Woher hast Du nur all die Erfahrung?
Woher kommt das Wissen? Wie kann ich Hechte fangen? Wie Karpfen? Wie Rotaugen?
Das sind Fragen, die mir häufig gestellt werden. Sogar nach Wels fragt man mich, dabei habe ich noch keinen gefangen. Ich frage mich meinerseits dann immer, wie es geschehen konnte, dass man zu einem Angler aufsieht, der nichts anderes macht, als die Augen offen zu halten und zu angeln. Ich behaupte, dass viele Angler, die nicht für eine Zeitschrift schreiben, sogar mehr wissen als ich.
Sammelpunkte
Eine Sache allerdings, die war mir wirklich immer sehr hilfreich beim Sammeln meinen Erfahrungen. Und das ist mein Tagebuch. Seit über 20 Jahren schreibe ich meine Erlebnisse akribisch auf. Nicht, weil ich die Dinge täglich neu studiere, sondern auch einfach deshalb, weil es mir persönlich weiterhilft die Dinge geschrieben zu haben. Das habe ich schon früh getan, weil mir ein Lehrer das mal empfohlen hat: “Dinge, die man aufschreibt, kann man sich leichter merken, auch wenn man sie nie wieder liest!”
Drei wichtige Aspekte sind es, die das Wissen durch das Aufschreiben einprägen:
1.Man merkt es sich besser, wenn man es geschrieben hat
2.Ich lese natürlich trotzdem hin und wieder in meinen Notizen. Besonders dann, wenn ich an einGewässer fahre, das ich seit Jahren nicht besucht habe, wo ich jetzt aber wieder angeln möchte. Dann geht mir oft ein Licht auf, über die Probleme, die es damals gab, und wie ich sie löste, über die Fischbestände, über die Hindernisse und Tiefen und über die Tageszeiten an denen ich gut fing.
3.Ich teile die Tagebücher mit den besten Freunden, die mir auch ihre Berichte schicken. Das vervielfacht die Erfahrungen durch den Austausch.
Mein Tagebuch ist für mich demnach mein wichtigster “Artikel”. Übrigens war es nicht selten die schreiberische Grundlage für meine vielen Fisch&Fang Artikel. Im Lauf der Jahre sind mittlerweile über 2000 A4 Seiten, beschrieben in 12pt zusammengekommen, inklusive der Fotos natürlich.
Um Euch einen Einblick in diese wertvolle Arbeit zu geben, hier kurze Auszüge aus unseren Tagebüchern, die nicht nur informativ, sondern auch sehr unterhaltsam sind, damit die Kollegen auch was zu lachen haben. So, wie Ihr das auch aus meinen Filmen kennt. Bitte habt Verständnis, dass ich Orts- und Gewässernamen bei der Riesenmasse der Leser verballhornen muss, sonst ist da bald die Hölle los.
Lustig finde ich, wie ich damals einige Dinge eingeschätzt habe. Die zerbrochene Spitze meiner Shimanorute hielt ich für “porös”. Hihihi!
Und hier ein Auszug aus einem meiner Tagebücher:
(Auszüge meiner Freunde folgen in weiteren Einträgen)
Freitag, der 7. Juni 2002
Das Wetter hat umgeschlagen. Es ist kühler geworden, nur noch so um die 17 Grad. Ein schwacher Ostwind bringt jede Menge Regen ran, und ich sinniere, ob ich die Karpfenruten überhaupt auslege. Nicht, weil ich nicht auf Fänge hoffe, sondern, weil es draußen nicht allzu gemütlich ist. Und die Dämmerungsphase allein bringt nicht viel, wie die vergangenen Nächte zeigten. Da müsste ich schon durchmachen. Bevor ich mich festlege, mache ich daher etwas, das ich seit langer Zeit nicht mehr getan habe. Ich ziehe mit Kunstköder los. Und zwar aus einem einfachen Grund. Mir ist vorgestern meine Shimano Sensilite abgebrochen. Die hauchzarte Kohlefaserspitze muss wohl schon porös gewesen sein, denn ich übte im Bruchmoment kaum Druck aus. Und so habe ich heute einen neuen Spitzenring montiert, und fische nun mit einer 15 cm kürzeren Rute. Da ich schon immer eine härtere Rute zum Spinnfischen mit schwereren Ködern wollte, ist das die Gelegenheit zu checken, wie die Neuanschaffung denn genau ausgestattet sollte. Häufig empfehlen die Spezies kurze Ruten, während ich selber nie unter 3 Meter gegangen bin. Und der Test beweist: 3 Meter (bzw. nun 2.85 m) sind optimal, selbst beim ruckweisen führen eines Skitterpops, wenn die Rute ein wenig härter ist. Nachdem das erwiesen ist, und die neue Härte der Rute mir auch sehr zusagt, montiere ich einen durchsichtigen Manns Gummifisch, mit Glitter. Die sind zwar schweineteuer, aber dafür auch traumhaft weich. Ich befinde mich exakt an der Stelle, an der am Mittwoch die Brassen am Laichen waren. Und prompt bringt einer der ersten Würfe einen wunderschönen Zander. Ich schlage das Abendessen ab, und werfe sofort an die gleiche Stelle. Wieder bringt ein Wurf unmittelbar an die „Brassen-Laichstelle“ einen Biss, und ich kann einen weiteren landen. Zander dieser Größe stehen in Trupps, das ist bekannt, aber gleich zwei in zwei Minuten, das habe ich auch noch nicht erlebt. Aber die Fänge der zweitbesten Ehefrau von allen schienen ja schon anzudeuten, dass dies ein besonders gutes Zanderjahr werden würde. Damit begnüge ich mich dann auch, und beschließe den einen morgen Mittag zu braten, und den anderen mit den eingefrorenen Aalen zu räuchern. Mjam, mjam!
