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Karausche: Vergiss mein nicht!

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Karausche: Vergiss mein nicht!

Sie kennen Giebel und Karausche nur vom Hörensagen? Dann verzichten Sie aber auf viele tolle Drills! Wie Sie das ändern, verrät Michael Deeg.

Bevor Sie die Kampfkraft der kompakten Friedfische bestaunen können, müssen Sie sie erst einmal finden. Beide Arten lieben flache, warme, weichgründige und trübe Stillgewässer, die von Kraut und Seerosen durchsetzt sind. Dort gedeihen sie am besten und laben sich an Schnecken, Insektenlarven und Krebstieren. Bevorzugte Aufenthaltsorte sind grundnahe Bereiche, gerne in der Nähe von Scharkanten, an Krautfeldern und Seerosen.

Die besten Gewässer zum Angeln auf Karausche und Giebel sind unscheinbare Tümpel und Teiche. Das können Waldweiher oder ehemalige Tagebaugruben sein oder aber Feuerlösch und Ententeiche sowie verwilderte und verlandete Karpfentümpel. Im Osten Deutschlands und in ländlichen Gebieten Süddeutschlands findet man solche Gewässer relativ häufig. Daneben bewohnen die kleinen Fast-Karpfen auch zahlreiche Seen und Baggerlöcher, Altwasser nicht zu vergessen.

 

Sowohl Karauschen als auch Giebel lieben trübe Gewässer. Michael Deeg freut sich über einen guten Giebel.

Ein bekanntes Gewässer für große Giebel und Karauschen ist der Igelsbachsee, ein Vorstau des Großen Brombachsees. Hier gibt‘s vergleichsweise wenig Karpfen, was bedeutet, dass für Karausche und Giebel noch ausreichend Lebensraum zur Verfügung steht. Auch die Altwasser von Wörnitz und Donau im Großraum des bayerischen Donauwörth sind für einen Ansitz zu empfehlen.

Ein wichtiges Kriterium für Gewässer mit gutem Karauschen-Bestand ist, dass nicht Unmengen von Karpfen vorkommen. Denn Letztere besetzen die gleichen ökologischen Nischen und verdrängen ihre kleinen Verwandten relativ schnell. Karauschen sind recht standorttreu und ziehen oft nur über kurze Strecken hin und her. Das gilt allerdings nicht für Bestände in Stauseen und Baggerlöchern. Dort werden die Fische nämlich zu richtigen Pendlern.

Karauschen und Giebel sammeln sich häufig zu kleineren Trupps, oft vergesellschaftet mit anderen Friedfischen, zum Beispiel Rotaugen oder Schleien. Beim Ansitz muss man also immer mit Beifängen rechnen. Größere Exemplare behaupten sich jedoch sehr schnell auf einem angelegten Futterplatz, so dass man oft einige gute Fische hintereinander erwischt. Wenn die Rotaugen wieder beißen, ist der Trupp meistens vergrämt, weitergezogen oder abgefischt.

Obwohl man Karauschen oder Giebel im Gegensatz zu Karpfen oder Schleien selten an der Oberfläche sieht, sind sie nicht wirklich lichtscheu und lassen sich tagsüber gut erbeuten. Ein längerer Ansitz bis in die Dämmerung hinein oder ein Versuch bei Nacht schadet jedoch nie. Vor allem dort, wo das Wasser sehr sichtig ist, oder wo im Sommer viel gebadet wird, verlegen die Fische ihre Mahlzeiten oft in die Dunkelheit. Probieren Sie‘s an Badeseen unbedingt einmal in der Nähe der Strände, an denen tagsüber die Badegäste toben. Nicht zu dicht am Ufer, aber auch nicht zu tief. Am besten dort, wo der aufgeschüttete Badestrand leicht abfällt und in den Mulm des eigentlichen Grundes übergeht. Ist dort noch etwas Kraut zu finden, umso besser. Ebenfalls sehr aussichtsreich sind ruhige, kleine, krautreiche Buchten, gerne auch mit ein bisschen Holz im Wasser.

