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Huchen: König der Kälte

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Huchen: König der Kälte

Legendär sein Ruf, prächtig sein Schuppenkleid, anspruchsvoll sein Fang – Wolfgang Hauer über den faszinierenden Huchen.

Wahrheit und Mythos prägen die Fischerei auf den „Donaulachs“. Oft wird zum Beispiel von der unglaublichen Raublust des Huchens berichtet. Er soll innerhalb kurzer Zeit so viel fressen, wie er selbst wiegt. Die Realität sieht freilich anders aus. Speziell bei sehr niedrigen Temperaturen geht die Verdauung langsam vonstatten. Das kann bedeuten, dass ein 90-Zentimeter-Huchen, der einen Aitel mit zirka 800 Gramm gefressen hat, sich für einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen in seinen Unterstand zurückzieht und in dieser Zeit dann nichts mehr frisst. In Gefangenschaft gehaltene Huchen haben sogar nachweislich bis zu einem Jahr lang keine Nahrung aufgenommen, ohne wesentliche Beeinträchtigungen zu zeigen.

Wie viel Nahrung ein Fisch tatsächlich frisst und in der Folge wächst, lässt sich anhand des sogenannten Futterquotienten grob schätzen. Die Formel wurde für die Fischzucht entwickelt und gibt an, wie viel Futter/Gewicht ein Fisch zu sich nehmen muss, um selbst ein Kilo Körpergewicht zuzulegen. Beim Huchen geht man – abhängig von Größe und Alter – von etwa sieben bis zehn Kilo Nahrung aus, die erforderlich sind, um den Räuber ein Kilo schwerer zu machen. Das bedeutet, grob gesagt, dass ein 90 bis 110 Zentimeter langes Exemplar bei einer Gewichtszunahme von zwei bis drei Kilo 20 bis 30 Kilo Futterfische fressen muss.

Tiefe Wehrgumpen erweisen sich immer wieder als exzellente Fangplätze.

Regel Nummer eins beim Huchenfischen lautet: Ein guter Guide ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Dienste eines erfahrenen Angelführers sind eigentlich unbezahlbar. Gerade zu Beginn einer „Huchenkarriere“ sollte man sich unbedingt der Obhut eines Guides anvertrauen. Das gilt selbst für erfahrene Spezialisten, wenn sie an ein neues Gewässer kommen. Man erspart sich eine Menge Kilometer und Zeit. Der Guide weiß eben, wo die Huchenstandplätze liegen und wie sie angefischt werden, ohne die teuren Köder in heimtückischen Hängerfallen zu verlieren. Dazu kommt die wertvolle Hilfe bei Drill und Landung sowie natürlich das Schießen des obligatorischen Erinnerungsfotos.

Alles geregelt?

Wir Menschen neigen ja dazu, möglichst viele Regeln aufzustellen. Auch und gerade bei der Huchenfischerei gibt es jede Menge Faustformeln. Leider jedoch halten sich die Huchen oft nicht an unsere Regeln. Die meist strapazierte Formel ist wohl jene von den tausend Würfen, die es angeblich braucht, um überhaupt einen Biss zu bekommen. Mancherorts mag das stimmen, oder man muss sogar mehrere tausendmal servieren, um einen einzigen Huchenkontakt zu bekommen. Genauso gut kann es aber passieren, dass sich der ersehnte Biss schon nach ein paar Dutzend Würfen einstellt.

Kalte Finger gehören beim Huchenangeln im Winter einfach dazu. Dafür erwartet den Petrijünger ein einmalig schönes Naturerlebnis.

Oft wird auch über das richtige Huchenwetter philosophiert. Ich halte leicht angetrübtes und steigendes Wasser nach längerem Niedrigpegel beziehungsweise einen Wettersturz nach ausgedehnten Schönwetterphasen für sehr gut. Leichter Schneefall und einige wenige Plusgrade sind, laut einigen sehr erfolgreichen Huchenfischern, geradezu ideal. Ich habe meine größten Exemplare an Nachmittagen bei leicht bedecktem Himmel gefangen, als recht angenehmene Temperaturen herrschten. Einige meiner Huchen gingen aber auch frühmorgens und bei klirrender Kälte, klarem sonnigen Wetter und Niedrigwasser an den Haken. Wir Angler können es wohl drehen und wenden, wie wir wollen: Der „Winterkönig“ raubt, wann immer er will – und das kann jederzeit sein.