Danach entscheide ich mich für einen Karpfenansitz, allerdings nicht die ganze Nacht hindurch. Dafür ist es einem alten Mann wie mir dann doch zu ungemütlich. Um 22.45 Uhr ein Run. Die Baitrunner sind nicht ganz so weit zugeknallt wie die vergangenen Male, und trotzdem “runt” es mit kurzen Unterbrechungen, was nicht gerade auf ein Monster schließen lässt. 12 Pfund erreicht er somit erwartungsgemäß auch nicht ganz. Das einzig wirklich ungewöhnliche war, das er als einer der absolut wenigen Karpfen in Richtung Haus zieht, anstatt in Richtung Brücke. Das macht bestenfalls einer von 50. Und so muss ich den Schuppi an der Zanderangelstelle der zweitbesten Ehefrau von allen ausdrillen, die sich sehr darüber freut (haha).
Samstag, der 08. Juni 2002
Ich habe absolut keinen Bock schon wieder 6 Stunden lang auf einen 12 pfünder zu warten. Daher beschließe ich, mich heute auf Hecht und Zander zu konzentrieren. Eine tolle Idee! Hätte ich man bloß 6 Stunden lang auf einen 12pfünder gewartet. Es ist absolute Windstille eingekehrt und für Raubfisch ist das nun mal nichts. Und so tut sich auch nichts. Außer der Erkenntnis, das Krabben im direkten Vergleich den eingefrorenen Köfi dem frischen eindeutig vorziehen, wie der direkte Vergleich zeigt. Einzig Erwähnenswertes: Ich habe vor dem Ansitz an der Futterstelle gestippt, um die besagten frischen Köfis (Handteller große Güstern) zu fangen. Dabei beißt auch eine Schleie, die ich noch ablichte, weil sie eine heftige Verletzung eines Kormorans am Kopf hat.
Samstag, der 15.Juni 2002
Ich habe beschlossen, das Füttern einzustellen, nachdem ein Stipptest gestern wenige Handgroße Güstern brachte, und heute nur eine einzige dieser Größe kam. Ich habe schon in der Schniepelwieke die Köfibestände aufgefrischt, aber hauptsächlich Barsche und Rotfedern bekommen.
Freitag, der 21. Juni 2002
Ich bin in die Schniepelwieke, abermals für Köfis unterwegs. Im Tiefen Bereich sitze ich an, denn der Rest ist schon dermaßen zugewuchert, das kein Angeln mehr möglich ist. Die Fische beißen hervorragend, besonders die gute Mischung aus Rotauge und Brassen. Ich fange an die 30 Stück in guter Größe. Plötzlich habe ich an meinem 14er Häkchen mit zwei Maden bestückt einen größeren Fisch. Er geht zunächst halbherzig zur Sache, und ich setze auf einen Brassen. Doch plötzlich nimmt er gut Schnur und entschwindet im nächsten Krautfeld. Mit 15er Vorfach keine Chance ihn daran zu hindern. Einige Minuten lang dauert das Minitauziehen, 5 bis 6 Zuschauer haben sich eingefunden, und schließlich sitzt er völlig fest. Kenn ich ja schon von hier. Sachte ziehe ich das ganze Krautfeld ran. Ich schiebe schon mal meinen Kescher ins Wasser, und versuche unter das Kraut zu kommen, um alles zusammen zu umgarnen. In dem Moment zeigt mir an der Oberfläche eine mächtige Schleie ihre grünlich schimmernde Seite, und sprengt dabei das Vorfach. „Ein Hecht, ein Zander ein Karpfen!“ hallt es aus der Menschenmenge. „Scheisse“ hallt es von mir!