Wer seinen Köderfisch ganz langsam hinter dem Boot herzieht, darf auf ein Plus an Bissen hoffen. UWE PINNAU über eine ebenso simple wie effektive Methode.
Es wird gejerkt, getwitcht, „gummiert“ – mit allen möglichen und unmöglichen Gebilden aus Holz, Plastik und Blech. Was man nicht alles tut, um Raubfische zu fangen und vielleicht noch ein bisschen Stress abzureagieren! Es geht aber auch ganz anders, nämlich viel einfacher, viel ruhiger und viel langsamer. Die Fängigkeit muss darunter keineswegs leiden, ganz im Gegenteil. Die Rede ist vom langsamen Schleppangeln mit Köderfischen.
Für diese Methode sind tiefe Stellen in Flüssen und Seen prädestiniert. Besonders gut zieht das Naturköderschleppen in der kalten Jahreszeit. Dafür braucht es kein Motorboot, im Prinzip ist es sogar kontraproduktiv. Uns genügt schon ein einfacher Ruderkahn. Wer über kein eigenes Schwimmgefährt verfügt, kann sich mit einem Leihboot behelfen. Wichtiger als die Motorisierung ist die Wahl des Geschirrs.
Zum Schleppen braucht man zwei kräftige, im Zweifelsfall längere Ruten, stabile Rollen (egal ob Stationär oder Multi), zwei große Laufposen und das entsprechende Kleinzubehör. Mit einer 3-Meter-Gerte lässt sich die lange Schwimmermontage natürlich viel besser servieren als mit einem kurzen Stock. Zudem kann man beim Anhieb mit einem größeren Hebel einfach mehr Schnur aufnehmen und somit einen stärkeren Druck auf den Haken bringen. Sehr gut eignen sich Karpfengerten mit einer Testkurve von 2,5 bis 3 lb. Zur Not tut es aber auch eine kräftige Spinnrute, die ein Wurfgewicht um 80 Gramm und eine Länge ab 2,70 – besser sind drei Meter – aufweist.
Dazu passen Rollen in 4000 bis 6000er Größe, die mit 0,35 Millimeter Monofilschnur bespult werden. Mono deshalb, weil es günstig, abriebfest und unauffällig ist. Zudem bietet das dehnbare Schnurmaterial einen guten Puffer im Nahbereich. Denn kurz vor der Landung, im Angesicht des Bootes, geben Hechte im Drill ja oft noch einmal Gas. Grundsätzlich sind Freilaufrollen zum Schleppen bestens geeignet, aber natürlich auch Multis mit Ratsche und ihrem eingebauten Freilauf.
Nicht tiefer als zehn Meter
Zwar ist ein Echolot sehr nützlich, aber nicht unbedingt Pflicht. Es braucht zumindest nicht so hochauflösend zu sein wie beim Vertikalangeln. Wenn man auf einem Fließgewässer schleppt, hat man es oft mit eher gleichmäßigen Tiefen zu tun. Für diesen Fall reicht einfaches Loten und entsprechendes Einstellen der Angeltiefe per Posenstopper. Schleppt man auf Seen oder Talsperren im Freiwasser und kennt die Tiefenverhältnisse, kommt man ebenfalls ohne Echolot aus. Nur sollte man dann die Montage nicht unterhalb der 10-Meter-Linie anbieten.
Zwar kommen Hechte dank ihrer offenen Schwimmblase besser mit dem Hochdrillen klar als Zander und Barsche. Aber ab zehn Meter Wassertiefe wird es dann auch sehr kritisch für Freund Esox.
Bootsrutenhalter sind ebenfalls wünschenswert, aber kein Muss. Hat man keine, legt man die Gerten während des Schleppens einfach auf dem Boden ab. Die langen Ruten und schweren Rollen haben ja genug Gewicht, um einen „Abflug“ zu verhindern. Dem beugt schließlich auch eine Freilaufrolle vor.