Deshalb sollte der Petrijünger stets mit einem Biss rechnen. Das klingt zwar trivial, aber seien Sie versichert: Wenn man bei Schneeregen stundenlang am und im Wasser unterwegs ist, lässt die Konzentration kontinuierlich nach. Entsprechend nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, einen Biss zu verschlafen. Und darauf wiederum können Sie sich verlassen, dass nämlich die Huchen-Attacke fast immer dann kommt, wenn man nicht damit rechnet! Regeln sollten also nicht überbewertet werden, ganz im Gegensatz zur Ausrüstung.

Alte und neue Verführer

Bei der Wahl des Köders gibt es leider keine Empfehlung für einen universell fängigen Verführer. Oft unterschätzt werden gute Wobbler. Ich verwende schwimmende Modelle. Damit kann ich auch schwierige Passagen befischen, indem ich den Wobbler über Hindernisse hinwegschwimmen lasse. Ist der versunkene Fels oder die Baumwurzel passiert, bringe ich den Köder wieder durch verstärkten Zug auf Tiefe.

Bei trübem Wasser und in der Dämmerung habe ich ganz besondere Favoriten: Handgefertigte Perlmuttblinker von Josef Hofinger aus Rutzenmoos. Die Köder sind zwar eigentlich für Hecht und Seeforelle konstruiert, fangen aber – auf Einzelhaken abgerüstet – auch prima Huchen. Die schmucken Verführer sind schwer genug, um sie auch an großen Flüssen weit werfen zu können, und sie spielen durch ihre Form sehr verführerisch. Nicht zuletzt macht wohl der besondere Schimmer des Perlmutts den kleinen, aber feinen Unterschied aus.

Gummifische haben sich in den letzten Jahren als Top-Huchenköder etabliert und schon manchen starken „Donaulachs“ an den Haken gebracht.

Auch der gute, alte Huchen-Zopf fängt nach wie vor seinen Zielfisch. Allerdings wird er heutzutage natürlich nicht mehr mit Neunaugen bestückt, sondern mit Gummiwürmern. Der Huchenzopf soll laichende Neunaugen imitieren. Allerdings kommen die eigentümlichen Rundmäuler nur mehr in ganz wenigen Flüssen vor. Viele Huchen kennen also keine Neunaugen mehr. Und trotzdem fangen die Imitate aus Gummi immer noch, wohl weil die verführerischen Bewegungen der Weichplastik-Zöpfe den Beißreflex auslösen. Damit der Spezialköder fängt, muss man ihn tief führen, das heißt: hart am Grund entlang. Dabei drohen natürlich auch mehr Hänger. Um die Gefahr von Köderverlusten zu reduzieren und die Huchen zu schonen, bestücke ich meine Zöpfe mit Einzelhaken statt Drillingen.

Populär geworden sind in den letzten Jahren Weichplastikköder, die Beutefische imitieren. Die Softbaits bewegen sich selbst bei langsamster Führung noch verführerisch. Ob man nun Gummiköder mit Hammer- oder Sichelschwanz verwendet, ist in erster Linie Geschmackssache. Meine Favoriten sind die Platinum Regenbogenforelle Catch 22 in der Ausführung „fast sinking“ von Castaic. Ein sehr lebensecht wirkender Top-Köder, der vor allem dort fängt, wo regelmäßig Forellen besetzt werden. Ebenfalls sehr empfehlenswert, gerade in anspruchsvollen Revieren, sind die Magnumtwister und Banjo-Modelle in 23 Zentimeter in Silberglitter und die Kopyto River Shads ab 16 Zemtimeter von ShadXperts im klassischen Dekor Perlweiß/Schwarz. Die Magnumtwister und Banjo-Modelle montiere ich auf Jighaken und führe sie mit regelmäßigem Grundkontakt. Leider muss man bei fast allen Kunstködern mit erheblichen Verlusten durch Hänger rechnen. Aber nur wer wagt, fängt!

