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Broschüre: Nordseesturmfluten im Klimawandel

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Es wird zukünftig immer häufiger zu Nordseesturmfluten kommen. Eine neue Hereon-Broschüre gibt Auskunft: Bild: Screenshot der Broschüre
Es wird zukünftig immer häufiger zu Nordseesturmfluten kommen. Eine neue Hereon-Broschüre gibt Auskunft: Bild: Screenshot der Broschüre

Durch den Meeresspiegelanstieg sind Nordseesturmfluten in den letzten Jahrzehnten häufiger und höher geworden. Da sich schon heute die Herausforderungen und Grenzen bisheriger Küstenschutzmaßnahmen abzeichnen, gibt es Handlungsbedarf, langfristig wirksamere Ansätze zu entwickeln.

Bei anhaltend starkem Treibhausgasausstoß können schwere Nordseesturmfluten bis 2100 etwa bis 1,50 Meter höher auflaufen als heute. Küstenforscher des Helmholtz-Zentrums Hereon haben nun die wissenschaftlichen Grundlagen in einer Broschüre zusammengefasst, um die Erarbeitung sinnvoller Handlungsoptionen zu unterstützen. Die neue Broschüre „Nordseesturmfluten im Klimawandel – Perspektiven der Küstenentwicklung“ richtet sich sowohl an Politik und Planung als auch an die Küstenbewohnerinnen und Bewohner und andere Akteure mit Bezug zur Küste.

Sturmfluten gehören zur Nordseeküste

Nordseesturmfluten sind charakteristische Erscheinungen an der Nordseeküste. Für die Küstenbewohner waren sie schon immer gefährlich – auch ohne Klimawandel. Seit mehr als tausend Jahren schützen sie sich vor den hohen Wasserständen. Der Wohlstand der Region, aber auch viele ihrer Herausforderungen stehen in engem Zusammenhang mit den Küstenschutzmaßnahmen der Vergangenheit: So muss seit Beginn der flächenhaften Eindeichung das so geschützte Marschland fortlaufend entwässert werden, um es zu bewirtschaften. Zudem nimmt der Höhenunterschied zwischen den tiefliegenden Marschen und dem Deichvorland immer weiter zu. Dadurch hat sich die Überflutungsgefahr verstärkt und das Grundwasser versalzt immer mehr.

Mehr Herausforderungen landeinwärts

Nachdem der Küstenschutz an der Nordseeküste vor allem in den letzten Jahrzehnten immer stärker ausgebaut worden ist, wähnten sich viele Küstenbewohner in Sicherheit. Doch angesichts des Klimawandels tritt immer häufiger die Frage auf: „Worauf müssen wir uns künftig einstellen?“ „Abgesehen von der zunehmenden Belastung der Küstenschutzbauwerke und der verstärkten Erosion des Deichvorlandes, werden sich auch landeinwärts die Herausforderungen mehren“, so Dr. Insa Meinke, Autorin und Leiterin des Norddeutschen Küsten- und Klimabüros am Helmholtz-Zentrum Hereon. So ist durch den Klimawandel künftig sowohl mit höheren Nordseewasserständen als auch mit mehr Winterniederschlag zu rechnen. Dem dadurch erhöhten Entwässerungsbedarf stehen aufgrund des Meeresspiegelanstiegs geringere Sielzeiten gegenüber, in denen das Wasser durch das natürliche Gefälle in die Nordsee entwässert werden kann.

Meeresspiegelanstieg verstärkt die Entwicklung

Durch den Klimawandel ist der Meeresspiegel im vergangenen Jahrhundert weltweit etwa 20 Zentimeter angestiegen. „Dieser Anstieg lässt sich auch an den Nordsee-Pegeln nachweisen“, so Dr. Ralf Weisse, Co-Autor und Leiter der Abteilung Küstenklima am Hereon. Dadurch gibt es mehr Sturmfluten an der Nordseeküste: Heute treten sie häufiger ein und laufen höher auf als noch vor einigen Jahrzehnten. Bei anhaltend starkem Treibhausgasausstoß könnten schwere Nordseesturmfluten bis 2100 etwa bis 1,50 Meter höher auflaufen als heute. Doch selbst wenn es gelingt, die ehrgeizigen Klimaschutzziele zu erreichen und künftige Treibhausgasemissionen drastisch zu senken, kann der Meeresspiegel an unserer Nordseeküste in diesem Zeitraum 30 bis 75 Zentimeter ansteigen. Deshalb ist davon auszugehen, dass sich das Sturmflutgeschehen an der deutschen Nordseeküste künftig weiter verstärken wird.

Ungünstige Konstellationen werden wahrscheinlicher

„Die letzten Wochen haben gezeigt, wie sehr sich die Hochwassersituation in ganz Norddeutschland zuspitzen kann, besonders, wenn viel Niederschlag auf eine aktive Sturmflut-Saison trifft. Solche ungünstigen Konstellationen können sich in Zukunft durch den Klimawandel häufen“, sagt Dr. Insa Meinke. Im Sommer hingegen stelle die zunehmende Grundwasserversalzung die Landwirtschaft vor Herausforderungen, da das im Boden für Kulturpflanzen verfügbare Wasser wegen der erhöhten Verdunstung abnehme. Da der Meeresspiegel auch an der Nordseeküste über viele weitere Jahrhunderte weiter ansteigen wird und sich zum Teil schon heute die Grenzen bisheriger Küstenschutzmaßnahmen abzeichnen, ist es nötig, neben derzeitigen Planungen langfristig wirksamere Ansätze zu entwickeln.

„Im Sinne einer nachhaltigen Küstenentwicklung können einzelne Politik- und Planungsbereiche nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden, sondern müssen miteinander verknüpft werden. Dies gilt beispielsweise für den Küstenschutz und die Entwässerung“, sagt Ralf Weisse. Da diese Bereiche ursächlich zusammenhängen, müssen sie gemeinsam weiterentwickelt werden. Der Klimawandel verstärkt ihre Wechselwirkungen. Deshalb stellt sich die Frage, wo künftige Klimaanpassungsmaßnehmen ansetzten sollten. Für den dafür notwendigen Diskurs bieten wir mit der neuen Broschüre eine Grundlage, so die Autoren.

-Pressemitteilung Helmholtz-Zentrum Hereon-

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