ANZEIGE

Seeadler – keine Konkurrenz für Fischer

1170


Foto: IZW/Oliver Krone
Seeadler jagen hauptsächlich in Uferzonen von Seen. Foto: IZW/Oliver Krone

Seeadler stellen keine Konkurrenz für die Fischerei dar. Dies zeigten Forscher des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) anhand der ersten Freilandstudie über die Nahrungswahl des Seeadlers.

Seeadler sitzen und warten in den Kronen hoher Uferbäume, bis sie die Beute entdecken und zuschlagen. Foto: IZW/Oliver Krone

Seeadler stellen keine Konkurrenz für die Fischerei dar. Dies zeigten Forscher des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) anhand der ersten Freilandstudie über die Nahrungswahl des Seeadlers (Haliaeetus albicilla) im Norddeutschen Raum.

Die Studie über den Seeadler (Haliaeetus albicilla) im Norddeutschen Raum, die im „Journal of Ornithology“ veröffentlicht wurde, erlaubt zudem wichtige Einblicke in das Jagdverhalten dieser Tierart und dafür relevante Schutzmaßnahmen.

Auf Brassen spezialisiert

Seeadler jagen hauptsächlich in Uferzonen von Seen. Ihre bevorzuge Beute sind Fische in der Größenklasse von 30 – 50 cm. Seeadler sind insbesondere auf den Fang von Brassen spezialisiert, eine Fischart, die vom Menschen kommerziell nicht genutzt wird. Sie passen ihr Beutespektrum den Wetterbedingungen sowie dem Nahrungsvorkommen an. Neben Fischen gehören auch Wasservögel – insbesondere langsam fliegende Arten wie Blässrallen – und Aas von Wildtieren wie Rehen, Hirschen, Wildschweinen zu ihrem Nahrungsspektrum. Folglich stellen Seeadler keine Konkurrenz für die Fischerei dar.

Große Uferbäume wichtig

Seeadler jagen hauptsächlich durch die sogenannte Ansitzjagd: Sie sitzen und warten, bis sie die Beute entdecken und zuschlagen. Die aktuelle Studie zeigt, dass Seeadler etwa 80 % ihrer Zeit mit dieser Tätigkeit verbringen und nur 7 % ihrer Zeit für Flugaktivitäten aufwenden. Die Ansitzjagd ist für die großen und schweren Tiere die kostengünstigste und ökonomischste Art der Nahrungssuche, da es ihnen die höchste Trefferquote aufgrund von Überraschungsangriffen ermöglicht. Da die Tiere Sitzplätze für dieses Jagdverhalten benötigen, sind Uferwälder und Solitärbäume ein Schlüsselelement für die Nahrungssuche des Seeadlers. Diese neuen Erkenntnisse beinhalten wichtige Informationen für effektive Schutzmaßnahmen der Seeadlerpopulationen.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass eine 100 Meter breite Zone mit Uferbewaldung obligatorisch sein müsste, um Sitzmöglichkeiten und die Kernzonen der Jagdgründe des Seeadlers zu erhalten“, sagt Dr. Oliver Krone, Wissenschaftler am IZW. Auch künstliche Sitzstangen wie z. B. Pfähle können als effektives Managementwerkzeug eingesetzt werden, wenn sie nicht zu nahe an Rad- oder Wanderwegen aufgestellt sind.

Population erholt sich

Der Seeadler ist eine der größten europäischen Greifvogelarten. Innerhalb der letzten zwei Jahrhunderte hat sich die Population aufgrund intensiver Schutzmaßnahmen vom Rand des Aussterbens erholen können. Dennoch gibt es eine Reihe von Gefährdungsursachen, die lokal zu erheblichen Verlusten unter den Adlern führen. Ursachen hierfür sind Bleivergiftung, Kollision mit Zügen und Stromleitungen.

Bleivergiftungen stellen insbesondere im Winter ein erhöhtes Risiko für die Tiere dar. In dieser Jahreszeit sinkt die Erfolgsquote beim Beutefang aufgrund eines geringeren Nahrungsvorkommens und die Tiere müssen ihr Jagdgebiet und ihre Flugzeiten ausdehnen, um auf opportunistischen Konsum von Aas zurückgreifen zu können. Da das Wild jedoch häufig mit bleihaltiger Jagdmunition beschossen wurde, oder die Innereien mit den Resten der bleihaltigen Geschosse in der Natur liegengelassen werden, birgt der Konsum von Aas ein erhebliches Risiko für die Seeadler in sich. Die Erkenntnisse dieser neuen Studie bieten die Grundlage für effektivere Schutzmaßnahmen des Seeadlers.

Publikation: Nadjafzadeh M, Hofer H, Krone O (2015): Sit-and-wait for large prey: foraging strategy and prey choice of white-tailed eagles. J Ornithol; DOI: 10.1007/s10336-015-1264-8

-pm-

ANZEIGE
Abo Fisch&Fang