Doppelter Anhieb

Anspruchsvoll ist die Bisserkennung beim Huchenangeln. Einsteiger verwechseln das Zupacken nicht selten mit einem Bodenkontakt. Erst wenn der „Hänger“ plötzlich lebendig wird, kommen der Adrenalinstoß und der Anhieb. Doch sehr oft hält der Huchen den Köder mit seinen mächtigen Kiefern nur fest, ohne dass der Haken gefasst hat. Ein entschlossener Anhieb ist also sehr wichtig. Ich setze bei großen Huchen meist noch einen zweiten Anschlag, um den Fisch auch wirklich gut zu haken. Gerade bei den großen „fleischigen Softbaits“ muss voll durchgezogen werden.

Huchen sind kampfstarke Salmoniden. Wer bei der Gerätezusammenstellung oder im Drill Fehler macht, riskiert Materialbruch.

Doch selbst ein erstklassig gesetzter Anhieb ist noch keine Garantie dafür, dass der Huchen auch gelandet wird. Wohl die Hälfte der mühsam an die Köder gebrachten Fische befreit sich im Laufe des Drills mit einem kräftigen Kopfschütteln. Zurück bleibt ein völlig fassungsloser und furchtbar fluchender Fischer. Es muss eben alles passen und vor allem halten. Schon Rudolf Hartlieb schrieb in seinem Buch „Der Huchenfischer“ aus dem Hubertusverlag im Jahre 1948: „Nach beendeter Wasserwaid ist die Schnur sofort in ihrer ganzen Länge von der Rolle zu nehmen und sorgfältig zu trocknen. Ab und zu tauche man die Schnur in ein warmes Paraffinbad und lasse sie dort liegen, bis sie sich vollgesogen hat. Dann spanne man sie aus und reibe die sich bildende Paraffinkruste mit einem gut angewärmten Wildleder ab.“ So weit müssen wir heute zwar nicht mehr gehen. Aber bestes Material und absolute Sorgfalt sind immer noch gefragt.

An erster Stelle steht die Schnur. Solange es Plusgrade hat, bevorzuge ich Geflechtleinen ab 0,35 Millimeter Durchmesser aufwärts. Allerdings knüpfe ich mit dem Chirurgenknoten noch ein zirka 60 Zentimeter langes 0,50er Monofilvorfach zwischen Geflechtleine und Köder. Dieses Stück mit der größeren Dehnung und höheren Abriebfestigkeit dient als Puffer und schützt besser vor Abrissen. Friert es, bleibt nur das Aufspulen von 0,45er bis 0,50er Monofil.

Besonders in Verbindung mit der dehnungsarmen geflochtenen Schnur, sollten nicht zu steife Ruten verwendet werden. Sonst gehen viele Huchen gleich nach dem Anhieb wieder verloren. Kommt dagegen stärker dehnendes Monofil zum Einsatz, darf ruhig ein härterer „Knüppel“ Verwendung finden. Im Handel erhältliche Huchenruten zeichnen sich durch ein kräftiges Rückgrat und übergroße Schnurführungsringe aus, um ein vorzeitiges Vereisen zu verhindern.

Besonderes Augenmerk ist auch auf die Rolle zu legen. Vor allem stationäre Modelle sind beim Huchenfischen enormen Belastungen ausgesetzt. Sie werden versehentlich ins Wasser getaucht, vereisen und versagen schließlich. Auch nass aufgespulte Geflechtleinen, die später gefrieren, setzen Schnurlaufröllchen und -fangbügel sowie Bremsen außer Kraft.

Respekt zeigen

Bei aller Begeisterung für die Huchenfischerei, sollte nie die eigene Sicherheit vergessen werden. Wer stundenlang allein auf vereisten und verschneiten Blocksteinufern herumklettert, kann schnell in gefährliche Situationen geraten. Gleiches gilt beim Balancieren auf Eisrändern, um einen Huchen zu landen oder einfach nur einen Hänger zu lösen. Denken Sie bitte vorher über die möglichen Konsequenzen nach! Und nehmen Sie auf alle Fälle ein Mobiltelefon mit ans Wasser. Mit einem Handy kann man nicht nur seine Freunde schnell über den Fang eines kapitalen Huchens informieren, sondern im Ernstfall auch rasch Hilfe anfordern. Für Gast-angler ist es unerlässlich, sich vor Antritt einer Reise unbedingt beim Gewässerbewirtschafter über die Bedingungen (Pegelstände, etc.), Fischereibestimmungen und Lizenzpreise zu erkundigen! Beachten sollte man ferner, dass in vielen Revieren die Entnahme eines Huchens nicht, oder nur unter bestimmten Voraussetzungen, erlaubt ist beziehungsweise welche Methoden gestattet sind – nur Fliegen- oder auch Spinnfischen?

