Kleinfischer in ganz Europa fordern ein Ende der unfairen Subventionen und Fischereiquoten, die zu Überfischung, hohen Beifangraten, Rückwürfen sowie Emissionen und damit zu schlechten Bedingungen in diesem Sektor führen.
Eine Delegation von Kleinfischerinnen und Kleinfischern, Nichtregierungsorganisationen und der Outdoor-Firma Patagonia übergab im Namen von 37 Organisationen einen offenen Brief an Virginijus Sinkevičius, EU-Kommissar für Umwelt, Ozeane und Fischerei. Sie alle betonen: Würden Anreize für kleiner angelegte, umweltschonende Fischerei geschaffen werden, könnten mehr Arbeitsplätze entstehen, die Natur gefördert und der Niedergang der Branche aufgehalten werden.
Kleinfischer sind Schlüssel zum Schutz der Meere
In dem offenen Brief werden Maßnahmen dargelegt, die die Kommission und die Mitgliedstaaten ergreifen sollten. Sie sollten anerkennen, dass Kleinfischer der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Bewirtschaftung der Fischbestände und zum Schutz der Meere mit geringeren Auswirkungen auf die Umwelt sind und gleichzeitig einen sozialen Nutzen mit sich bringen: Denn im Gegensatz zu den industriellen Fischereiflotten tragen Kleinfischereibetriebe direkt zum Wohlstand der Küstengemeinden und der Erhaltung der lokalen Lebensgrundlagen bei.
Die Delegation betonte bei der Übergabe des Briefes an Virginijus Sinkevičius, dass die Zuteilung von Fangmöglichkeiten auf der Grundlage sozialer und ökologischer Kriterien erfolgen sollte, statt auf der Grundlage von Fangmengen. Diese Änderung würde dazu beitragen, die Wettbewerbsverzerrung auszugleichen, denn derzeit werden die Interessen der Großfischerei – trotz der negativen Auswirkungen auf die Umwelt – begünstigt. Auch bei der Zuteilung von Fangquoten, einer öffentlichen Ressource, sei Transparenz erforderlich. Solche Maßnahmen sind bereits in der Gemeinsamen Fischereipolitik vorgesehen, werden aber nicht gut umgesetzt.
Gemeinsame Fischereipolitik unzureichend umgesetzt
„Die unzureichende Durchsetzung von Artikel 17 der Gemeinsamen Fischereipolitik hat nicht nur die kleinen, wenig aktiven Fischer benachteiligt, sondern auch zu einer Verschlechterung der Umweltbedingungen geführt. Die mangelnde Transparenz bei der Verteilung der Mittel hat Praktiken aufrechterhalten, die den Meeresökosystemen schaden, und diejenigen, die sich für eine verantwortungsvolle Fischerei einsetzen, ins Abseits gedrängt“, sagt David Lange, Direktor der dänischen Kleinfischereiorganisation FSK-PO.
„Kleine Fischereibetriebe mit geringer Auswirkung auf die Umwelt sind Teil der Lösung, aber sie sind die vergessene und ausgegrenzte Flotte“, sagt Marta Cavallé, Exekutivsekretärin von Low Impact Fishers of Europe. „Wenn die EU-Fischereiminister denjenigen, die nachhaltiger fischen, das Recht geben, zu fischen, und nicht die industriellen Großfischer bevorteilen, könnte sich die Art und Weise, wie wir in Europa fischen, verändern und eine faire Fischerei, gesunde Meere und lebendige Gemeinschaften entstehen. Dieser Ansatz ist bereits der Kernpunkt von Artikel 17 der Gemeinsamen Fischereipolitik. Es kann ein potenzieller Wendepunkt sein, wenn er vollständig umgesetzt wird.”
Es ist zu erwarten, dass die Europäische Kommission eine Konsequenz aus der Bewertung der Gemeinsamen Fischereipolitik zieht und mit ihrem nächsten Mandat der Transparenz des Quotenverfahrens Vorrang einräumt. Die Leitlinien für die Mitgliedstaaten zur Anwendung sozioökonomischer und ökologischer Kriterien bei der Zuteilung von Fangmöglichkeiten werden Teil dieses Prozesses sein.
-Pressemitteilung Patagonia/Geschwister Zack PF-