Maulbereich ent- und verhaken und so deutlich mehr Verletzungen erzeugen. Auch ist es fraglich, ob kleine oder große Modelle schonender sind. Große Haken verursachen eindeutig größere Verletzungen, kleinere werden tiefer abgeschluckt. Die Lösung liegt da – wie so oft – in der Mitte.
Wer durch halbstarke „Rotzbarsche“ geärgert wird, kann mit einer „Schlucksperre“ experimentieren (siehe Skizze). Entweder klebt man ein zwei bis drei Zentimeter langes Stück steifes Monofil mittig ins Hakenöhr oder man stanzt eine kreisrunde Scheibe (1,5 bis 2,0 Zentimeter Durchmesser) aus dem durchsichtigen Deckblatt eines Schnellhefters. In die Mitte dieser Scheibe sticht man mit der Ködernadel ein Loch und zieht diese aufs Vorfach. Mit einem kleinen Posenstopper wird sie direkt vor dem Hakenöhr arretiert. So haben die frechen Jungbarsche deutlich mehr Probleme, sich den Tauwurm einzuverleiben, und ein großer Barsch packt einfach drüber.