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„Neue Wasserkraftwerke brauchen wir nicht“

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Josef Hoch
Seit 1. September hat Josef Hoch die Nachfolge von Dr. Alexander Harsanyi als Fachberater für Fischerei des Bezirks Niederbayern angetreten.

Josef Hoch, der neue Leiter der niederbayerischen Fachberatung, berichtet über sein Amt und seine Ziele.

28.10.2008

Kurz nach dem Amtswechsel bei der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Niederbayern am 1. September 2008, führte der Fachreferent des Verbandes der bayerischen Bezirke, Werner Kraus, ein aufschlussreiches Gespräch mit Josef Hoch, dem neuen Leiter der Fischereifachberatung in Landshut. Mit Fischen hat sich der neue Leiter der Fachberatung des Bezirks Niederbayern, Josef Hoch, schon immer beschäftigt. Der Sohn eines Berufsfischers studierte an der TU Weihenstephan Agrarwissenschaft mit dem Schwerpunkt Fischbiologie, war dort viele Jahre am zoologischen Institut, später am Institut für Hydrobiologie der Universität München tätig und kam 1989 zur bezirklichen Fischereifachberatung, die er seit September 2008 leitet. Hochs Heimatbezirk ist die flussreichste Region Bayerns mit über 25.000 Hobby-Anglern, 2.000 Teichbesitzer und etlichen Berufsfischern an der Donau, von denen viele engen Kontakt zu dem zurückhaltenden und sympathischen 56-jährigen Fachberater halten. Wenn es um die Gewinnung von Zuchtfischen, die Instandhaltung von Teichen, oder die Verwendung von Futtermitteln geht, er wird um Rat gefragt und ist gerngesehener Gast bei den Versammlungen der Fischereiverbände. Nicht ganz so harmonisch ist oftmals die Zusammenarbeit mit den Betreibern der 1.000 Wasserkraftwerke in Niederbayern. „Alle 1.200 Meter steht an unseren Flüssen eine solche Anlage“, klagt Hoch. Viele hielten sich an die gesetzlichen Vorgaben, haben Fischpässe angelegt und leiten genügend Restwasser aus, doch zwei Drittel seien Problemfälle. „Neue Wasserkraftwerke brauchen wir in unserem Bezirk definitiv nicht mehr“, sagt der Fachberater und fordert, dass alle bestehenden Anlagen die Auswirkungen auf die Fische minimieren. „Beim Kernkraftwerk Isar hat dies bereits optimal geklappt“, resümiert er. Durch die Installation von zusätzlichen Kühlern reduziere es die Erwärmung der Isar um ein halbes Grad Celsius unter die erlaubte Temperatur, „ein ökologisch bedeutsamer Wert“.

Mehr Welse durch Klimawandel

Große Sorgen bereitet ihm jedoch der Temperaturanstieg der Fließgewässer infolge des Klimawandels. So sei beispielsweise die Zunahme der Wels-Bestände, die als Fischräuber massive Schäden verursachen, ein klares Indiz für die Erwärmung der Flüsse, die das gesamte Ökosystem in Gefahr bringe. Hoch ist auch als Sachverständiger und Gutachter beim Vollzug der Gesetze zuständig, „von Abwassereinleitungen bis Zuschussanträgen“. Die Kartierung der Fischbestände in Niederbayern, Artenschutzprogramme oder die Beteiligung bei allen Baumaßnahmen an Gewässern gehören zu seinen Dienstaufgaben. Rund 1.000 Vorgänge werden von seinem Team pro Jahr am Schreibtisch und mit vielen Ortsterminen bewältigt. Zusätzliche Herausforderungen bringen Regelungen der EU mit sich, wie die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie oder der FFH-Richtlinie. So muss auch Hoch im Rahmen dieser „Monitoringmaßnahmen“ regelmäßig Befischungen durchführen, die Ergebnisse detailliert auswerten und interdisziplinär diskutieren. „Das bedeutet zwar einen großen Arbeits- und Zeitaufwand, doch es zeigt, dass das erforderliche Fachwissen für diese Projekte nur die Fachberatungen der Bezirke haben“, stellt er fest. An deren Abschaffung oder Verstaatlichung denke heute niemand mehr; sie stehen vielmehr unangefochten, wie das Umweltministerium jüngst bestätigte, im Mittelpunkt des Fischereiwesens in Bayern. Noch einen positiven Aspekt kann Hoch den Monitoringmaßnahmen abgewinnen: „Es ist eine neue Gesprächskultur entstanden, die auf Kompromisslösungen abzielt und nicht auf Konfrontationen der Beteiligten“. Einer seiner wichtigsten Partner ist der Landesfischereiverband Bayern. Dessen Präsident, Eberhard Roese, ist auch voll des Lobes über die vier Fachleute in Landshut. „Eine unverzichtbare Institution“ sei die Fachberatung, und er plädiert dafür, sie personell gut auszustatten. Eine besondere Bedeutung für die Fischerei hat der Lehr- und Beispielsbetrieb des Bezirks Niederbayern in Lindbergmühle. Dieser widmet sich der Fort- und Weiterbildung von Teichwirten und der Zucht von bedrohten Arten wie der Äsche, der Nase oder dem Huchen. „Nicht die wirtschaftliche Produktion von Fischen in Konkurrenz zu Privatfirmen ist unsere Aufgabe, sondern die praxisbezogene Forschung, Versuchs- und Lehrtätigkeit“, betont Hoch, der für diese Bezirkseinrichtung verantwortlich ist. Lindbergmühle biete zudem die Chance, viele Menschen mit den heimischen Fischen vertraut zu machen und für die Anliegen des Umweltschutzes zu gewinnen, „indem wir bewusst machen, dass das Wasser unser höchstes Gut ist“. Die Wasserqualität und damit die Lebensgrundlagen für die Fische in Niederbayern nachhaltig zu verbessern, das ist die wichtigste Herausforderung, die Hoch in den nächsten Jahren meistern will. Der Bezirk Niederbayern bildet die „dritte kommunale Ebene“ nach den Gemeinden, Landkreisen und kreisfreien Städten. Seine Aufgaben sind in der Bayerischen Verfassung verankert und reichen vom Sozial- und Gesundheitswesen, über Kultur und Bildung bis hin zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur. In diesen Bereichen schafft und erhält der Bezirk öffentliche Einrichtungen zum Wohle seiner Bürger. -Werner Kraus-

 

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