Es ist Wahlkampfzeit in der Republik. Verleger Walterpeter Twer bot sich eine Gelegenheit, um beim Parteivorsitzenden Guido Westerwelle nachzuhaken, wie die FDP zu den Brennpunkten der Angelei steht.
FISCH & FANG: Herr Westerwelle für wie wichtig halten Sie die Freizeitbeschäftigung Angeln?
Westerwelle: Angeln ist mehr als nur Fische zu fangen. Mir ist sehr wohl bewusst dass Angler auch einen sehr wichtigen Beitrag zur Erhaltung unserer Gewässer leisten. Sie sorgen für ausgewogenen Fischbesatz halten die Seen und Flüsse sauber und renaturieren sie in Eigenregie. Nicht zuletzt ist es den Anglern zu verdanken dass inzwischen wieder Lachse in großen deutschen Strömen schwimmen. Dazu kommt der wirtschaftliche Faktor: Allein in Deutschland gibt es fast dreieinhalb Millionen aktive Angler die für ihre Leidenschaft pro Jahr über 3 Milliarden Euro ausgeben und damit 52.000 Arbeitsplätze sichern.
FISCH & FANG: Stichwort Renaturierung: Oft führen die Maßnahmen der Angler erst dazu dass sich wieder seltene Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. Mit der Folge dass dann ganze Gewässerabschnitte für jegliche Naturnutzer gesperrt werden. Ist das nicht eine geradezu schizophrene Konsequenz?
Westerwelle: Wir von der FDP wollen die Menschen nicht aus der Natur aussperren sondern sie heran führen. Es gibt mehr als genug Reglementierungen in diesem Land wir brauchen nicht noch zusätzliche Paragraphen sondern weniger Vorschriften. Man kann freie Bürger zumal Angler die den nachhaltigen Umgang mit der Natur im Rahmen der Fischereiprüfung vermittelt bekommen nicht noch weiter drangsalieren.
FISCH & FANG: Ein Thema brennt Anglern ganz besonders unter den Nägeln: Die explosive Vermehrung des Kormoranbestandes. Inzwischen wird die Population europaweit auf deutlich über 500.000 Vögel geschätzt – Tendenz stark steigend. Bei einem Nahrungsbedarf von durchschnittlich 500 Gramm Fisch pro Tag bedeutet das massive Schäden für viele Gewässer. Schäden für die niemand aufkommt und wirksame nachhaltige Gegenmaßnahmen sind größtenteils ausgeblieben. Wie sieht der Lösungsansatz der FDP aus?
Westerwelle: Es darf nicht sein dass der Vogelschutz groß geschrieben wird und darüber der Gewässer- bzw. Fischschutz völlig vernachlässigt wird. Wir wissen dass Angler keineswegs wie oft unterstellt die Ausrottung der Kormoranbestände fordern sondern lediglich die Reduzierung auf ein gewässerverträgliches Maß. Und da das Problem über die Landesgrenzen hinaus geht kann nur eine europaweite Lösung angestrebt werden. Dazu gehört dann auch über Abschussquoten nachzudenken falls andere Maßnahmen wie zum Beispiel Vergrämungsaktionen nicht zum Ergebnis führen.
FISCH & FANG: Unverständlich für viele Angler stellt sich auch die Förderung der so genannten “Kleinen Wasserkraft” dar und das geschieht unter dem Deckmantel “besonders umweltverträglich”. Die mit Steuergeldern subventionierten Werke machen allerdings die Fließgewässer für einen Großteil der heimischen Fauna absolut undurchlässig. Und auch seltene Wanderfischarten können oft ihre Laichplätze nicht erreichen. Es ist schon paradox: Einerseits fördert der Gesetzgeber ein europäisches Lachsprogramm dass die Salme wieder in unseren Strömen heimisch machen soll andererseits wird mit der Subventionierung der “Kleinen Wasserkraft” diesem Gedanken zuwider gehandelt…
Westerwelle: Vieles an der grünen Energiepolitik von Herrn Trittin bleibt absolut unverständlich. Wie bei den Windkraftanlagen fehlt auch bei der Wasserkraft das klare Ziel. Statt durchdachter Konzepte hängt man bei den regenerativen Energien Träumereien und Ideologien nach die längst nicht immer mehr Umweltschutz bedeuten wohl aber im Ergebnis höhere Stromrechnungen für alle Verbraucher. Hier sind klare Korrekturen geboten.
FISCH & FANG: Ein weiterer wichtiger Punkt ist das so genannte Catch & Release. Im Gegensatz zu seinem holländischen englischen oder skandinavischen Kollegen muss ein deutscher Angler mit einem Schuldspruch vor Gericht rechnen wenn er einen maßigen Fisch nach dem Fang wieder schonend und unverletzt zurück setzt. Wie steht die FDP zu diesem Thema?
Westerwelle: Wie gesagt: Angler sind gut für ihr Hobby ausgebildete freie Bürger denen man verantwortungsbewusstes Handeln und waidgerechten Umgang mit der Kreatur zutrauen sollte. Sie wissen selbst am besten wie viel Entnahme ein Gewässer verträgt. Und wenn ein Angler meint dass es besser ist – unabhängig von der Größe – einen Fisch nach dem Fang wieder wohl behalten schwimmen zu lassen warum soll er das nicht tun dürfen? Nein weniger Bevormundung der Bürger muss auch hier das Ziel sein. Es wundert mich nicht dass man in den Nachbarländern den Kopf schüttelt über diesen deutschen Sonderweg.