So viel steht fest: Jede Menge Räuber sind da. Aber leider auch eine riesige Wasserfläche und ein Boden mit unbekannter Struktur. Wie fängt man hier bloß? Ganz einfach: Mit den Tipps von BIRGER DOMEYER
1. Boot organisieren
Ohne den schwimmenden Untersatz wird es an einem großen See sehr schwer, Raubfische zu fangen. Oft liegen die interessanten Strukturen nicht in Wurfweite, und aussichtsreiche Uferangelplätze sind rar. Wer kein eigenes Boot besitzt, sollte sich nach Seen umschauen, an denen Leihboote zur Verfügung stehen. Nicht selten bieten die Berufsfischer vor Ort Ruderboote für Angler zu günstigen Preisen an.
2. Strukturen finden
Die riesige Fläche wirkt zunächst abschreckend. Wo soll man hier nur anfangen zu angeln? Gute Hinweise bietet immer eine Tiefenkarte, die Barschberge, Abbruchkanten oder ähnliche Bodenstrukturen aufzeigt. Wer kein Echolot besitzt, sollte sich eher an ufernahen Strukturen (Inseln, auslaufende Landzungen) orientieren. Diese lassen sich prima nach Augenmaß befischen. Läuft etwa eine Landzunge in den See hinein, kann man davon ausgehen, dass sich diese Struktur auch unter Wasser fortsetzt. Ebenso gibt der Abfall des Ufers häufig Aufschluss über die Wassertiefe: An Steilufern ist es meist tief, an Badestrand-Ufern eher flach. So bekommt man grob einen ersten Eindruck vom Gewässer, auch ohne Echolot. Barschberge sind manchmal mit einer Boje als Untiefe markiert und dann ebenfalls sichtbar. Meist liegen sie aber unsichtbar einige Meter unter der Oberfläche. Diese findet man nur zuverlässig mit einem Echolot, das die Tiefe anzeigt. Ohne das elektronische „Unterwasserauge“ wird die Suche allerdings zur Lotterie, die meist unverhältnismäßig viel wertvolle Angelzeit kostet.
3. Fische suchen
Ist eine aussichtsreiche Unterwasserstruktur lokalisiert, kann geangelt werden. Aber nicht zu lange auf einem Platz, denn nicht jede Struktur beherbergt zwangsweise auch Räuber. Lieber häufig den Platz wechseln, als ewig auf einer möglicherweise fischleeren Stelle verweilen. Zudem halten sich die Räuber jahreszeitlich bedingt in verschiedenen Tiefen, aber immer in der Nähe einer solchen Struktur auf. Grundsätzlich gilt: Im Sommer flach, im Winter tief.
4. Barsche beangeln
Die kleinen Stachelritter sind oft recht zahlreich vertreten und bilden für größere Räuber wie Hecht und Zander ebenfalls eine gute Nahrungsgrundlage. Hat man also die Barsche gefunden, sind auch die Hechte nicht weit. Deshalb biete ich in großen Seen zunächst kleine Gummifische (etwa acht Zentimeter Länge) mit schweren Bleiköpfen (mindestens 20 Gramm) am Grund an. Damit kann man schnell große Flächen absuchen. Barsche lieben die kleinen Köder, und sogar stattliche Hechte vergreifen sich regelmäßig daran. Sind Barsche am Platz, kann auch gerne eine Nummer größer gefischt werden, um gezielt Esox zu überlisten. Diese abgestufte Strategie ist sinnvoller, als gleich mit einem 23er Gummilatschen zu starten, ohne wirklich zu wissen, ob überhaupt Hechte am Platz sind.
5. Fangplätze markieren
Sind endlich die ersten Räuber an den Haken gegangen, sollte man diesen Hotspot unbedingt markieren. Im Idealfall geschieht das mit einem GPS-Gerät. So findet man den Platz auch am nächsten Tag zielsicher wieder. Gerade Barschberge, die mitten im See liegen, lassen sich allein nach Augenmaß nur schwer wiederfinden. Alternativ oder sogar zusätzlich ist eine Wickelboje sehr hilfreich. Vor allem, wenn vom treibenden Boot aus geangelt wird, sollte diese bei einem Biss schnell geworfen werden. Oft unterschätzt man, wie schnell der Wind das Boot verdriftet. Ist die Wickelboje jedoch erst einmal in unmittelbarer Nähe des Barschschwarms platziert, kann in aller Ruhe der Anker gesetzt werden.
Ich nutze die Boje übrigens auch, um mir eine aussichtsreiche Struktur zu kennzeichnen, die auf dem Echolot auftaucht. Dies gilt vor allem für Hotspots, die weit vom Ufer entfernt liegen. Wie gesagt: Ohne Markierung, allein nach Augenmaß, gleicht das Wiederfinden der berühmten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen, selbst wenn man kurz zuvor über den Hotspot gefahren ist.
6. Köder vertrauen
Zwar gibt es unendlich viele und schöne Gummifische, es ist jedoch schlauer, sich einen auszusuchen und diesen zunächst ausdauernd zu servieren. Gibt es keine Bisse, macht es mehr Sinn, so lange den Platz zu wechseln, bis man Fische gefunden hat. Das ist besser, als an einem fischleeren Platz alle Köderfarben zu wässern. Nur wenn definitiv Räuber am Platz sind, lohnt es sich, mehrere Farben zu probieren. Oft ist eine dabei, auf die Barsche besonders gut ansprechen.
7. Freiwasser beachten
Am Grund gibt es trotz toller Strukturen keine Bisse? Die Ursache kann sein, dass die Räuber, speziell in der warmen Jahreszeit, aber auch im Herbst, einige Meter über Grund stehen. Hier folgen sie den Futterfischschwärmen. Aber keine Sorge, auch dieses Spektakel findet oft in der Nähe der eingangs erwähnten Strukturen statt. Jetzt punktet der Gummifisch am Bleikopf ebenfalls: absinken lassen und langsam zum Boot einkurbeln. So schwimmt der Köder quer durch die Wassersäule. Egal wo die Barsche jetzt rauben, sie finden den Köder garantiert! Für die großen Stachelritter und vor allem auch Hechte, ist diese Taktik immer einen Versuch wert.