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Pirsch auf Döbel & Co.

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Döbel
Ein kapitaler „Dickkopf“.
Fluss-Mäander
Wie eine kleine Landstraße schlängelt sich der Bach durch die Landschaft.

Gerade die kleinen Flüsse haben es oft in sich! Andal Grunert stellt fängige Methoden für Klein-Gewässer vor: Trotting und Roving.

By Andal Grunert

Ich wohne im äußersten Süden Bayerns. Vor meiner Haustür gibt es kaum große Flüsse, deshalb habe ich eine Vorliebe für kleine Flüsse und Bäche entwickelt. Am liebsten sind mir Fließgewässer, die sich wie kleine Landstraßen durch die Gegend schlängeln. Leider sind solche Reviere sehr selten geworden. Aber es gibt sie noch, die Kleingewässer, wo ich meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen kann – dem Wander- und Ansitzangeln auf Döbel & Co.

Das ideale Döbel-Gewässer hat die Breite von zwei bis fünf Metern und mäandriert schwingend durchs Tal. Die Tiefe ist sehr variabel – dunkle, ruhige Gumpen werden von flachen Rauschen abgelöst. Der Leitfisch dieses Gewässer-Typs ist der scheue Döbel. In seinem Gefolge kommt alles vor, was Flossen hat und mit der stärkeren Strömung zurecht kommt: Rotauge, Bachforelle, Hasel, Aland, Barsch…

Die Ausrüstung zur Pirsch

An kleinen Gewässern bevorzuge ich das Angeln mit leichtem Gerät. Nur mit einer Rute, Kescher und einem Rucksack-Hocker mit Zubehör und Proviant geht es los. An einem langen Angeltag braucht natürlich auch der Angler etwas zwischen die Zähne. Da hat jeder seine eigenen Vorlieben. Für die Fische empfehle ich ein frisches Weißbrot vom Bäcker, Dosenmais, Rotwürmer und Maden. Alternativ dazu bietet sich im Winter Frühstücksfleisch, im Sommer Kirschen, andere Früchte oder natürliche Insekten als Köder an. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

Eine 12 Fuß lange Rute (3,6 Meter) mit einer Testkurve von knapp 1 ½ lbs ist wie geschaffen für die Angelei in kleinen Flüssen. Wer will, kann auch mit einer Matchrute fischen. Natürlich erfordern die Döbel ein etwas robusteres Modell. Dazu eine gute Stationärrolle, gefüllt mit 16-er bis 20-er Schnur. Das entspricht einer Tragkraft von zwei bis vier Kilogramm.

Um die Ausrüstung zu komplettieren: Der Kescher kann nicht groß genug sein. Vor allem muss der Kescher-Stab eine ausreichende Länge besitzen. Bach-Ufer sind oftmals steil und in den kleinsten Rinnsalen hausen bekanntlich die kapitalsten Brocken…

Eine kleine Auswahl an englischen Posen vom Typ Avon, Loafer oder Chubber, einige Grundbleie und etwas Kleinkram vervollständigen die Ausrüstung.

Jetzt aber ans Wasser: Hier ist Ruhe und Umsicht die erste Anglerpflicht. An kleinen Gewässern ist „dezentes Auftreten“ besonders wichtig. Vor allem auch eine angepasste Kleidung in gedeckten Farben. Wir möchten die Fische ja fangen und nicht durchs Revier scheuchen! Also montieren wir unser Gerät etwas abseits vom Ufer und nähern uns mit der entsprechenden Sorgfalt dem Objekt unserer Passion.

Trotting

Meistens beginne ich meinen Tag mit dem Wanderangeln. Wenn nach Stunden der Pirsch der Bewegungs-Trieb nachlässt, kann ich mich immer noch hinsetzen und als Ansitzangler die Fische an meinen Haken locken.

Beim Wanderangeln, dem Trotting, folgt man der in der Strömung abtreibenden Posenmontage und sucht aktiv die Fische. Die Pose wähle ich dabei so leicht, wie es die Strömung gerade eben zulässt. Meine Ketten-Bebleiung bringt den Köder auf Tiefe, lässt ihn aber immer noch verführerisch hochtrudeln, wenn ich die Drift gelegentlich verzögere. Um die richtige Angeltiefe zu finden, beginne ich mit der Posen-Einstellung knapp über Grund und variiere die Tiefe ständig. So lange, bis ich den ersten Biss bekomme. Bei den Ködern ist ebenfalls immer Experimentieren angesagt!

Sparsame Futtergaben aus eingeweichtem Brot und Maden unterstützen den Erfolg. Schlürfen die Döbel die Brotstückchen sogar von der Oberfläche auf, dann biete ich die Brotflocke ganz knapp unter der Pose an. Auch das Fischen mit „freier Leine“ ohne Blei und Schwimmer kann hier angebracht sein. Nerfling (Aland) und Aitel (Döbel), wie sie in Bayern genannt werden, gehen gerne auf schwimmendes Brot!

