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Seltsame Strandfunde und kuriose Kreaturen

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Auch Schlangensterne lassen sich unter all dem Strandgut entdecken. Bild: P. Martinez/Nordsee Touristik

Der Nationalpark Wattenmeer ist Heimat von rund zehntausend Tier- und Pflanzenarten – vom mikroskopisch Kleinen bis zum riesigen Wal. Dazwischen tummelt sich ein wahres Kuriositätenkabinett der Natur.

Im Sylter Süden, vor Hörnum, es ist früh am Morgen und das Wasser hat sich weit zurückgezogen. So weit wie selten, denn es ist Springtide – durch eine besondere Stellung von Sonne, Mond und Erde fallen Ebbe und Flut besonders stark aus. Viel mehr Meeresboden als sonst fällt trocken; Sandbank um Sandbank taucht auf, der sachte Wind kräuselt die Oberfläche verbliebenen Wassers, das Licht der noch tiefstehenden Sonne modelliert die Sandrippel und setzt sie in Szene. Auf geht es zu einer Schatzsuche der besonderen Art. Mal sehen, was wir finden. Die Fundstücke werden hoffentlich außergewöhnliche Kreaturen sein.

Die geführte Gruppe zieht los, manch ein Teilnehmer tippt ins Telefon und ruft www.beachexplorer.org auf. Das ist eine Bestimmungshilfe und ein Fundmeldesystem gleichermaßen, ein Lexikon dazu und eine Foto-Datenbank. Wer am Strand Rätselhaftes oder Kurioses findet, ist hier richtig.

Kuriositätenkabinett der Natur

Wer kennt die Tote-Manns-Hand, wer den Schlangenstern? Manche Lebewesen sehen aus, als wären sie aus einem Fantasy-Film entflohen. Sogar Seepferdchen – jahrzehntelang waren sie hier verschollen – tauchen neuerdings wieder auf. Ebenso selten: Neptunshörner (gefunden zum Beispiel auf der nördlich von Sylt gelegenen Insel Römö), Meermandeln (z.B. vor Amrum) oder Große Rossmuscheln (vor Eiderstedt z.B.). Wer sowas weiß, der schaut beim nächsten Gang am Meer gewiss genauer hin. Wattwanderungen – sicherer mit ortskundiger Führung – sind wegen der Fachkunde der Wanderleitung eine gute Sache.

Auf Seetierfangfahrten wird allerhand Getier an Bord geholt und nach dem Bestaunen wieder ins Meer entlassen. Bild: Adler-Eils/Nordsee Touristik

Urlaubstipp: Seetierfangfahrten

An der Küste werden mancherorts so genannte Seetierfangfahrten angeboten (dazu in den Veranstaltungskalender des jeweiligen Urlaubsortes nach Angeboten und Terminen schauen). Das sind Ausflüge mit dem Schiff, vor der Küste wird ein kleines Netz ins Wasser gelassen, nach kurzer Zeit wird dies an Bord geholt und der Fang auf einem Sortiertisch ausgebreitet, das fachkundige Personal erklärt die gefangenen Tiere und Pflanzen – und entlässt diese selbstverständlich unversehrt nach der Vorstellung wieder in die Nordsee. Diese Touren werden auch von Nationalpark-Partnerbetrieben angeboten. Mit etwas Glück sind Seenadeln (kleine, dünne und lange Fische mit pipettenartiger Schnauze), der Seeskorpione (ein bullig aussehender Fisch mit Stacheln) im Netz.

Info: Seetierfangfahrten mit der Reederei Adler-Eils ab Büsum, mit dem ehemaligen Krabbenkutter Hauke, in der Saison mehrmals täglich, Dauer ca. 90 min. Mit der Reederei Adler-Schiffe z.B. ab List/Sylt mit dem Fischkutter Gret Palucca, in der Saison mehrmals täglich, Dauer ca. 90 min. Mit der MS Seeadler von Nationalpark Partner Hallig Reederei Heinrich von Holdt ab Schlüttsiel.

Besonders erfolgreich nach dem Sturm

Vor allem nach Sturm und schwerer See lohnt es sich, am Strand genauer hinzusehen. Wie beispielsweise am Spülsaum des Kniepsandes vor Amrum. Gestern tobte das Meer, heute liegt alles ruhig vor der müde schwappenden See. Und es liegt eine ganze Menge auf dem Sand: ein sandfarbenes Büschel Blätter beispielsweise. Aber Blätter im herkömmlichen Sinne sind es eben nicht. Das Fachpersonal spricht von einem Tierstock, einer Art Lebensgemeinschaft tausender kleiner Blättermoostierchen.

Auf der Suche nach Pelikanfüßen

Eine junge Frau ist hier und heute ebenfalls am Spülsaum unterwegs; ihr Blick nach unten verrät die Suche, ihre Kenntnis das Fachwissen. Sie zeigt, was sie da gefunden hat und sie erzählt von Pelikanfüßen. Ein kurzes Staunen und dem neugierigen Gast ist vieles nicht mehr fremd. Und rechnet man nicht längst mit allem Möglichen und Unmöglichen? Aber Pelikanfüße! Natürlich seien das keine Vogelfüße, sagt die junge Frau und schmunzelt. Es ist, sie klärt den staunenden Gast auf, das Gehäuse einer Meeresschnecke, die eigentlich in tieferem Wasser lebt und ein solches Gehäuse am Strand zu finden, das sei schon ziemlich außergewöhnlich. Auch lassen sich am Strand „Engelsflügel“ oder „Nixentäschchen“ finden, viele seltsame Dinge…

Nordsee in Aquarien bestaunen

Die Schutzstation Wattenmeer zum Beispiel hat in ihren Stationen vor Ort oft Aquarien, in denen man solch skurriles Nordseegetier in Ruhe beobachten und bestaunen kann. Und wer denkt, Farbenprächtiges aus der Unterwasserwelt lebt nur in den Tropen, möge dort genau hinsehen.

Die Aquarienwelt im Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum in Tönning gehört gewiss zu den interessantesten ihrer Art. Hier kann man die Nordsee „von unten“ erleben. Dort sind faszinierende Einblicke in die verschiedenen Meeres-Lebensräume an der Wattenmeerküste möglich. Priel und Miesmuschelbank sind zum Beispiel dargestellt, mitsamt ihrer Bewohner wie zum Beispiel Flunder und Wattwurm.

Seegraswiesen sind, bei entsprechendem Lichteinfall, ein schillernder Lebensraum, sie sind Brutplatz und Kinderstube. Hier leben zum Beispiel Seestichlinge, Schlangen- und Grasnadeln. Zu den absoluten Stars der Aquarienwelt, 37 Aquarien sind es insgesamt, gehören die Seepferdchen. Hin und wieder tauchen sie in der Nordsee auf, hier lassen sie sich gut beobachten. Auch kann man einen Blick in eine Unterwasserwelt aus Fels und Geröll werfen. Hier lebt der Hummer, hier leben Weichkorallen und Blumentiere, Schlangensterne, Seenelken und auch die eine oder andere Seegurke.

-Pressemitteilung Nordsee Touristik-

Die essbare Pantoffelschnecke stammt ursprünglich von der amerikanischen Ostsküste. Bild: M. Stock/ LKN.SH/Nordsee Touristik
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