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Top-Gewässer: Die Lippe

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Top-Gewässer: Die Lippe
Lauschige Plätze: Ansitzangler haben an der Lippe die Qual der Wahl. Bild: Torsten Rühl

Ganz im Westen: Die Lippe

  • TORSTEN RÜHL stellt einen Flussabschnitt der Lippe in Nordrhein-Westfalen vor, der vom Friedfischangler bis zum Fliegenfischer für jeden etwas bietet.
  • Einst wurden auf ihr Bäume geflößt. Im Zuge des industriellen Aufschwungs des Ruhrgebiets wurde mit ihr nicht gerade zimperlich umgegangen, und sie galt als einer der dreckigsten Flüsse Nordrhein-Westfalens: Die Lippe hatte einen äußerst schlechten Ruf. Nach Renaturierungsmaßnahmen und dem Rückbau von Verbauungen in einigen Bereichen gilt sie aber wieder als wertvolles Gewässer, und selbst empfindliche Wanderfische wie Nordseeschnäpel, Meerforelle und Neunauge kommen zurück.

    Die Lippe bietet dem Flussangler heute in vielen Streckenabschnitten eine idyllische Umgebung. Wenn man die letzten 50 Kilometer bis hin zur Mündung betrachtet, fließt sie am Niederrhein durch eine wunderschöne Landschaft mit saftigen Wiesen und schönen Mischwäldern. Hat man etwas Glück, sieht man hin und wieder Störche, die das reichhaltige Nahrungsangebot nutzen, es sich gut gehen lassen und vermutlich nicht nur sich reichlich Nachwuchs bescheren …

    Charakteristisch für die Region Niederrhein sind die zahlreichen Kieswerke, die gleich schon auf die Beschaffenheit des Flussbettes hinweisen: Kieselsteine findet man hier fast überall.

    » Die Lippe hatte einen schlechten Ruf … heute gilt sie aber wieder als wertvolles Gewässer. «

     

    Starke Barben wie dieses tolle Exemplar sind an diesem Lippeabsch nitt zahlreich. Bild: Torsten Rühl

    Der Angeldruck in diesem Abschnitt des Flusses bei Wesel ist nicht allzu hoch. Nur hin und wieder sieht man einen Petrijünger am Ufer sitzen. Meist einen Feederangler, der es auf die zahlreichen Friedfischarten abgesehen hat. Einer von ihnen ist Phillip Rüss, der trotz seiner jungen Jahre schon ein erfahrener Angler ist und die Lippe wie kaum einen anderen Fluss schätzt. Am liebsten angelt er mit Futterkorb in der Strömung und versucht, eine der kampfstarken Barben zu fangen. Aber auch große Alande, Brassen und Döbel gehen an den Haken, wenn einmal die Futterspur aufgenommen wurde. Nicht oft, aber wenn Umstände und Stelle genau passen, gehen auch die scheuen Nasen auf Made ans Band.

    Phillip setzt in der Lippe Futterkörbe von 80 bis 120 Gramm ein. Die sehr starke Strömung in einigen Teilbereichen macht dies notwendig, um die Köder sauber am Grund zu präsentieren. Rute und Rolle sollten nicht zu schwach auf der Brust sein. Optimal sind Heavy-Feederruten, aber auch schwere Allroundstecken bis 200 Gramm Wurfgewicht tun ihren Dienst, wenn man sonst nichts zur Hand hat. Bei den Ködern kommen meistens Klassiker zum Einsatz: Made, Wurm, Mais. Setzt man auf Maiskörner, hat das den entscheidenden Vorteil, dass die hier vorkommenden Wollhandkrabben nicht gleich sofort den Köder klauen. Wer es lieber gezielt auf Barbe probieren will, sollte herzhaften Käse anködern oder kleine Boilies an der Haarmontage präsentieren.

    Gute Bestände: Gute Döbelvorkommen bereiten dem Friedfischangler Freude. Bild: Torsten Rühl

    Wichtig ist, dass an allen Stellen angefüttert wird, da die Lippe im Unterlauf sehr breit wird und die Fische weit umherziehen. Rüss setzt „schweres“ Futter ein, das mit Kies versetzt ist. Wichtig ist zu wissen, dass die Lippe sehr launisch sein kann. Jede Jahreszeit hat ihre Besonderheiten. Eine Stelle die im Frühjahr gut ist, kann im Herbst oder Winter eine Schneiderstelle sein. Der Sommer hingegen ist eine Zeit, wo es an sich überall knallt. Die Friedfische finden reichlich Futter, und wo die sind, sind auch die Räuber nicht weit.