Auch während des Fischens sollte der Angler immer Abstand zum Ufer halten. Gerade an kleinen Gewässern hat das Herumfuchteln mit der Rute große Scheuchwirkung. Nach einem erfolgreichen Drill ist aber fast immer der Rest des Schwarmes vergrämt. Langes Verweilen bringt meist keinen weiteren Fisch – darum weiter ziehen und an einer anderen Stelle das Glück versuchen.

Roving mit dem rollenden Bodenblei

In stärkerer Strömung, wo die Fische hart am Grund stehen, angele ich ohne Pose mit dem rollenden Grundblei. Beim Roving wird das Gewicht des Kugelbleis oder eines kurzen Bleivorfachs so gewählt, dass es gerade so am Grund liegen bleibt. Hebt man kurz die Rute, geht es wieder auf Wanderschaft. Kurze Vorfächer verhindern hier nach meiner Erfahrung die Hängergefahr. Zur Bissanzeige halte ich die Schnur zwischen Daumen und Zeigefinger der Rollen-Hand. Schon nach kurzer Zeit bekommt der Angler ein Gefühl für den Flussgrund und erspürt die feinsten Zupfer.

An kleinen Fließgewässern muss in der Regel wenig oder gar nicht geworfen werden. Ich senke die Montage nur unter der Rutenspitze ab oder schlenze wenige Meter in die Bachmitte. Englische Spezialisten verwenden für diese Angelei gerne eine Achs- oder Nottingham-Rolle. Die Vorteile dieser „centrepins“ sind der besonders leichte Ablauf der Schnur und das einmalig direkte Drillgefühl. Leider kosten sie ein mittleres Vermögen. Beliebt sind auch Kapselrollen, weil sie eine Einhand-Bedienung erlauben. Zur Schnur-Freigabe muss kein Bügel umgelegt werden. Eine Umdrehung der Kurbel und die Kapselrolle kann nach dem Wurf wieder Schnur aufnehmen.

Ansitzangeln

Fische können in Bächen oder Flüssen grundsätzlich überall stehen. Besonders aufmerksam sollten aber tiefe Rinnen entlang von Prallhängen und unterspülten Ufern abgefischt werden. Aber auch die Bereiche zwischen den Fahnen des Flutenden Hahnenfußes, unter Bäumen und Büschen oder hinter Unterwasser-Hindernissen sind einen Versuch wert. Dort, wo Fische Deckung und Unterstand finden, fängt man sie meistens auch. In der ruhigeren Strömung sammelt sich ihre natürliche Nahrung. Die Döbel warten hier auf abtreibende Insektenlarven und ins Wasser gefallene Früchte oder Käfer.

An diesen fischträchtigen Stellen lohnt auch einmal ein Ansitz. Wer will, nimmt sich dazu Rutenhalter mit. Gegabelte Äste vom nächsten Weidenbusch tun es aber auch. Oft wachsen sie an, und im folgenden Jahr hat man eine neue Pflanze am Angelplatz.

Mit sparsamen Futtergaben locke ich die Fische an meine Stelle. Entweder angelt man mit der Pose aktiv über der Futterspur oder stationär auf Grund. Meine Montage für die Grundfischerei ist so einfach wie raffiniert. An das Ende der Hauptschnur binde ich unmittelbar den Haken. Darüber wird in 40 Zentimetern Abstand zum Haken ein Stopperknoten aus Stopper-Gummi (Power-Gum) gebunden. Etwa 30 Zentimeter oberhalb knüpfe ich einen weiteren Stopperknoten. Um den oberen Knoten knete ich „Tungsten-Putty“ als Sinkgewicht, der untere erhält mit knetbarem „Pop-Up-Foam“ etwas Auftrieb. Die Knetmassen „Tungsten-Putty“ und „Pop-Up-Foam“ benutzen vor allem Boilie-Angler. Im gut sortierten Karpfen-Fachhandel findet der Angler eine entsprechende Auswahl.

Nehmen die Döbel plötzlich das gefütterte Brot von der Oberfläche, ist die Knetmasse in Sekundenschnelle entfernt. Nach wenigen Handgriffen kann ich die Brotkruste an freier Leine anbieten. Die Abstände der Stopperknoten variiere ich je nach Beißverhalten ständig.

Es gibt wohl kaum einen kurzweiligeren Angeltag, als mit leichtem Gepäck einen kleinen Fluss entlang zu pirschen. Wer glaubt, in solchen Mini-Gewässern leben nur kleine Fische, der wird schnell eines Besseren belehrt. Mit etwas Glück geht auch mal eine alte, kapitale Raub-Forelle an den getrotteten Mistwurm…

Dieser Beitrag wurde von einem User von fischundfang.de verfasst. Haben auch Sie eine Fang-Geschichte oder ein außergewöhnliches Angel-Erlebnis? Dann mailen Sie uns doch mit einigen Fotos Ihre Geschichte: thomas.kalweit@paulparey.de.

Foto: Thomas Kalweit

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