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Meterhecht – nicht gehakt, aber gefangen

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Gerd Folkert Conens, Silas Schütte, Elia Schütte (von links) mit dem Meterhecht.

Vielleicht den Fang ihres Lebens, auf jeden Fall aber ein Erlebnis, das sie nie wieder vergessen werden, hatten Silas (12 Jahre) und Elia (10) Schütte und Gerd Folkert Conens (10).

Nachdem sie den Sommer über schon mehrfach an der Alten Ems in Rhede ihr Angelglück versucht hatten, dabei auch einige Rotfedern, kleine Brassen und einen Aal gefangen hatten, nutzen sie das schöne sonnige Wetter am Samstag, 7. November 2020, um an der Alten Ems in Rhede nochmals ihrer in diesem Jahr entdeckten Leidenschaft nachzugehen.

Die Haken wurden mit Maden und Würmern bestückt, doch es wollte kein Fisch anbeißen. Das tat der guten Laune der Jungs jedoch keinen Abbruch. Gemeinsam unterwegs sein, Spaß haben auch ohne Fische zu fangen, Kekse und Saft am Wasser, einen schönen Tag miteinander verbringen. Alles gut.

Besuch bekamen sie auch. Gegen 13 Uhr gesellte ich, der Vater von Gerd Folkert, mich zu den Junganglern. Ich wollte zum einen etwas nach dem Rechten sehen, zum anderen den Jungs den einen oder anderen Angeltipp geben.

Herrenlose Pose mit Fisch

Nur wenige Minuten später wies Elia auf eine Pose, die sich etwa 10 Meter vom Ufer entfernt heftig bewegte. Allerdings gehörte diese Pose zu keiner der drei Angelruten der Jungangler. Es konnte sich also nur um eine abgerissene Schnur mit Pose handeln, an dessen Ende sich, angesichts der Bewegung der Pose, noch ein gehakter Fisch befand.

Silas nahm seine vier Meter lange Teleskoprute, die er sich übrigens von seinem achtjährigen Bruder Jaron, der an diesem Vormittag keine Zeit hatte, geliehen hatte und warf seine Posen-Montage in die Nähe der sich weiterhin bewegende Pose. Als seine Schnur der abgerissenen Schnur nahe kam, zog Silas seine Montage vorsichtig an und tatsächlich, sie kam so mit der anderen Schnur in Kontakt, dass – wie auch immer – eine Verbindung zwischen beiden entstand.

Drill mit Rutenbruch

Nach einigen Umdrehungen der Rolle war dann an Spannung der Schnur und Biegung der Rute deutlich erkennbar, dass sich ein doch etwas größerer Fisch an der Angel befinden musste.
Angesichts der doch sehr ungewöhnlichen Situation übernahm ich die Angel von Silas, und nach wenigen weiteren Drehungen der Rolle sahen wir, was für ein großer Hecht hier am Haken hing. Aber was heißt hier „am Haken“? Silas hatte eine Schnur mit 0,20 mm Durchmesser und einen 10er Haken dran, mit dem er eine andere Schnur geangelt hatte. Von dieser Schnur wusste keiner, welchen Durchmesser und welche Tragkraft sie hatte, was für ein Haken dran war und vor allem, wie überhaupt die beiden Schnüre miteinander verbunden waren und wie lange diese Verbindung noch halten würde. Es hieß also, vorsichtig zu drillen und einen Abriss zu vermeiden.

Zu allem Überfluss brach nach wenigen Minuten des Drills auch noch die Spitze der Rute, was angesichts des Gewichtes des Fisches auch nachvollziehbar war. Die Situation erschwerte sich dadurch aber noch einmal erheblich.

Zu groß für den Kescher

Es gelang dennoch nach einiger Zeit, den Hecht näher ans Ufer zu bekommen. Gerd Folkert nahm seinen Kescher, allerdings stellt sich schnell heraus, dass der Hecht deutlich zu groß für den Kescher war. Schwierige Situation. Ein großer, schwerer Fisch, kein geeigneter Kescher, eine abgebrochene Rutenspitze, eine dünne Schnur und das Schlimmste: gar kein Gefühl, wie lange die Bindung der beiden Schnüre noch hält.

Der Hecht war inzwischen bis auf einen Meter an das in diesem Bereich sehr flache Ufer des Altarms gedrillt worden. Er war auch müde geworden, das sah man an den Bewegungen des Fisches. Ich übergab die Rute an Silas – die Schnur blieb auf Spannung – und sprang ins flache Wasser, nasse Füße nimmt man in so einem Moment gerne in Kauf, und griff den Hecht mit beiden Händen, um ihn mit einem Satz aus dem Wasser heraus an Land zu befördern. Dann noch einmal packen, um ihn noch weiter vom Wasser zu entfernen, und dann erst mal durchatmen. Zumal wir in diesem Moment bemerkten, dass der Haken beim Anlanden von der Schnur abgerissen war.

Der Fisch wurde umgehend waidgerecht versorgt, während alle Freunde der Jungangler erst einmal per Handy und Whatsapp über den großen Fang informiert wurden. Anschließend dann die Angelsachen einpacken, aufs Fahrrad und ab nach Hause. Den Fisch hatte Mechthild, die Mutter von Silas und Elia, die natürlich auch informiert worden war, mit dem Auto abgeholt.

Zeit zum Bestaunen

Beim Messen ergab sich für den Hecht eine Länge von genau einem Meter, die Waage zeigte ein Gewicht von 7.400 Gramm, also knapp 15 Pfund. Es blieb noch etwas Zeit für Nachbarn und Verwandte, um den Fisch zu bestaunen. Am Nachmittag wurde er dann ausgenommen, geschuppt, gesäubert. Der Zubereitung für ein gemeinsames Essen der Familien Schütte und Conens stand damit nichts mehr im Wege.

Und die Jungs: Natürlich ging es am Sonntagnachmittag wieder an die Alte Ems. Leider an diesem Tag ohne Fangergebnis. Das tat der natürlich immer noch bestehenden Freude über ihr Angelerlebnis vom Vortag keinen Abbruch. Und der Angelleidenschaft auch nicht.

Die Frage, wer den Fisch schon mal an der Angel hatte, konnte auch geklärt werden. Ein Vereinsmitglied hat sich noch am Fangtag gemeldet. Am frühen Samstagvormittag war er mit einem Angelkollegen am Altarm. Sie hatten an ihrem Angelplatz, ca. 300 Meter von der Angelstelle der Kinder entfernt, mehrere Angelruten auf Karpfen ausgelegt. Eine Rute, 0,25 mm Schnur und 5er Haken am normalen Vorfach, wurde mit einem Tauwurm bestückt in der Hoffnung, einen guten Aal zu fangen. Gegen 9 Uhr war dann der Hecht an der Angel. Auch bei diesen Anglern waren Schrecken und Überraschung groß, als sich zeigte, was für einem kapitalen Hecht der Tauwurm geschmeckt hatte. Nach ca. 15-minütigem Drill, der Hecht war schon kurz vor dem Kescher, riss die Schnur. Die beiden Petrijünger freuen sich sehr darüber, dass der gehakte Fisch nur wenige Stunden später gefangen werden konnte und wünschen den Nachwuchsanglern auch für deren weitere Aktivitäten am Wasser viel Petri Heil.

Gerd Conens

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