    Hecht, Zander oder Barsch halten sich meist in den ruhigen Abschnitten auf. Hinter vorgehaltener Hand spricht man auch über Waller, die aus dem Rhein in die Lippe wandern. Hin und wieder erwischen Nachtangler, die einen Aalansitz wagen, auch einen dieser urigen Bartelträger. Unter Wasser hat die Lippe zahlreiche Steinpackungen, die Sedimente (Treibsande und Schlamm) aufhalten sollen. Hier sollte jeder Angler wenigstens ein paar Würfe machen. Am Fuße dieser Steinpackungen lauern die Stachelritter. In den Steinen verstecken sich die Barsche. Wer hier mit kleinen Gummifischen sein Glück versucht, wird erstaunt sein, was die Lippe so hergibt. Erfolgreiche Kunstköder sind neben Gummifischen vor allem Wobbler und Spinner.

    Für Barsche und Zander reicht eine mittlere Spinnrute von 10 bis 40 Gramm Wurfgewicht. Kampfstarken Hechten und Rapfen sollte man mit mindestens 60-Gramm-Ruten auf den Leib rücken. Bei der Rutenlänge hat sich drei Meter bewährt, da im Sommer der Uferbewuchs extrem hoch ist und man so besser zurecht kommt. Auch ist mit den längeren Ruten bei hohem Strömungsdruck häufig eine bessere Köderführung möglich. Wer lieber auf kurze Ruten steht, sollte seine Watsachen nicht vergessen. Meistens reichen Watstiefel aus, mit Wathosen ist man für alle Fälle gerüstet. Die werden auch benötigt, wenn man tiefe Pools oder Rinnen beangeln will, die nur über eine Kiesbank zu erreichen sind.

    Aber Vorsicht: Nicht jeder Flachwasserbereich kann bewatet werden. Schnelle Strömungen und weicher Grund haben so manchen Angler ein kühles Bad nehmen lassen, und ein Tritt in eine Untiefe kann sich so schnell zu einer lebensbedrohlichen Situation entwickeln.

    Die Lippe ist aber nicht nur für Feeder- oder Spinnangler eine Topadresse. Vor allem Fliegenfischer kommen auf ihre Kosten. Gerade kampfstarke Barben mit schweren Nymphen oder andere Weißfischarten mit Streamern zu fangen, macht unglaublich viel Spaß. Dazu sollte man nicht zu leichtes Gerät wählen. Eine 6er-Rute oder mehr ist zwingend notwendig, um den kräftigen Fischen in der harten Strömung Paroli bieten zu können. Wenn man dann eine große Barbe gehakt hat und so richtig die Post abgeht, ist man in siebten Fliegenfischerhimmel und das nur 30 Minuten vom Ruhrpott entfernt.

    Kurz & knapp

    Fangaussichten: Für Barbenfreaks ein Paradies. Feeder angler finden gute Weißfischbestände und kleinere Karpfen vor.

    Schwierigkeitsgrad: Mittel. Allerdings machen hoher Uferbewuchs im Sommer und schwer bewatbare Stellen manchmal viel Körpereinsatz nötig.

    Naturerlebnis: Wenn man bedenkt, dass man 30 Minuten vom Ruhrpott weg ist, einfach genial. Idyllische Niederrheinlandschaft mit kleinen Wäldchen, Wiesen und Feldern.

    Empfohlene Methode für einen Kurzbesuch: Feedern, Spinn- und Fliegenfischen.

    Gewässer-Check

    Mindestmaße (cm)/Schonzeiten: Barbe 40/15.5-15.6, Hecht 45/15.2.- 30.4, Nase: 25/1.3-30.4, Karpfen 40/-, Bach forelle: 30/20.10-15.3 Ganzjährig geschützte Arten: Lachs, Meerforelle, Quappe, Steinbeißer (Dorngrundel), Edelkrebs (nicht Wollhandkrabbe).

    Bestimmungen: Die Lippe ist oberhalb von Wesel nur mit einer Verbandskarte zu befischen. Am Niederrhein, im Raum Wesel, bietet der SVF Lippestrand Erlaubnisscheine ohne Vereinszugehörigkeit. Fanglisten sind zu führen und am Ende des Jahres wieder dem Verein auszuhändigen. Es dürfen höchsten zwei Fische (Barben, Karpfen, Hecht, Zander oder Forelle) entnommen werden.

    Kartenausgabestelle/Gebühren: Bei Vereinszugehörigkeit: Verbandsschein Westfalen/Lippe. Jahresschein: 25 €. Eine Gewässerstreckenkarte kann man beim Landesfischereiverband Westfalen und Lippe (www.lfv-westfalen.de) gegen eine Unkostenpauschale erwerben. Für den Teilbereich der Lippe im Raum Wesel: Jahresschein 20 €. Ausgabestelle: Vereinsheim SVF Lippestrand e. V., Am Lippehafen, 46485 Wesel, www.svf-lippestrand.de

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