Ein neues Forschungsprojekt der TU Bergakademie Freiberg untersucht das Sickerwasser in der Montanregion Erzgebirge-Krušnohoři, um mit einem innovativen Wasserbehandlungsverfahren geringe Schadstofflasten aus dem Wasser zu entfernen.
Sauberes Wasser für die Freiberger Mulde
„Direkt am Abfluss des Haldensickerwassers der Spülhalde Hammerberg, dem Hauptabsetzbecken des Freiberger Bergbaus, errichten wir in den kommenden Monaten eine innovative Pilotanalage zur effizienten und kostengünstigen Wasseraufbereitung. Damit entlassen wir künftig noch saubereres Wasser in die Freiberger Mulde“, erklärt Projektleiterin Jun.-Prof. Sabrina Hedrich. „Mit dem neuen Verfahren, welches wir in der Pilotanlage entwickeln und testen, verhindern wir die Verschleppung toxischer Schwermetalle wie zum Beispiel Cadmium, Nickel und Zink in das Flusssystem der Freiberger Mulde. Wir leisten damit einen Beitrag zur Verbesserung der Gewässer bergbaugeprägter Regionen und zur Sicherung der Qualität des Wassers, einer unserer wertvollsten und lebenswichtigsten Ressourcen.“
Die Spülhalde Hammerberg in Freiberg, ein Standort der Saxonia Standortentwicklungs- und -verwaltungsgesellschaft mbH, wird seit 2012 saniert und dient als Modellstandort für die Entwicklung und das Upscaling der Wasserbehandlungstechnologie. Die Technologie zur Behandlung von Sickerwasser soll flexibel für den Einsatz an anderen Standorten konzipiert werden.
Weniger Schwermetalle gelangen in die Gewässer
Die Wasserbehandlungsanlage besteht aus mehreren chemischen und biologischen Stufen und erlaubt damit eine selektive Abtrennung verschiedener gelöster Stoffe im Sickerwasser durch Fällung und Akkumulation. Bereits seit den 1990er Jahren gibt es in den USA und in Kanada derartige passive Behandlungssysteme, die sich vor allem auf die Neutralisierung von saurem Grubenwasser und Rückhaltung verschiedener Metalle und anderer Elemente konzentrieren. Großbritannien hat europaweit die größten Fortschritte bei der Nutzung dieser innovativen, technologischen Ansätze gemacht. Mit dem Projekt der Freiberger Forschenden sollen die wissenschaftlichen und planerischen Voraussetzungen geschaffen werden, um zu einer breiteren Anwendung dieser weitgehend auf natürlichen Reinigungsmechanismen beruhenden Verfahren zu gelangen und damit auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Region Mittelsachsen zu stärken.
Mobile Anlage zur Aufbereitung von Sickerwasser aus dem Bergbau
Die Anlage wird für einen modularen Aufbau geplant, das heißt sie könnte nach der erfolgreichen Pilotphase bei Freiberg auch in anderen ehemaligen Bergbauregionen zum Einsatz kommen. Die Wasseraufbereitungsanlage für Sickerwasser wird ohne Fremdenergie betrieben, sondern nutzt das natürliche Gefälle des Geländes um einen Durchfluss des Wassers zu erreichen. Photovoltaikmodule stellen Energie für technologisch notwendige Prozessschritte bereit. Die verwendeten PV-Module sind Made in Mittelsachsen, produziert und zu Forschungszwecken zur Verfügung gestellt von der Meyer Burger Technology AG, die in Freiberg Europas größte Solarmodulproduktion betreibt. Behörden vor Ort, wie das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, die Landesdirektion Sachsen und der Landkreis Mittelsachsen, begleiten das Projekt. Langfristig soll die neue Technologie ehemalige Bergbauregionen dabei unterstützen, die von der EU-Wasserrahmenrichtlinie vorgegebenen Ziele zu erreichen und Maßnahmen zur Umsetzung zu entwickeln.
Ziel des Vorhabens MindMontan ist es, durch innovative Technologien die Auswirkungen des Bergbaus auf die Umwelt sowohl regional als auch global zu reduzieren, regionale Strukturen auszubauen, gesellschaftliche Konflikte zu minimieren und die soziale Entwicklung durch aktive Einbindung der Öffentlichkeit zu stärken. Das Projekt „MindMontan – Verminderung von Gewässerbelastungen in der Montanregion Erzgebirge/Krušnohoři am Beispiel der Spülhalde Hammerberg, Freiberg“ wird unter Leitung der TU Bergakademie Freiberg, Institut für Biowissenschaften, mit den Partnern G.E.O.S. Ingenieurgesellschaft mbH und dem Förderverein Montanregion Erzgebirge e.V. durchgeführt.
-Pressemitteilung Technische Universität Bergakademie Freiberg-