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Kurzkrimi für Angler

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FISCH & FANG-Autor Markus Bötefür schreibt seit Jahren nicht ganz ernst gemeinte Kurzkrimis für Jäger. Mit seinen Petri-Unheil-Storys will er jetzt auch Angler an seinem schwarzen Humor teilhaben lassen.

Kurzkrimi für Angler von Markus Bötefür:

Petri-Unheil-Story: Biowaffen

Nicht für jeden Petrijünger ist das Stippen ein Quell der Erbauung. So mancher hat seine ganz eigenen Motive, wenn er zur Kopfrute greift.

Der Morgennebel lag schwer wie Blei über den Baumwipfeln entlang des Rhein-Herne-Kanals. Wer sich hier nicht auskannte, hätte glauben können, fern der Stadt in Gottes schöner Natur zu sein. Wer es besser wusste, erkannte durch die milchige Suppe am anderen Ufer jedoch die schemenhafte Silhouette des Oberhausener Schrotthafens, dessen mächtige Kräne sich wie Mahnmale erhoben und an diesem trüben Novembermorgen besonders gespenstisch ausschauten. Heinz-Heribert hätte es nicht besser antreffen können. Schon vor dem ersten Tageslicht hatte er sein rostiges Moped dicht an einem Wendebecken abgestellt und harrte nun der Dinge, die da kommen sollten. Kurz nach Sonnenaufgang waren nicht viele Leute auf den schnurgeraden Spazierwegen zu erwarten. Neugierige Blicke oder dümmliche Fragen nach dem Fangerfolg musste er also nicht befürchten. Für solches Geschwätz hätte er auch nicht eine Sekunde Zeit übrig, denn kaum hatte die uralte Stachelschweinpose die Wasseroberfläche berührt, verschwand sie auch schon in den Tiefen des von Menschenhand geschaffenen Gewässers. Freude über diesen blitzschnellen Biss konnte sich aber nur bedingt einstellen, schließlich kam er im mit aus dem Osten eingewanderten Fressmaschinen bevölkerten Nass alles andere als überraschend. Mit reflexartigen Bewegungen hob Heinz-Heribert die zappelnde Nackthalsgrundel aus dem Wasser, löse sie mit seinen mettwurstdicken Fingern so behutsam wie möglich vom 16er Schonhäkchen und setze sie beinahe liebevoll in den zur Hälfte mit Wasser gefüllten Eimer.

Blinder Zorn

Lange musste das frisch erbeutete Fischlein nicht auf die Gesellschaft von Artgenossen verzichten. Bereits nach einer Viertelstunde tummelte sich ein gutes Dutzend Kessler-, Schwarzmaul- und Nackthalsgrundeln auf dem Boden jenes Behälters, der einmal das ultimative und nur unter der Hand erhältliche Casein enthalten hatte, für das so mancher Karpfenfreak seine Großmutter verkauft hätte. Für Erinnerungen an goldene Stunden in seiner innig geliebten Boilieküche fehlte Heinz-Heribert nun jedoch die Muße, was zum einen daran lag, dass ihm die feuchte Morgenluft ein wenig auf den Hals schlug und zum anderen auch darin gründete, dass er bereits mit einem ziemlich dicken Hals an den Kanal gekommen war.

Wie hatte es es nur so weit kommen können? Nicht in seinen schlimmsten Alpträumen hätte er sich auszumalen vermocht, hier einmal auf einer wackligen Sitzkiepe zu hocken und eine Grundel nach der anderen aus dem mit steilen Spundwänden eingefassten Kanal ziehen zu müssen. Er, der in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht ein einziges Mal die goldene Fischerkette verfehlt hatte und nicht weniger als zwei Dutzendmal den Vereinsrekord für die unterschiedlichsten Karpfenarten aufgestellt und dann sogleich überboten hatte; darunter sogar ein Wasserschwein von mehr als 30 Kilogramm, das ihm in stockfinsterer Regennacht sämtliches Drillgeschick abverlangte und sich erst nach zwei Stunden geschlagen gab.

Natürlich hatte er schon immer das Gefühl, von seinen Vereinskollegen mit nichts anderem als Neid, Häme und Missgunst bedacht worden zu sein. Doch nun war ihm dieses Gefühl zur Gewissheit geworden. Alles und jeder hatte sich gegen ihn verschworen. Zuerst hatte der Vorstand das Experimentieren mit neuen Aromen verboten, dann der dritten Rute einen Riegel vorgeschoben und kurze Zeit später schließlich die Boiliemenge auf 500 Gramm pro Session begrenzt. So etwas konnte nur armseligen Wichten in den Sinn kommen; Leuten, die von ihren Furien daheim nicht einmal ein paar Cent für Würmer in die Hand gedrückt bekamen und die einem Profi seines Schlages nicht das Wasser zum Anfeuchten der Carp Cradle reichen konnten.

Ausgewogene Rache

Angesichts eines solchen Schicksals hatte Heinz-Heribert kein Auge für die Romantik der im Nebel an ihm vorüberziehenden Frachtkähne. Sein Blick fiel vielmehr auf die Dose mit den darin krabbelnden Maden, die ihn an die erbarmungswürdigen Kreaturen im Vereinsheim erinnerten. Erst als er die dreißigste Grundel aus dem Wasser hob, sie ebenso behutsam wie die anderen vom Haken löste und zu diesen in den Eimer setze, fühlte er, wie seine Wut allmählich in Genugtuung überzugehen begann. Seine Beute wog nun etwa 500 Gramm. Genau so viel wie die erlaubte Boiliemenge und genug Biomasse, um binnen einer Saison sein einstmals heißgeliebtes Karpfen-Eldorado in eine Hölle für Vereinsmeier zu verwandeln. Noch vor dem Frühstück würde er den hungrigen Tierchen dort ein neues Zuhause schenken…

Markus Bötefür

Grundeln als Racheengel? Eine perfidere Gemeinheit kann man sich als Angler kaum ausdenken. Wollen Sie mehr amüsante Petri-Unheil-Storys von Markus Bötefür lesen!? Dann diskutieren Sie mit auf der FISCH & FANG-Facebookseite

Kurzkrimis für Jäger und Angler

FISCH & FANG-Autor Markus Bötefür ist vielen Jägern als Verfasser von Kurzkrimis bekannt. Seit fünf Jahren schreibt er in der PAUL PAREY-Zeitschrift WILDE HUNDE die Rubrik „Keine gute Nacht-Geschichte“. „Biowaffen“ ist seine erste Petri-Unheil-Story. Ein Buch mit seinen Jagdkrimis ist im Pareyshop erhältlich:

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