Tunkfische, Zinnfische, Zocker und Kosaken sind ein problematisches Sammelgebiet. Nur schwer lassen sie sich einem Hersteller zuordnen, teilweise wurden die uralten Gussformen von den Firmen und dann später von Privatleuten über Jahrzehnte weiterwendet.
Sören Fietz hat jetzt zwei winzige Exemplare gefunden, die er zusammen mit Ködern von Sol/Thöner erhalten hat. Besonders verräterisch sind Verpackung und Wirbel. Er schrieb dazu: „Moin Sammler, auch Tunkfische finden kaum in meine Sammlung, da sie nur selten einer Firma konkret zugeordnet werden können. Nun aber haben diese zwei Exemplare zu mir gefunden, ausgestattet mit Wirbeln, die einen Zusammenhang mit SOL/Thöner vermuten lassen. Der Fundzusammenhang würde perfekt zum Zeitraum der letzten Jahre des Firmenbestehens passen – Ende 1950er, Anfang 1960er Jahre. Sie messen ohne Haken winzige 22mm und 28mm. Hat jemand Vergleichsmaterial zum Zeigen oder eine passende Katalogangabe zu nennen? Gruß Sören“
Hallo Sören, ein spannendes Thema! Die beiden unverwechselbaren Triplex-Einhängewirbel sprechen natürlich für Sol/Thöner, könnten aber auch später erst eingehängt worden sein. Viel spannender ist das Zelluloid-Röhrchen, in dem die Köder verpackt waren, in dieser Verpackung wurden auch die Gummifische (Plastik-Fisch) von Sol/Thöner ausgeliefert (siehe: Olliges 2011, S. 80). Ich habe einmal meine beiden Sol-Kataloge (Vorkrieg und Nachkrieg) durchgesehen, dort sind leider keine Tunkfische aufgeführt. Also sind sie bisher nicht der Firma sicher zuzuordnen.
Allgemein zum Thema Zocker: Ein Zinnfisch kann mit der alten Gussform immer wieder reproduziert werden, deswegen können zwei vollkommen identische Köder 100 oder nur 30 Jahre alt sein. Oft habe ich auf Flohmärkten in Benelux Gussformen für Zinnfische gesehen, die Modelle aus Frankreich oder Belgien sind mit den unseren zeimlich identisch. Der Kosak ist ja ein paneuropäischer Köder, der sich in den napoleonischen Kriegen von Russland bis nach Frankreich verbreitet hat. So sind zum Beispiel die Zinnfische in alten Brink-Katalogen um 1920-30 absolut identisch mit den Stork-Zockern von 1898, beide verwenden die gleiche Katalogabbildung. Brink gibt an, diese Zinnfische selbst zu gießen. Offenbar gab es damals einen Produzenten für diese Gussformen, der viele Hersteller beliefert hat – und so eine Form hält ewig. Interessant ist auch, dass die einzelnen Größen auch bei einer Firma immer unterschiedlich gestaltet sind, vor allem was die Anzahl der Flossen anbelangt. Tipp am Rande: An den Haken lässt sich manchmal erahnen, ob der Köder älter oder jünger ist. Gruß Thomas