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Holzrolle gerettet

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Das Messingkreuz auf der Rückseite und vorm allem der Fuß zeigen noch Reste einer dünnen Vergoldung. Die Eisenschrauben sind ausgeblüht und haben das Nussbaumholz stellenweise dunkel verfärbt.

Als ich sie bekommen habe, war sie fast vollständig mit einer eingetrockneten Schicht aus weißem Schimmel bedeckt.

Offenbar hatte sie hundert Jahre lang an einem alten Bambusstecken in irgendeinem feuchten Keller auf mich gewartet. Der weiße Stockpilz ließ sich aber erstaunlich problemlos mit einem feuchten Läppchen entfernen, er war nur oberflächlich, konnte nicht ins Holz eindringen. Eine Behandlung mit Ballistol frischte das Holz wieder auf und reinigte das oxidierte Metall.

Diese Rolle hatte ein hartes Leben gehabt. Die Frontseite war früher einmal gebrochen, aber wieder kunstvoll zusammengeleimt worden. Es ist immer wieder erstaunlich wie gut und lange Knochenleim hält.

Messingkreuz und Fuß bestehen aus vergleichsweise dünnem Blech und ließen sich problemlos wieder leicht richten. Offenbar war das Messing früher vergoldet gewesen. Auch der einzig verbliebene Griffknauf ist aus Messing und zeigt Reste einer dünnen Vergoldung. Vor hundert Jahren, als die Rolle neu war, muss sie ziemlich bling-bling-mäßig ausgesehen haben. Trotzdem ist es eine vergleichsweise einfache Rolle, ohne Klicker.

Irgendwann einmal war ein Rollenknauf abgebrochen. Der damalige Besitzer machte aus der Not eine Tugend und nutzte das verbliebene Loch, um darin den Anfang der dicken Hanfschnur anzuknoten, bevor die Rolle bespult wurde. Die alte Hanfschnur ist noch erhalten, aber sehr brüchig.

Es ist erstaunlich, wie robust das Material Nussbaum ist. Problemlos hat es 100 Jahre Dauerfeuchte ausgehalten, ohne zu reißen oder zu faulen. Nur die Eisenschrauben sind etwas ausgeblüht. Eisen verursacht in Nussbaum durch Feuchtigkeit dunkle Verfärbungen (Eisen-Gerbstoff-Reaktion), die an der Rolle zu beobachten sind.

Jetzt verstehe ich etwas mehr, warum Holzrollen damals so populär waren, sie waren leicht, preiswert und vor allem dauerhaft haltbar. Die Front zeigt sogar noch verkrustete Reste von Schellack oder Leinölfirnis. Die Rolle lässt sich leider nicht mehr auseinanderschrauben, ohne übermäßig brutal zu werden. Damals wurde die Achse anscheinend mit ein paar Hammerschlägen neu “verankert”, deshalb ist die Achse an der Gewindeseite aufgepilzt, die Schraube lässt sich drehen, aber nur bis zur flachgeklopften Achsenspitze.

Wer kennt den Hersteller dieser Holzrolle? Infos an thomas.kalweit@paulparey.de

Auf der Front sind noch Reste von Schellack oder Leinölfirnis zu erkennen.
Der Griffknauf besteht ebenfalls aus Messing und zeigt noch Reste der Vergoldung.
In das Loch des fehlenden Knaufs wurde der Anfang der Hanfschnur geknotet.
Deutlich ist durch einen schwarzen Streifen der Bruch in der Front zu erkennen, er wurde aber damals untrennbar verleimt.
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