Teig schlägt alle Köder

Was für den Karpfen der Boilie, ist für Karausche und Giebel der Teig. Die kleinen Verwandten stehen nämlich voll auf die weichen Happen. Mit keinem anderen Köder lassen sie sich zuverlässiger fangen. Man kann ihnen wie folgt den Tisch bereiten: Füttern Sie einige Tage vor dem Angeln dosiert mit einer einfachen, aromatischen Mischung an. Am besten macht man‘s wie beim Karpfenfischen: Ist das Wasser warm, kommt ein süßes Aroma ins Futter, in der kalten Jahreszeit stehen die Fische dagegen eher auf Würziges und Fischiges.

Teig, ob selbst gemacht oder aus dem Glas, gehört zu den fängigsten Ködern. Man montiert ihn am besten an einem Haar mit Spirale.

Zusätzlich werfen oder schießen Sie etliche fest und rund gerollte Teigkügelchen auf den Futterplatz. Diese sollten einen Durchmesser von etwa zehn bis zwölf Millimetern haben, maximal 15. Wer nur die kapitalen Fische haben will, sollte ruhig richtig dicke Knödel füttern und fischen. Dick heißt hier: doppelt so große, also mindestens 20 Millimeter starke. Man muss sich allerdings im Klaren darüber sein, dass es mit den größeren Kugeln auch mehr Fehlbisse gibt. Denn nicht immer sind unsere Zielfische mehrpfündige Riesen. Die Durchschnittslänge liegt eher zwischen 20 und 30 Zentimeter.

Beim Füttern ist weniger oft mehr. Die Kostproben sollen die Fische schließlich nur anheizen. Zudem rufen Futterberge und zu großzügig gefütterte Teigkugeln nur Kleinzeug und unerwünschte Weißfisch-Schwärme auf den Plan. Am besten stimmt man die Grundfuttermischung geschmacklich passend zum Teig ab. Bei hochkonzentrierten Lockstoffen aus dem Handel muss man aber ein wenig Vorsicht bei der Dosierung walten lassen. Einige Tropfen der hochkonzentrierten Flüssigkeit, vor dem Anmischen des Trocken-Futters oder der Teigmischung zum Wasser oder Ei gegeben, reichen schon vollkommen aus. Alles andere ist zuviel des Guten und gibt den Fischen voll eins auf die Nase.

Fängige Geschmacksrichtungen für Giebel und Karausche sind Honig und Vanille; in manchen Gewässern läuft ein Käsearoma am besten. Auch wenn Sie Ihren Teig nicht kaufen, sondern selbst anmischen, ob nun aus Brot oder diversen Mehlen, sollten Sie ihn unbedingt mit Duftstoffen verfeinern. Das kann Vanillezucker sein, Maggi oder Fischöl – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Anköderung von Teig

Nach dem Füttern kommt das Fangen. Sie können die weichen Teigkugeln an der leichten Grundrute oder mit der feinen Pose anbieten. Als Schwimmer nimmt man am besten ein ganz leichtes, vorbebleites Weißfisch-Floß mit einer Glas- oder Flex-Antenne ohne Eigenauftrieb. Sensible Waggler oder Sticks gehen auch. Der Teig am Haken kann im Stillwasser zugleich als Wurf- und Tariergewicht dienen. Idealerweise senkt er den Schwimmer so weit ab, dass nur noch dessen äußerste Spitze aus dem Wasser ragt. Hervorragend klappt auch das Grundangeln mit einer Ledger-Rute und unbeschwerter Schwing- oder feiner Zitterspitze. Ein leichtes Laufblei auf der Hauptschnur, ein Vorfach mit Teigspirale am Haar – fertig. Beißen die Fische beherzt zu, sollte das Vorfach auf bis zu zehn bis 15 Zentimeter gekürzt werden.

Eine besonders sensible Bissanzeige liefert die Schwingspitze. Sie sorgt am Teich für Spannung pur.