Das Hauptaugenmerk liegt beim Naturköderschleppen ganz zweifellos auf der Pose. Hier ist etwas Spezielles gefragt. Denn eine normale Laufpose mit innen liegendem Schnurdurchlauf würde auf der Leine in Richtung Köder runterrutschen, sobald das Boot Fahrt aufnimmt. Um das zu verhindern, kann man zum einen sehr dicke, entsprechend stark bebleite Posen mit viel Auftrieb nehmen. Möglichkeit Nummer zwei zum sicheren Halten der eingestellten Angeltiefe sind so genannte Schlepp-Posen. Es gibt diese Spezialschwimmer von Fox oder Greys. Unter Spannung klemmen sich Schlepp-Posen durch einen Knick im Schnurdurchlaufkanal auf der Leine fest. Sie können dann nicht mehr verrutschen. Durch ihr geringes Gewicht bieten die Spezialschwimmer beißenden Hechten kaum Abzugswiderstand. Allerdings ist die Tragkraft der genannten Schlepp-Posen auf zirka 60 Gramm begrenzt. Will man in größeren Tiefen jenseits von sechs bis sieben Metern mit großen Köderfischen oder womöglich in leicht strömendem Wasser angeln, muss man sich etwas anderes einfallen lassen, womit wir bei Möglichkeit Nummer drei wären: Posen der Marke Eigenbau fürs Tiefen-Schleppen. Die mögen zwar dem beißenden Hecht einen größeren Widerstand entgegensetzen, wobei der Argwohn allerdings nach meinen Erfahrungen mit zunehmender Ködergröße abnimmt. Vor allem aber bietet meine Eigenbau-Pose die Garantie, dass der Naturköder auch wirklich immer in der vorher eingestellten Tiefe hinter dem Boot her läuft. Weder die Strömung noch ein Ruderschlag können daran etwas ändern.
Schlepp-Pose Marke Eigenbau
Zum Basteln brauchen wir einfach nur eine große Pose, am besten eine in Zigarrenform mit breitem Innendurchlauf. Dann sucht man sich ein Plastikröhrchen (zum Beispiel von Anti-Tangle-Bleien), das gut reinpasst, und klebt es mit Sekundenkleber ein. Dann das Röhrchen vorsichtig an eine Kerzenflamme halten, bis es etwas weich wird und daraus ein „V“, „U“ oder einen Halbkreis biegen. Dahinter sägt man das Röhrchen ab, und fertig ist der übergroße Schleppschwimmer! Die Klebestelle sollte man noch großzügig mit Epoxy-Kleber von außen versiegeln und das Röhrchen an dieser Stelle auch mit stabilem Klebeband sichern.
Montage mit Zwischenstück
Damit der tote Köfi möglichst lebendig erscheint, muss er entsprechend angeködert und präsentiert werden. Werfen wir zunächst einen Blick auf die Montage (siehe Skizze). Durch die Hakenbefestigung besteht eine ungefähr gerade Flucht, und der Fisch läuft relativ stabil mit der Nase voraus. Allerdings dreht er sich dabei schon regelmäßig um die eigene Achse. Weil man ja möglichst viel Bewegung in der „toten“ Sache haben will, empfiehlt es sich, die Schwimmblase nicht zu entfernen.
Mit einem gezielten, kräftigeren Ruderschlag kann man den Köderfisch zwischendurch mal ein Stück auftreiben lassen – aber bitte nicht zu stark. Einfach gelingt das, wenn man zwischen der recht üppigen Bebleiung und dem Hakensytem am Stahlvorfach noch ein flexibles Zwischenstück schaltet. Es besteht aus kräftigem, abriebfestem Monofil und ist bis zu 150 Zentimeter lang – Stichwort: lange Rute! Dieses Schnurstück macht die ganze Sache „unten rum“ unbeschwerter und leichter. Dadurch erscheint die Präsentation insgesamt natürlicher und unauffälliger. Der Naturköder kann entsprechend der Länge des Zwischenstücks auf und ab pendeln, ohne womöglich unbemerkt die angedachte Fangzone zu verlassen.
Das System kann man entweder so basteln, dass die Haken hintereinander geschaltet sind. In diesem Fall sitzt ein Drilling hinter den Kiemen, der andere auf Höhe der Rückenflosse. Alternativ können wir auch einen Haltehaken in der Mitte und zwei Drillinge an Auslegearmen rechts beziehungsweise links in der Flanke des Köfis platzieren. Beide Systeme ermöglichen einen schnellen Anschlag. Ein tiefes Schlucken wird somit vermieden. Das schont untermaßige Hechte.
Bei einem Biss sollte der ohnehin vorhandene Widerstand durch den großen Schwimmer nicht noch unnötig durch die Rollenbremse verstärkt werden. Es ist ratsam, bei Rollen ohne Freilauf mit offenem Bügel zu schleppen und einen Schnurclip zu benutzen. Den macht man sich schnell selbst, indem man ein Gummiband oder Kabelbinder am Rutenblank fixiert. Darunter lässt sich dann die Schnur klemmen. Im Falle eines Bisses kann sich die Leine leicht lösen und der Drill beginnen.