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Jahresthema „Expedition Tiefsee“

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Bild: Deutsches Meeresmuseum / Johannes-Maria Schlorke
Im Ozeaneum Stralsund ist ein präpariertes Anglerfisch-Weibchen mit der typischen Angel und dem großen Maul zu sehen. Bild: Deutsches Meeresmuseum / Johannes-Maria Schlorke
Bild: Christian Rödel
Mit leuchtenden Nesselfäden locken Staatsquallen Beutetiere in der Tiefsee an. Bild: Christian Rödel

Mit einer offiziellen Eröffnung ist das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund heute in sein Themenjahr „Expedition Tiefsee“ gestartet.

Die Spannweite des Scherenbeinpaares dieser präparierten Japanischen Riesenkrabbe im MEERESMUSEUM Stralsund beträgt beachtliche 3,16 Meter. Bild: Deutsches Meeresmuseum / Johannes-Maria Schlorke

Anhand neuer Ausstellungs-Stationen im Meeresmuseum und Kaltwasserkorallen-Aquarien im Ozeaneum können sich Besucher ab sofort über die Besonderheiten des faszinierenden und zugleich größten Lebensraumes der Erde informieren.

„Unser Planet müsste Tiefsee heißen, denn zu ihr zählen mehr als 60 Prozent der Erdoberfläche“, sagt Dr. Harald Benke, Direktor des Deutschen Meeresmuseums. „Gemessen an der Größe des Lebensraumes ist unser Wissen über die Tiefsee mit dem Lichtkegel einer Taschenlampe im dunklen Keller vergleichbar“, so Benke. Sogar der Mond ist besser erforscht als die lichtlosen Tiefen ab 1.000 Meter. Dort herrschen hoher Druck, Finsternis und eisige Temperaturen. Doch spätestens seit dem legendären Tauchgang von Donald Walsh und Jaques Piccard in den Marianengraben im Jahr 1960 ist klar, dass es in der Tiefsee Leben gibt. In fast 11.000 Metern Tiefe sahen die beiden Forscher eine Flunder im Scheinwerferlicht ihres Tauchbootes „Trieste“, die als Modell im Erdgeschoss des Meeresmuseums zu sehen ist.

Bizarre Lebewesen

Das Modell eines Höllen-Vampirs im Meeresmuseum wird abwechselnd in Schwarz- und Tageslicht gezeigt. Bild: Deutsches Meeresmuseum

Im Dämmerlicht des neuen Tiefseesaales im Meeresmuseum können Besucher nun Modelle von bizarren Tiefseelebewesen genauer betrachten. Darunter der Schwarze Drachenfisch mit seinem überproportional großen, an eine Heuschrecke erinnernden Unterkiefer, der nahezu auf Maul und Magen reduzierte Pelikanaal und der lichterzeugende Silberbeilfisch.

Publikumsliebling könnte die ein Meter große, originalgetreue Nachbildung eines Höllen-Vampirs werden. Seinen Namen verdankt der Tintenfisch den Häuten, die sich zwischen seinen acht Armen spannen. Der in einer Tiefe von 800 bis 1.500 Meter lebende Kopffüßer hat bläulich schimmernde, sehr große Augen und an den Enden seiner Fangarme Lichtorgane, die an Krallen erinnern. Hautlappen und Leuchtorgane lassen den Tintenfisch in der Dunkelheit wie einen Vampir aussehen.

Oase Walkadaver

Als eines von weltweit nur 20 Museen zeigt das Ozeaneum Stralsund einen präparierten Riesenkalmar. Bild: Johannes-Maria Schlorke

Ein neu gestaltetes Diorama zeigt die knochigen Überreste eines Walkadavers auf dem Meeresboden. In den kargen Tiefsee-Ebenen sind tote Wale wie Oasen in einer Wüste: Sie ernähren mehr als 200 Tierarten mehrere Jahrzehnte lang. Die halbkreisförmige Szenerie hinter Glas gestalteten die Museumsmitarbeiter mit echten Pottwalrippen und –wirbeln, 15 handgefertigten Plastiken von Schleimaalen, Haien und Tiefseefischen, aber auch mit Tiefseekrabben und einer Riesenassel.