Alternativ zur Haar-Anköderung kann man Teig auch wie einen Boilie seitlich haken oder ihn von oben auf den Schenkel ziehen. Ich drücke die Kugel bei gespannter Schnur zunächst so weit aufs Vorfach, bis sie zur Hälfte durchschnitten ist. Dann schiebe ich sie bis zum Haken und presse sie ganz leicht auf den Schenkel. Bei einem guten, geschmeidigen Teig sind die Schnittflächen so glatt, dass sie bei geringem Druck sofort wieder zusammenkleben. Wichtig beim Anködern: Der Haken darf nicht zu klein gewählt werden – Größe 10 ist nicht übertrieben.

Es bedarf schon eines relativ kräftigen Anhiebs, um die Hakenspitze zuverlässig ins Fischmaul zu treiben. Allerdings wird man immer wieder Fehlbisse haben, wenn man den Teig direkt auf den Haken schiebt. Deshalb bevorzuge ich das effektivere Spiralen-Haar.

Wie beim Karpfenangeln, lässt sich auch auf Karausche und Giebel eine Festbleimontage einsetzen, wobei alles eine Nummer kleiner und leichter gewählt wird. In Kombination mit einem sensiblen Grundrütchen macht diese Methode sogar richtig Spaß, denn die bulligen Karauschen legen wie Karpfen eine ordentliche erste Flucht hin! Auch an der Matchrute geht der Fisch voll auf Tiefe und hält immer wieder voll dagegen. Warum sollte man sich dieses Drillvergnügen entgehen lassen?

Prächtiger Fisch: ein kapitaler Giebel.

Geräte-Check

Rute: Zum Posenangeln etwa 3,90 Meter lange Matchrute wie die Trophy Match von Jenzi; zum Grundfischen drei Meter lange Ledgerrute wie die Artini Multi Tool von Jenzi.

Rolle: Kleine Stationärrolle mit Weitwurfspule und feiner Bremse wie die J-Matrixx 6020 von Jenzi oder die Tica Stunna Match.

Schnur: 0,17er bis 0,20er Monofil wie Maxima Chameleon, Dega Centron oder Climax Concept Pro Mono Match.

Köder/Futter: Jenzi-Gold Amino Magic Bait oder Top Secret Carp Bait/Weißfisch-Fertigteige; Grundfuttermischung wie Jenzi-Gold „Gold“ oder Top Secret „Allround Spezial“.

Teigrezept

Ein fängiger Angelteig ist einfach herzustellen. Meistens hat man die Zutaten dafür schon zu Hause: Mehl, Semmelbrösel, Haferflocken, Reis- und Maisflocken sowie frisches, weißes Toastbrot. Gut geeignet, aber nicht ganz billig ist Babynahrung (nach abgelaufener Ware fragen!), zum Beispiel Brei, den man als Grundstoff benutzt. Die Trockenmasse feuchtet man mit Wasser oder Milch an. Ein Ei, das für 200 Gramm Trockenmasse teicht, und etwas Butter oder Honig dienen als Bindemittel bzw. als Lockstoff. Gute Erfolge hatte ich mit Teigen aus Mehl und Semmelbrösel, angereichert mit Maggi-Würze.

Mit Zutaten aus dem Supermarkt lässt sich ein fängiger Teig herstellen.

Giebel oder Karausche?

Die Karausche (Carassius carassius) zeichnet sich durch 32 bis 35 Schuppen an der Seitenlinie aus, während der Giebel (Carassius auratus gibelio) lediglich 27 bis 31 hat. Beide Arten haben keine Barteln am Maul. Karauschen fallen, besonders als Jungfische, durch einen dunklen Fleck auf der Schwanzwurzel auf, den der Giebel nicht aufweist. Die Schwanzflosse des Giebels ist wesentlich stärker eingebuchtet als die der Karausche. Es kommt häufig zu Mischformen aus Karauschen, Giebeln und Karpfen, wobei eine Unterscheidung sehr schwer fällt.

Die Karausche ist leicht mit dem Giebel zu verwechseln. Mischformen erschweren eine eindeutige Bestimmung.

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