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Müll in der Arktis stammt auch aus Deutschland

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Eine Portion Müll aus dem Meer: Verpackungsflocken, Fasern von Fischnetzen, Stücke von Paketbändern.... Bild: Alfred-Wegener-Institut/M. Bergmann

Das Alfred-Wegener-Institut (AWI) hat die Herkunft von Plastikmüll an den Stränden Spitzbergens analysiert.

„Citizen Science“ ermöglicht es interessierten Bürgerinnen und Bürgern aktiv an wissenschaftlicher Forschung mitzuwirken. Wie erfolgreich das sein kann, zeigt ein AWI-Projekt in der Arktis. Teilnehmer und Teilnehmerinnen an Arktisreisen haben dort über fünf Jahre hinweg angeschwemmten Plastikmüll an den Stränden Spitzbergens gesammelt, den das Alfred-Wegener-Institut nun ausgewertet hat.

Acht Prozent stammt aus Deutschland

Demnach stammt ein Drittel des eindeutig identifizierbaren Plastikabfalls aus Europa, ein großer Teil davon aus Deutschland. Die jetzt im Fachmagazin Frontiers veröffentlichen Ergebnisse machen deutlich, dass selbst reiche und umweltbewusste Industrienationen wie Deutschland signifikant zur Verschmutzung ferner Ökosysteme wie der Arktis beitragen.

Plastikmüll ist ein globales Problem, das auch die scheinbar unberührte Wildnis des Hohen Nordens nicht verschont. So treiben auch im arktischen Ozean Unmengen von Plastikabfällen. Woher genau diese stammen, ist nicht eindeutig bekannt. Ein Citizen-Science-Projekt des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) liefert jetzt erstmals eine wichtige Datenbasis hierfür. „2016 haben wir angefangen, die Zusammensetzung von Müll an arktischen Stränden mit Hilfe von Bürger:innen zu erforschen“, sagt AWI-Wissenschaftlerin Dr. Melanie Bergmann, die die Idee zum Projekt hatte. In Kooperation mit touristischen Anbietern von Arktisreisen haben Reisende an den Stränden Spitzbergens angeschwemmten Müll gesammelt. Zwischen 2016 und 2021 kamen so 23.000 Teile mit einem Gesamtgewicht von 1.620 Kilogramm zusammen.

80 Prozent Plastikmüll

„Nun sind wir einen Schritt weiter gegangen und haben untersucht, woher genau der Müll kommt, der noch Herkunftsdaten aufweist“, so Melanie Bergmann. „Unsere Auswertung zeigt, dass mit 80 Prozent der weitaus größte Teil Plastikmüll ist“, ergänzt Studienerstautorin Anna Natalie Meyer vom AWI. Das meiste ließe sich zwar der Fischerei zuordnen, ließe aber eben kaum Rückschlüsse auf deren Herkunft zu. Bei etwa einem Prozent des Mülls konnte man noch Aufschriften oder Einprägungen erkennen – mehrheitlich aus Anrainerstaaten der Arktis, insbesondere Russland und Norwegen. „Aus Messkampagnen und Computermodellen wissen wir, dass es für die Plastikverschmutzung in der Arktis lokale und ferne Quellen gibt“, sagt Anna Natalie Meyer. „Von Schiffen und aus arktischen Siedlungen gelangt lokal Plastikmüll ins Meer. Aus der Ferne wird Plastikmüll und Mikroplastik über zahlreiche Flüsse und über Ozeanströmungen aus dem Atlantik, der Nordsee und dem Nordpazifik in den Arktischen Ozean transportiert.“ So fanden die Forscherinnen und Forscher selbst aus sehr fernen Ländern wie Brasilien, China oder den USA Müll an der Küste Spitzbergens. Auch aus Deutschland haben Teile ihren Weg in den hohen Norden gefunden und machten acht Prozent aus. „Vor dem Hintergrund, dass Deutschland Europameister sowohl in der Plastik-Produktion als auch in Müllexporten ist, erscheint dieser verhältnismäßig hohe Beitrag weniger verwunderlich“, sagt Melanie Bergmann.

Endlager für unseren Müll

Ein Vergleich der neuen Daten mit vorherigen Erhebungen an der Meeresoberfläche und dem Tiefseeboden zeigt laut Studie, dass arktische Strände deutlich mehr Müll anreichern und eine Art Endlager darstellen. Die Plastikabfälle stellen arktische Ökosysteme vor zusätzliche Herausforderungen, sind sie doch durch die steigenden Temperaturen im Zuge des Klimawandels ohnehin schon extrem belastet. Denn die Arktis erhitzt sich viermal schneller als das globale Mittel.

Viel Abfall stammt von Schiffen und aus der Fischerei

„Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass selbst reiche und umweltbewusste Industrienationen wie Deutschland, die sich ein besseres Abfall-Management leisten könnten, signifikant zur Verschmutzung ferner Ökosysteme wie der Arktis beitragen“, sagt AWI-Expertin Melanie Bergmann. „Um das Problem wirkungsvoll anzugehen, muss deshalb nicht nur das Abfallmanagement vor Ort – insbesondere auf Schiffen und in der Fischerei – verbessert werden. Mindestens genauso wichtig ist die massive Reduktion der globalen Plastikproduktion, insbesondere in den Industrienationen Europas, Nordamerikas und Asiens, da etwa 11 Prozent der Plastikproduktion in unsere Gewässer gelangen. Das unterstreicht einmal mehr die Dringlichkeit für ein ambitioniertes und rechtsverbindliches UN Plastik Abkommen, das aktuell verhandelt wird und 2024 in Kraft treten soll.“

-Pressemitteilung AWI-

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