Durch Gewässerwechsel dennoch erfolgreich: Patrick Haas mit seinem 31,2-Kilo-Spiegler. Bild: Zebco |
Radical-Teamangler Patrick Haas gelang kürzlich der Fang eines sensationellen Spiegelkarpfens von 31,2 Kilo an einem öffentlichen Gewässer in Frankreich.
Er berichtet über die Fangumstände: “Drei Tage Angelzeit standen meinem Bruder Philipp und mir zur Verfügung. Unser Plan war, die Karpfen beim Herausziehen aus ihren flachen Laichgebieten abzufangen. Diese kurze Phase direkt nach der Eiablage ist, wenn der Zeitpunkt richtig getroffen wird, meistens durch eine hohe Biss-Frequenz gekennzeichnet. Denn nach Tagen der Lethargie haben die Karpfen großen Nahrungsbedarf, um ihre vom Paarungsspiel geschundenen Körper zu regenerieren.
In diesem Frühjahr war es uns jedoch unmöglich, genau zu bestimmen, wann das Liebesspiel stattgefunden hat. Sehr regelmäßig waren wir in den vorangegangenen Wochen vor Ort in Frankreich. Eindeutige Anzeichen dafür, die sich durch das Ausbleiben der Fänge, Massenansammlungen von Karpfen in pflanzenbewachsenen Uferbereichen oder im Fall eines Fangerfolges in Form von Laichspuren zeigen, konnten wir dabei nie feststellen. Wir fingen über Wochen sehr gleichmäßig, beobachteten die üblichen Bereiche und stellten bei keinem einzigen Fang irgendwelche Laichspuren fest. Wir waren zwar zufrieden, aber spürten doch genau, dass irgendwas nicht so tickt, wie in den Jahren zuvor.
So handelten wir bei dieser Session routiniert, so wie es unsere anglerische Erfahrung mit Blick auf das Kalenderdatum vorgab. Das erste Mal in dieser Angelsaison setzten wir größere Futtermengen an proteinhaltigen Boilies ein und verteilten unsere Köder über eine größere Wasserfläche in unterschiedlichen Wassertiefen. Ein großer Fehler, wie sich schon nach einem Tag zeigte: Wir erwarteten viel, aber es passierte nichts! Ein einmal funktionierendes Konzept stumpf zu kopieren, ist selten von Erfolg gekrönt. Flexibilität und die Fähigkeit, sich schnell auf aktuelle Gegebenheiten einzustellen, sind sehr wichtige Punkte, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. So packten wir unsere Ausrüstung wieder zusammen, verwarfen den ursprünglichen Plan und schauten uns weitere Gewässer in der nordfranzösischen Mosel-Region an, bis wir das Gefühl hatten, dass sich ein Versuch lohnen könnte.
Wenig Futter am Kraut
Geringer Futtereinsatz mit visuell stark auffälligen Boilies direkt an bewachsenen Gewässer-Bereichen, um schnelle Anbisse zu bekommen, war die neue Taktik. Der Crazy Clinic Boilie von Radical ist weiß ummantelt, verfügt über einen roten Fruchtkern und lockt durch seinen einzigartigen Flavour. Unsere Montagen hielten wir einfach aber robust, dickdrähtige Haken aus bestem Stahl an 30lb Power Combi Link Vorfachmaterial, Safety Clips, die das Blei freigeben im Fall eines Abrisses, und drei Meter vorgeschaltete 60er Mono-Schlagschnüre. Damit ist man gerüstet, um die Karpfen selbst aus einem Unterwasserdschungel, ihren grundsätzlich bevorzugten Aufenthaltsorten, sicher in ein Keschernetz zu führen. Als Hakenköder verwenden wir gerne eine Kombination aus sinkendem 20er Boilie und auftreibendem 16er Popup, der sogenannten Schneemann-Präsentation. Der Popup soll dabei das Gewicht des Hakens ausgleichen und ein verlangsamtes Absinken des Köders bewirken. So kann man sich sicher sein, dass der Köder optimal auf dem Bodenkraut liegt. Zudem richtet er die Präsentation etwas auf, was zu einem gewünschten Hervorstechen des Hakenköders führt, zwischen den zusätzlich auf dem Angelplatz verteilten Futterboilies.
Am Morgen des 13. Juni 2016 hörte ich einige kurze Signaltöne meines Bissanzeigers. Mit einem Blick realisierte ich: der Swinger war straff unter dem Blank meiner Old School Traditional und die Rutenspitze zeigte gekrümmt zu meinem Angelplatz. Schnur zog der Fisch jedoch nicht von der Rolle. Ein typisches Anzeichen für einen Karpfen, der ins nahe gelegene Kraut geschwommen ist und sich dort festgesetzt hat. Mit einem kleinen Schlauchboot ruderte ich dem Fisch entgegen und spulte ohne Druck auszuüben die Schnur auf meine Rolle. An der kurzen Schlagschnur angekommen, legte ich die Rute beiseite und zog mit der Schnur in der Hand und gefühlvollem Druck den Karpfen aus dem Krautfeld. Dieser realisierte vermutlich erst dann, was ihm geschah und schwamm zu meinem Vorteil in das Freiwasser. Ich nahm meine Rute wieder auf und konnte nach einem ausdauernden, aber auch kontrollierten Drill einen Ausnahmekarpfen keschern.
Am Ufer bestätigte ein genaues Wiegen die unglaublichen Ausmaße. Ich hatte einen Spiegelkarpfen von deutlich über der magischen 60 Pfund Marke gefangen! Von ganz unten nach ganz oben in wenigen Stunden. So ist Karpfenangeln.”
Patrick Haas