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Leckerer Brei lockt Zander herbei!

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Verfasser mit Zander

Was Zanderfreunde alles von Friedfisch-Anglern lernen können? YVES GREGOIRE weiß es.

By Yves Gregoire

Große Entdeckungen beruhen oft auf Zufall. Isaac Newton beispielsweise saß unter einem Apfelbaum und döste. Eine „Frucht der Erkenntnis“ fiel ihm auf den Kopf – und so kam er der Schwerkraft auf die Spur. Auch mein Freund Mike wollte eigentlich nur ein Nickerchen machen. Zuvor hatte er den ganzen drückend heißen Vormittag vom Boot aus auf Zander angesessen – damals noch mit lebendem Köderfisch. Doch nichts ging, einfach tote Hose. Zudem mußte er feststellen, daß seine Sauerstoffpumpe, die eigentlich die Köderfische im Eimer mit frischer Luft versorgen sollte, den hohen Temperaturen nicht mehr gewachsen war: Die meisten Fische schwammen mittlerweile bauchoben, und auch die, die noch lebten, waren kurz davor, die Flossen von sich zu strecken.

So beschloß Mike, in einer Bucht Anker zu werfen, um sein Lunch-Paket und eine anschließende Siesta in Angriff zu nehmen.

Doch bevor es ans Spachteln ging, setzte er die noch lebenden Fische im Kanal aus. Die toten Artgenossen bekamen die Schwimmblase durchstochen und ein Begräbnis nach Seemannsart. Mehr aus Gewohnheit denn aus Vertrauen bot er einen letzten Köderfisch an und machte sich über seine Wurststullen her.

Nicht mal in Ruhe essen kann man!

Aber schon sein dritter Bissen wäre ihm fast im Halse steckengeblieben. Denn plötzlich verschwand die Pose. Ein prächtiger Stachelritter hatte seinerseits heftigen Appetit verspürt und in den Köderfisch gebissen. Er sollte nicht der einzige bleiben der auf den harten Bootsplanken landete. Denn Mike hatte den Grund seines plötzlichen Petri Heils erkannt: Die toten Köder hatten die Zander angelockt!

Die Idee an erfolgversprechenden Zander-Stellen anzufüttern liegt nahe; und trotzdem tut es kaum jemand. Dabei würde ein Futtereimer durchaus zum Zander-Spezi passen. Friedfischangler locken ihre Beute nicht nur an sondern binden sie durch regelmäßiges Nachfüttern an die gewünschte Stelle. Und über kurz oder lang stellen sich hier auch die Räuber ein. Deshalb legen viele Friedfisch-Freunde auch regelmäßig einen „Beifänger“ für Hecht Zander oder Aal aus. All diese Räuber bekommen mächtig Appetit wenn sie den Rabatz der nach Nahrung suchenden Weißfische spüren.

Doch einfach nur irgendwo tote Happen oder sonstige Lockstoffe ins Wasser zu werfen ist sicher nicht der erfolgversprechendste Weg zum Gourmetfestival „Zanderfilet in Weißwein-Soße“. Nur an der richtigen Stelle läßt sich das künftige Küchenerlebnis an den Haken locken. So sind Zander echte Saubermänner und hassen schlammige Böden. Dort anzufüttern lohnt die Mühe nicht.

Es empfiehlt sich erste Versuche vom Ufer aus zu unternehmen. Sinnvollerweise an solchen Plätzen wo schon der eine oder andere Raubritter im Kescher gelandet ist. Die erfolgversprechendsten Stellen: Rückströmungen und Strudel. Echte Hot spots liegen in Einfahrtsbereichen von Häfen und überall dort wo Nebengewässer einmünden weil Strudel und Strömung hier unser Futter eine Zeit lang über der Angelstelle halten.

Schon mal ’nen Zander dressiert?

Zander sind Gewohnheitstiere. Sie streifen auf der Suche nach Beute oftmals auf alten eingefahrenen Wegen umher. Ein solcher Bursche aber läßt sich dressieren wie Tante Paulas fetter Dackel. Denn wie der übergewichtige Vierbeiner genau weiß wo das Schappi lagert und regelmäßig vor dem Kühlschrank Stellung bezieht lernt auch der Fisch sehr schnell wo es was zwischen die Kiemen gibt.

Für die Freß-Dressur braucht man einige Tage. In dieser Zeit füttere ich mit toten Köderfischen an. Die durchstochene Schwimmblase sorgt dafür daß unser Appetizer zum Grund sinkt. Einige Schnitte in die Seiten des Fisches setzen besonders intensives Aroma frei.

Am eigentlichen Angeltag gibt es zunächst Fischhappen als Vorspeise. Haben sich die Zander zum Dinée eingefunden gilt es sie am Platz zu halten. Hierzu füttere ich einen eigens angerührten Fischteig siehe Kasten. Er kitzelt unseren Zielfisch ständig in der Nase. So wird der Stachelritter gierig am Futterplatz umherstreifen und schließlich nach allem schnappen also auch nach unserem Köderfisch.

Rütteln im 1/4-Takt

Bootsangler können die Zander auf diese Weise sogar ganz nah an den schwimmenden Untersatz locken. Hierzu packt man den Fischteig am besten in ein altes Zwiebelnetz oder eine Strumpfhose. Ein Stein im Beutel sorgt für das nötige Gewicht. Mit einem Seil wird der Futtersack knapp über Grund abgesenkt. Durch leichtes Zupfen und Rütteln an der Schnur im Abstand einer Viertelstunde entweicht dem Sack eine Duftwolke, die sich insbesondere in langsam fließenden Gewässern sehr gut ausbreitet. Das Boot bleibt währenddessen quer zur Strömung verankert.

Obwohl bei dieser Methode vor allem Stachelritter den Köder nehmen, sollte trotzdem ein leichtes Stahlvorfach montiert werden. Denn in der Praxis haben Mike und ich mehrfach erlebt, daß sich auch Hechte ein Stelldichein geben. Und auch Aale haben sich schon als angenehmer Beifang an unseren Haken verirrt.

Wir angeln übrigens an unseren angefütterten Stellen ausschließlich mit totem Köderfisch. Doch dürfte auch ein Versuch mit einem langsam geführten Gummifisch erfolgversprechend sein. Ihrer Experimentierfreude sind keine Grenzen gesetzt.

Foto: Verfasser

 

 

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