Meine Eltern gingen zur Arbeit und ich war nach der Schule allein. Karl May war mein bester Freund und seine Bücher, es waren 34, retteten mich vor der Langeweile.
Bis Johann Sabo in mein Leben trat. Er wurde zu meinem Lehrmeister und unzählige Stunden konnte ich zuhören, wenn er von seinen Angelerlebnissen erzählte.
Die Monate bis ich einen Angelschein bekam erschienen mir endlos. Natürlich besaß ich auch keinerlei Ausrüstung. Da lieh mir Herr Sabo den Gerätekatalog Nr. 29 der Firma DAM. Format DIN A 6 und 192 Seiten stark. Schnell wurde er zu meiner Bibel. Bei jeder Gelegenheit blätterte ich darin. Welche Rute würde ich auswählen, sobald ich genügend Taschengeld durch das Austragen von Zeitschriften beisammen hätte? Favorit war ein Modell der Serie „Vierling“. Eine Kombination aus gespliesster Rute und Hohlglasspitze. Dreiteilig, 2,85 m lang, mit einem Wurfgewicht von 15 Gramm. Allerdings war der Preis von 110 DM unerschwinglich und so blieb dieser Traum unerfüllt.
Aber auch die Vielzahl der Posen faszinierte mich. Auf fünf Seiten gab es sie. Sogar vier Leuchtposen waren dabei. Und dann die vielen bunten Blinker, Spinner und Wobbler – einfach eine Wunderwelt. Reich bebildert war der Katalog auch. Die Werbestrategen wussten schon damals wie man Anglerträume befeuert. Sehr traurig war ich als die Ausleihe beendet wurde und ich den Katalog zurückgeben musste.
Am Ende konnte ich mir keine Rute aus dieser Lektüre leisten. Eines Tages überraschte mich jedoch mein Lehrmeister mit einem ganz besonderen Geschenk. Er hatte mir eine dreiteilige Bambusrute gebaut. Und einige Tage später bekam ich von ihm noch eine Rolle, die Quick- Junior. Ich war der glücklichste Mensch der Welt!
Nach seinem Tod schenkte mir seine Tochter seine gesamte Ausrüstung. Der DAM- Katalog Nr. 29 war auch dabei. Der Katalog meiner Jugendträume…
-Bernd Taller-