Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hat Ende Mai seine Fangempfehlungen für den Dorsch in der Westlichen Ostsee für das Jahr 2023 veröffentlicht.
Laut ICES weisen die derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisse darauf hin, dass der Dorschbestand in der westlichen Ostsee sowohl unter reproduktionsbeeinträchtigenden Umweltfaktoren als auch unter den Folgen einer früheren Überfischung leidet. Hinzu kommt, dass selektive kommerzielle Fanggeräte, die den Beifang von kleinen Dorschen reduzieren könnten, noch nicht flächendeckend eingesetzt werden. Für Dorsch in der westlichen Ostsee hat der ICES im Rahmen des EU-Bewirtschaftungsplans eine Gesamtfangmenge von 943 t empfohlen. Das ist ein Anstieg um 35 % gegenüber der ICES-Empfehlung für 2022 (Gesamtfangmenge entsprechend dem MAP FMSY = 698 t), welche die Grundlage für den Beschluss des „Rates Landwirtschaft und Fischerei“ über die zulässige Gesamtfangmenge (TAC) von 489 t in den Untergebieten 22-24 (westliche Ostsee) darstellte.
Angelfischerei und kommerzielle Fischerei – unterschiedliche Herangehensweisen
Während ein Berufsfischer mit möglichst geringem Aufwand schnellstmöglich seinen erlaubten Fang, die sogenannte Quote, einfahren möchte, haben Angler eine andere Motivation. Mit dem so genannten „bag-limit“ ist dem Angler eine tägliche maximale Entnahmemenge vorgegeben. Diese zu erreichen, ist jedoch nicht der primärere Antrieb an die Küste zu kommen oder auf die Ostsee hinauszufahren. Allein die Aussicht, bzw. die Hoffnung, einen erfolgreichen Angeltag zu erleben, treibt die Anglerinnen und Angler an. Die Höhe des bag-limits muss also eher als eine maximal erreichbare Obergrenze des Anglers betrachtet werden – und nicht, wie in der beruflichen Fischerei, als alleinige Aufwands- und Entnahmeregulierung.
Wertschöpfung der Freizeitangler erkennen
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der maritimen Freizeitfischerei belaufen sich auf insgesamt 10,5 Milliarden Euro und unterstützen fast 100.000 Arbeitsplätze in Europa. Der größte Teil dieser Ausgaben entfällt auf Boote, Angelgeräte, Reisen und Übernachtungen. Für die deutschen Meeresangler ermittelte des Thünen-Institut Ausgaben von etwa 185 Millionen € pro Jahr (Daten aus 2014/2015). Das entspricht einer mittleren Ausgabe von 939 € pro Meeresangler und Jahr . Deutsche Meeresanglerinnen und Meeresangler sind somit für den Tourismus in den deutschen Küstenregionen, speziell in der Nebensaison, eine unverzichtbare Einnahmequelle. Stellt man nun den ökonomischen Mehrwert, den die Angler erbringen, dem tatsächlichen Fangerfolg gegenüber, so wird sehr deutlich, dass allein die Möglichkeit einen Fisch zu fangen, die Freizeitangler zu wertvollen Touristen macht.
Seit 2016 gilt für das Angeln von Dorschen in der westlichen Ostsee erstmals ein bag-limit. Damit ist die maximale Tagesentnahme für jeden Angler begrenzt. Im Jahr 2022 liegt das Tagesfanglimit bei einem Fisch pro Angler und Angeltag. Den organisierten Anglern in Europa ist bewusst, dass sie als Nutzer des Bestandes ihren Beitrag zur Erholung der Bestände leisten können.
Dies sind die Forderungen der Angelverbände für 2023:
- Die Angelmöglichkeit auf Dorsch und dessen Entnahme muss für Angler erhalten bleiben.
- Alternative Managementmaßnahmen sollten in Betracht gezogen werden: z.B. Erhöhung der Mindestanlandegröße, Einführung einer Höchstanlandegröße – zum Schutz kapitaler Dorsche („Superlaicher“), gezieltes Management der Freizeitfischerei und Intensivierung des Trialogs zwischen den Interessengruppen, der Wissenschaft und der Politik
- Keine gezielte Fischerei auf laichende Dorsche
- Verbesserung und obligatorischer Einsatz von selektivem Fanggerät zur Verringerung des Beifangs von Dorsch in der kommerziellen Fischerei
- Untersuchung und Berücksichtigung der Auswirkungen der Kormoran-Prädation auf die Dorschbestände
-Pressemitteilung DAFV-