In einem zweiten Saal befindet sich die Sonderausstellung „Kaltwasserkorallen in unseren Meeren“. Zwölf hinterleuchtete Ausstellungstafeln informieren über das Leben der Korallen in der Dunkelheit und ihren großen Artenreichtum. Hingucker im abgedunkelten Ausstellungsraum sind vier fast deckenhohe Nachbildungen von Korallenpolypen, die zum Teil frei im Raum stehen und geheimnisvoll leuchten. Realisiert wurde die Sonderausstellung in Zusammenarbeit mit dem WWF und dem Senckenberg Institut in Wilhelmshaven.

Kaltwasser-Riffe der Tiefsee

Im Ozeaneum wird das Thema Kaltwasserkorallen im wahrsten Sinne des Wortes lebendig. Über zwei Jahre haben die Aquarienmitarbeiter hinter den Kulissen des Museums Erfahrungen in der Haltung von Kaltwasserkorallen gesammelt. Nun sind die ersten filigranen, weiß bis blass-rosa farbigen Steinkorallen in drei neuen insgesamt ca. 1 500 Liter fassenden Aquarien zu bestaunen. Das Tiefsee-Korallenriff beleben außerdem zerbrechliche Schlangensterne, Furchenkrebse und Gorgonenhäupter. In den kommenden Wochen werden noch Gorgonien und eine Kaugummi-Koralle einziehen.

„Wer die Schönheiten der Dunkelheit im Ozeaneum betrachten möchte, muss kleine Spotlichter anschalten“, erklärt Dr. Harald Benke. Anders als ihre tropischen Artgenossen brauchen Kaltwasserkorallen kein Licht zum Leben. Die Korallenpolypen ernähren sich von im Ozeaneum gezüchtetem Plankton. Diese Lebensweise setzt spezielle Strömungsverhältnisse sowie exzellente Wasserwerte in den Becken voraus und macht die Haltung von Kaltwasserkorallen zur Königsdisziplin in der Aquaristik. Die Planung und Ausführung der neuen Aquarien dauerte über ein Jahr und stammt von der hauseigenen Technikabteilung.

Viele Geheimnisse

In ihrem jeweiligen Expeditions-Flyer bringen Ozeaneum und Meeresmuseum den Gästen die Tiefsee-Highlights der Ausstellung näher und laden Wiederholungsbesucher dazu ein, die Museumsstandorte aus einer neuen Perspektive zu erkunden. Die Faltblätter sind ab sofort gratis an den Museumskassen erhältlich. Im Ozeaneum führt die Route vorbei an einem neuen, sieben Meter hohen Tiefseebanner an der Innenfassade des Gebäudes. Es vermittelt die Dimensionen zwischen der uns vertrauten, noch lichtdurchlässigen Dämmerzone und der Tiefsee mit ihren typischen Lebewesen. Neben der aus biologischer Sicht bedeutungsvollen Lebewelt spielen für die Wirtschaft vor allem die Ressourcen der Tiefsee eine entscheidende Rolle. Die Dauerausstellung Erforschung & Nutzung der Meere zeigt, wie mit sogenannten ROVs (Remotely Operated Vehicles), Fotoschlitten und Tiefseelandern der Meeresboden beispielsweise auf der Suche nach wertvollen metallhaltigen Erzen erkundet wird. Am Ende der Expedition Tiefsee im OZEANEUM veranschaulichen die lebensgroßen Modelle eines Pottwals und eines Riesenkalmars unsere Vorstellung eines Tiefseekampfes, der noch nie beobachtet wurde. Die Szene steht stellvertretend dafür, dass die meisten Geheimnisse der Tiefsee noch gelüftet werden müssen.

-pm-

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