Der Autor präsentiert einen Traum-Huchen. Wolfgang Hauer setzt den Fisch zurück – für ihn ein wichtiger Beitrag zum Bestandserhalt.

Und ganz wichtig: Erweisen Sie dem König der Alpenflüsse den Respekt, der ihm gebührt! Der Huchen ist heute leider eine gefährdete Fischart, daher muss vor dem Fang der Schutz stehen. Nur wenn wir stabile Bestände haben, können wir sie auch befischen. Dafür sorgen die Bewirtschafter mit viel Aufwand und Engagement. Erweisen Sie sich als Gastangler bitte würdig und gehen so waidmännisch wie möglich mit diesen wundervollen Geschöpfen um.

Gewässer-Tipps

Als Kenner der österreichischen Huchenreviere empfiehlt Autor Wolfgang Hauer Gastanglern die Mur, Enns, Pielach, Drau, Gail und Donau. Drei Gewässerstrecken möchte der Experte besonders hervorheben:

 

1. Drau bei Lienz: In diesem erstklassigen, rund acht Kilometer langen Salmonidenrevier ist die Huchenfischerei für Gäste des Hotels Sonne in Lienz nach Voranmeldung möglich. Seit 2002 darf auch auf Huchen nur mehr die Fliegenfischerei ausgeübt werden. Das Revier ist gut mit dem Streamer zu befischen.

 

Kontakt: Hotel Sonne, Herr Günther Wimmer, Südtirolerplatz 8, A-9900 Lienz, Tel. 0049/664/4000797 oder 0043/4852/63311, Fax -63314, E-Mail:lienz.sonne@netway.at, Internet: www.tiscover.com/sonne

 

2. Enns Revier Grossraming: Länge 22 km. Sehr großer Voralpenfluss mit starken Huchen. Klassisches Revier für die Spinnfischerei mit Zopf und Gummifisch. Saison vom 1.11.-15.2. Sowohl Tages- als auch Saisonlizenzen erhältlich.

 

Kontakt: Angelsportverein Grossraming, Herr Karl Salcher, Tel. 0664-1253690, E-Mail: angelsportverein@grossraming.net, Internet: www.ennsfischen.at

 

3. Pielach: Revier der österreichischen Fischereigesellschaft 1880. Kleinerer Voralpenfluss. Diese Huchenstrecke, Reviere 4 und 5 ÖFG, umfasst ca. 15 km. Sehr schönes Revier mit ausgezeichnetem Huchenbestand in Nieder-österreich, Nähe St. Pölten. Saison für Tageslizenzen vom 1.9. bis 28.2. Huchenfischerei ausschließlich mit Fliegenrute und Streamer. Achtung: Nur kurze Stiefel erlaubt, keine Watstiefel oder Wathosen! Lizenzreservierung dringend empfohlen.

 

Kontakt: Österreichische Fischereigesellschaft 1880 (ÖFG 1880), Elisabethstr. 22, A-1010 Wien, Tel. 0043-1-5865248, E-Mail: office@oefg1880.at, Internet: www.oefg1880.at, weitere Infos: Gewässerwart Ewald Hochebner, Tel. 0043-664-5611819.

Köder-Check

 

ShadXperts: Maukner OG, Prager Str. 7, A-2000 Stockerau, Tel. 0043-6641166434 oder 438, Internet: www.shadxperts.com

 

Think Big: Jürgen Haese & Reinhard Mucha GbR, Eiderstr. 3, 44287 Dortmund, Tel. 0231-4462651, Internet: www.thinkbig-online.de

 

Handgefertigte Perlmuttblinker: HM angelprofi, Rutzenmooser Ring 66, A-4845 Rutzenmoos, Internet: www.angelprofi.at

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